Im Waldbad Hanstedt gilt ab der kommenden Saison nicht nur für Männer "Brust raus!", auch Frauen dürfen sich dann dort "oben ohne" aufhalten. Das hat der Samtgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen. Er folgte damit einem Antrag der Gruppe Grüne/SPD auf eine entsprechende Änderung der Haus- und Badeordnung. Dort hatte es bislang geheißen, dass der "Aufenthalt im Nassbereich des Waldbades nur in angemessener Badebekleidung gestattet" sei. Künftig ist der Aufenthalt auf dem gesamten Bad-Gelände "nur mit vollständig in Badetextilien bedeckten primären Geschlechtsorganen" erlaubt. 
"Weibliche Brüste sind genauso wie männliche sekundäre Geschlechtsorgane. Während der einen Hälfte der Badegäste, nämlich der männlichen, erlaubt ist, oberkörperfrei zu baden, müssen Frauen auch ihre Brüste bedecken. Dies widerspricht der Gleichberechtigung", hatten Grüne und Sozialdemokraten ihren Antrag begründet. "Es sollte allen Badegästen (m/w/d) gleichermaßen gestattet sein, sich sowohl im Schwimmbecken als auch auf den Liegewiesen mit freiem Oberkörper im Schwimmbad aufzuhalten. Des Weiteren fördert das Bedecken der weiblichen Brust die Sexualisierung dieser und kann auch zu einer trans- und interfeindlichen Diskriminierung führen, wenn diese Personen dem 'weiblichen Geschlecht' zugeordnet werden sollen. Dagegen ist von politischer Seite ein Zeichen für Toleranz zu setzen."
In der neuen Haus- und Badeordnung nicht mehr enthalten ist die Regelung, dass das Badpersonal über die Angemessenheit der jeweiligen Badekleidung entscheide. Diese Bestimmung war aus Sicht der Grünen/SPD-Gruppe "antiquiert". "Dem Personal die Entscheidung zu überlassen, ist nicht antiquiert, sondern notwendig", widersprach UNS-Ratsherr und zweiter stellvertretender Bürgermeister Gerhard Schierhorn. Über den Badeordnungs-Antrag habe er sich "gewundert", da sowohl der Hanstedter Schwimmmeister als auch Gäste ihm gegenüber erklärt hätten, dass es "keine Probleme mit Badebekleidung gegeben" habe. 
Bundesweit ins Rollen kam die "oben ohne"-Debatte in diesem Sommer, als unter anderem in Göttingen und München Frauen mit unbekleideten Brüsten aus Freibädern hinausgeschmissen wurden und dagegen zum Teil gerichtlich vorgingen.