Schausteller Wienberg
Seit 47 Jahren auf den Festen der Region unterwegs

Hans-Heinrich Wienberg in seinem großen Kettenkraussell am Buchholzer City Center | Foto: ts
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  • Hans-Heinrich Wienberg in seinem großen Kettenkraussell am Buchholzer City Center
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JOBS und KARRIERE

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bim. Hollenstedt. Täglich derselbe Alltagstrott mit Stechuhr und Mittag um 12 - das ist nichts für Hans-Heinrich Wienberg. Und obwohl er längst im Rentenalter ist, denkt er nicht ans Aufhören. Der Schausteller aus Hollenstedt, der am 8. August seinen 75. Geburtstag feierte, reist seit 47 Jahren von Frühjahr bis Weihnachten durchs Land und bereichert mit seinen Karussells und Buden viele Feste und Märkte. Jetzt steht er in den Startlöchern für die ersten Weihnachtsmärkte.
Der gebürtige Meckelfelder erlernte das Handwerk des Schmieds und Wagenbauers. Sieben Jahre lang war er in dem Beruf tätig, die Reparatur von Ackerwagen und landwirtschaftlichen Geräten gehörten zu seinem Tagesgeschäft. "Da lernt man, zu improvisieren. Ich drücke mich nicht vor der Arbeit, aber ich wollte freier sein", sagt Wienberg. Im Jahr 1972 begann seine Schaustellerlaufbahn. "Zuerst habe ich einen Dosenwurfanhänger gebaut und war auf Volksfesten in der Region unterwegs. Dosen- oder Pfeilewerfen konnte man damit variieren."
Dann kaufte er sein erstes Fahrgeschäft: einen Kinderkettenflieger mit vier Metern Durchmesser, den er aus Nürnberg holte und mit dem er der Besuchermagnet auf dem ersten Buchholzer Weihnachtsmarkt war. Nach und nach baute Hans-Heinrich Wienberg auch 30 Weihnachtshütten für den Markt, der sich dank der familiären Atmosphäre großer Beliebtheit erfreute.
Den kleinen Kettenflieger gibt es immer noch. Auf Tour geht Hans-Heinrich Wienberg damit aber nicht mehr. Stattdessen reist er mit einem großen Kettenflieger mit zwölf Metern Durchmesser und 32 Sitzen zu den Märkten in den Landkreisen Harburg und Stade sowie bis nach Hannover, Bremen und sogar Dänemark. Außerdem gehören u.a. ein kleines nostalgisches Kinderkarussell und ein Luftgewehrschießstand zu seinen Attraktionen.
"Das Schaustellergewerbe hält jung. Wenn man sein Handwerk versteht und es liebt, hört man nicht auf", so Wienberg. "Ich habe noch keine Lust auf Rente. Wir haben die Fahrgeschäfte, und die sind abbezahlt", sagt der Hollenstedter Schausteller Hans-Heinrich Wienberg ganz pragmatisch. Aber es ist auch die Liebe zu seinem Beruf, die ihn nicht müde werden lässt, den Knochenjob weiter auszuführen. Denn der Auf- und Abbau der Fahrgeschäfte und der Weihnachtshütten sind harte körperliche Arbeit.
Unterstützt wird er dabei von einem festen Mitarbeiter und Aushilfen. Seine Lebensgefährtin Karin Kovacs ist seit 30 Jahren immer an seiner Seite und verkauft u.a. die Chips im Kettenflieger oder Glühwein in einer der selbstgebauten Weihnachtshütten. Früher half viele Jahre lang auch Wienbergs Sohn (50), der ebenfalls Hans-Heinrich heißt, im Schaustellerbetrieb mit.
Der Arbeitstag beginnt in der Regel um 9 Uhr und dauert bis Mitternacht. "Bis man dann zuhause ist, ist es schnell mal 2 Uhr", berichtet der Schausteller. "Aber man lernt immer wieder neue Leute kennen", sagt er zu den positiven Aspekten des Schaustellerdaseins. Daheim warten dann noch Papierkram und organisatorische Dinge, und häufig klingelt das Telefon.
Ein wenig wehmütig wird der 75-Jährige, wenn er an alte Zeiten zurückdenkt. "Die Leute waren früher begeisterter", sagt er. Ein Volksfest war damals das Ereignis im Dorf oder in der Stadt. Heute jagt ein Veranstaltungshighlight das nächste.
"Damals haben die Kinder das Taschengeld, das sie von der Oma bekommen haben, zur Kirmes gebracht. Heute kostet allein ein Handy viel Geld. Auch die gestiegenen Kosten für Miete oder Strom wirken sich auf das Freizeitverhalten aus", weiß Wienberg.
Was ihn mitunter ärgert, sind die Bürokraten in den Rathäusern und die immer strengeren Auflagen. "Früher reichte es, die Fahrgeschäfte in Ordnung zu halten. Jetzt mussten wir zum Beispiel den Kettenflieger umrüsten für Windlastzone 4. Mit dieser Windwiderstandsklasse können wir jetzt auch an Küsten und auf Inseln fahren", erläutert er.
Als Nächstes ist Hans-Heinrich Wienberg aber erstmal mit seinem Karussell in der Heimat anzutreffen: am ersten Adventswochenende (30. November/1. Dezember) auf dem Tostedter Christkindlmarkt.

Hans-Heinrich Wienberg in seinem großen Kettenkraussell am Buchholzer City Center | Foto: ts
Seit 30 Jahren fahren sie gemeinsam zu den Festen: Hans-Heinrich Wienberg und seine Lebensgefährtin Karin Kovacs | Foto: bim
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Bianca Marquardt aus Tostedt

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