Nutria-Alarm: Die niedliche Gefahr in Buxtehude und dem Alten Land

Niedlich, aber für den Deich gefährlich: Nutrias | Foto: Kauder/DJV
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Invasive Nagetier-Art unterhöhlt und zerstört Schutzwälle / Deiche könnten einbrechen

ab. Jork. Die ersten Nutrias sichtete Hegeringleiter Hinrich Gründahl aus Buxtehude in Borstel, 200 Meter hinter dem Elbdeich. Inzwischen hat er schon Kameras aufgestellt und einige gefilmt. Sie sind angekommen im Alten Land, die possierlichen Tierchen, die wie eine Mischung aus Biber und Ratte aussehen. Und sie sind gefährlich: In Deichnähe fühlt sich die ursprünglich aus Südamerika stammende Art besonders wohl, gräbt Löcher von enormen Ausmaßen in den Schutzwall - ein großes Risiko für den Hochwasserschutz.
"Die Tiere können mit Schwanz eine Länge von bis zu einem Meter und ein Gewicht bis zwölf Kilo erreichen", sagt Gründahl. "Man kann sich bei der Größe gut vorstellen, dass sie Löcher mit einem Durchmesser von einem Meter buddeln." Dadurch werden Deiche und Uferböschungen massiv unterhöhlt - und können einbrechen. Zum Beispiel durch die Belastung eines landwirtschaftlichen Fahrzeugs, so geschehen in Dannenberg im Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Im Jagdjahr 2018/19, das noch bis zum 1. April geht, seien, so Gründahl, im Landkreis Stade bereits 180 Nutrias geschossen worden. "Die meisten bisher an der Oste", sagt der Jäger. "13 Stück davon in unserer Region." Eine Fangprämie gibt es auch, 6 Euro wird pro Schwanz gezahlt.

An der Rübker Straße in Buxtehude sei jüngst ein Nutria erlegt worden, ein weiterer wurde tot am Sperrwerk Neuland gefunden. Gesehen wurden allerdings schon mehrere. Gründahl: "Diese Tiere sind nachtaktiv und darum tagsüber sehr selten zu sehen." Das erschwere auch die Jagd und sei einer der Gründe, warum die ganzjährige Bejagung gestattet sei und es auch für Muttertiere keine Schonzeit gebe. Denn in der Dunkelheit sei nicht erkennbar, ob es sich um ein männliches oder ein weibliches Tier handele.

Kürzlich seien Jäger die Schilfbereiche in Borstel abgegangen. "Zum Glück haben sie nichts gefunden", sagt Wilhelm Ulferts, Oberdeichrichter beim Deichverband der II. Meile Alten Landes. Dennoch ist die Situation kritisch. "Die Nutria wühlt sich am Deich durch 1,5 Meter Kleischicht, dann ist sie im Sandkern", weiß Wilhelm Ulferts. Dort werde dann das Wasser hineingedrückt und unterspüle den Deich. Wie viele Nutrias es derzeit seien, wisse niemand. "Sind es erst mal 200 Tiere, bekommen wir die nie wieder weg." Nutriaweibchen können fünf Mal im Jahr Junge bekommen, fünf bis sechs Stück pro Wurf. Geschlechtsreife erlangen sie bereits mit drei Monaten. "Wir müssen handeln, und zwar sofort", fordert Ulferts.

Um gegen die Population der pelzigen invasiven (eingewanderten) Art, die auch als Bedrohung für die heimische Artenvielfalt eingestuft wird, vorzugehen, hat sich der Oberdeichrichter inzwischen mit Landrat Michael Roesberg kurzgeschlossen. "Er hat mir seine Unterstützung zugesagt, die wir dringend brauchen." Mit Kameras wollen die Deichschützer Nutrias aufspüren und Fallen aufstellen. Rund 180 Euro koste eine Falle, sagt Ulferts. "Investitionen von 10.000 bis 20.000 Euro müssen getätigt werden, und das so schnell wie möglich." Denn bis die Nutrias an die Fallen herangehen, könnten Monate vergehen, sagen Gründahl und Ulferts. "Und mindestens drei Generationen haben wir schon."

Nutrias - woher sie kommen
Nutrias stammen aus Südamerika und wurden aufgrund ihres Pelzes in der damaligen DDR gezüchtet. Nach dem Fall der Mauer wurden die Pflanzenfresser in die Freiheit entlassen und vermehren sich seitdem im gesamten Bundesgebiet. Laut Medienberichten sollen im Jahr 2018 24.320 Nutrias in Niedersachsen erlegt worden sein. Die Zahl soll sich seit 2001 verzwanzigfacht haben.

Redakteur:

Alexandra Bisping

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