Lämmer auf Arpshof ohne Mutter
Erneuter Wolfsriss in Dierstorf
- Insgesamt drei Schafe wurden in der Nacht zu Mittwoch auf dem Arpshof in Dierstorf von Wölfen gerissen
- Foto: Hochstadt
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"Schon wieder...", war der erste Gedanke von Uli Hochstadt, Landwirt und einer der ersten Bauern auf dem Arpshof in Dierstorf, "beim dritten Mal tut es kaum noch weh." Am Mittwochmorgen, 6. August, ging der 62-jährige Landwirt auf seine große Wiese, die direkt vor seiner Terrasse liegt und auf der fünf Schafe und etliche Gänse lebten, ein Bach urig durch das hohe Gras plätschert. Drei der fünf Schafe fand er - unglaublich zerfetzt und regelrecht ausgeweidet - über eine große Fläche der Wiese verteilt. Die beiden überlebenden Lämmer riefen erbärmlich nach ihrer Mutter Elfi, von der kaum noch etwas übrig war. "Das schafft kein einzelner Wolf, das muss ein Rudel gewesen sein," so Hochstadt. Elfi, das Mutterschaf, Lotta, die noch am Vortag mit den Kindern auf dem Hof gespielt hat und die neunjährige Trudi, das Fernsehschaf, mit der Flasche aufgezogen und die sogar schon im "Tatort" und bei "Neues aus Büttenwarder" mitgespielt hat. Alle drei wurden in der Nacht zu Mittwoch von Wölfen gerissen, die Innereien sind in einem riesigen Umkreis verteilt.
Uli Hochstadt hat die Nase voll. Seine kleine Schafzucht wird er nun aufgeben, das war der dritte Wolfsriss in vier Jahren, erst im Frühjahr vergangenen Jahres wurden vier seiner Schafe von einem oder mehreren Wölfen angefallen, drei von ihnen starben. Weitere drei Jahre zuvor erwischte es das erste Schaf. Vor einer Woche seien im Nachbardorf ebenfalls vier Schafe von Wölfen gerissen worden, erzählt der Altbauer.
Hohe Zäune hat Hochstadt nach den ersten Wolfsrissen allerdings nicht gebaut. "Die werden von unser aller Steuergelder finanziert und das möchte ich nicht. Außerdem findet der Wolf dann andere Wege zu den Schafen, entweder lernt er, darüber zu springen oder buddelt sich unter durch."
Ein Wolfsberater sieht das im Gespräch mit dem WOCHENBLATT anders: Nutztierhalter seien verpflichtet, für den Schutz ihrer Tiere zu sorgen. Und ein großer Teil der Gesellschaft wolle die Wölfe, also zahle die Gesellschaft dafür. Angst müssten Menschen vor den Wölfen nicht haben, erwachsene Wölfe seien scheu und meiden den Kontakt zu Menschen.
Außerdem seien nur etwa drei bis fünf Prozent der Wölfe "Problemwölfe", die aber auch zügig 'entnommen', also getötet, werden müssten. "Jeder Wolf, der Mist baut, muss weg", so der Wolfsberater, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Aber wenn Wolfskuschler und Wolfhasser endlich miteinander reden würden, wäre vieles einfacher".
Niedersachsen ist mit etwa 700 Wölfen eines der vom Wolf am dichtesten besiedelten Gebiete in Deutschland: Auf 63 Territorien leben 56 Rudel, vier Wolfspaare und drei Einzelwölfe. Jedes Territorium umfasst geschätzt eine Fläche von 300 Quadratkilometer (zum Vergleich: Der Landkreis Harburg hat eine Fläche von 1.244 Quadratkilometern). Und die Wölfe sind sehr aktiv, sie legen in einer Nacht locker 70 Kilometer zurück. Einem Wolf bei einem Spaziergang in der Natur zu begegnen, ist mittlerweile gar nicht mehr so unwahrscheinlich. In dem Fall empfiehlt die Jägerschaft des Landkreises Harburg, ruhig zu bleiben, sich langsam - mit Blick auf das Tier - zu entfernen. Sollte der Wolf näher kommen, sollten sich Spaziergänger groß machen, mit tiefer Stimme rufen und notfalls mit Gegenständen in Richtung des Wolfes werfen, um ihn zu vertreiben.
Redakteur:Stefanie Hansen aus Tostedt |
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