Es steht Aussage gegen Aussage
Quarantäneversorgung: Mussten Flüchtlinge hungern?

Das ist nur ein Teil einer Lebensmittellieferung, die das DRK an eine Flüchtlingsunterkunft unter Quarantäne verteilte | Foto: DRK
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bim. Landkreis. Da gibt es wohl Gesprächs- oder Klärungsbedarf: Nach der Berichterstattung "Wenn Flüchtlinge in Quarantäne müssen" (WOCHENBLATT 9a/2021) über die Versorgung der Asylbewerber nach einzelnen Corona-Fällen und der Aussage des Landkreises Harburg, dass die Verpflegung auch in der Isolation gesichert sei, meldeten sich zwei Flüchtlingsbetreuer, die das anders erlebt haben. Sie berichten: "Die Versorgung von Menschen in Quarantäne scheint überhaupt nicht zu funktionieren!"
In zwei Fällen - im Dezember in Winsen sowie zwischen Februar und März in Egestorf - hätten die Flüchtlingshelfer auf eigene Kosten Lebensmittel oder notwendiges Haushaltszubehör wie Topf und Wasserkocher herangeschafft, um die in den Unterkünften Isolierten zu versorgen. Einmal sei einer Ehrenamtlichen sogar von einem Mitarbeiter im Gesundheitsamt genervt gesagt worden, "dass sich der infizierte Flüchtling doch selbst was kaufen solle".
Diese Vorwürfe weisen jedoch sowohl der Landkreis als auch das DRK, das die Versorgung sicherstellt, entschieden zurück. "In Abstimmung mit dem Leiter der Unterkunft haben wir sofort nach Beginn der Quarantäne über die Tage insgesamt rund acht Tonnen Lebensmittel und Getränke in die Unterkunft in Egestorf gebracht", berichtet DRK-Kreisbereitschaftsführer Jan Bauer. Die Lebensmittel, die gemäß der Anzahl der Personen und der Dauer der Quarantäne bereitgestellt werden, würden entweder direkt an die Bewohner oder an die Heimleitung übergeben. Das gelte für alle betroffenen Unterkünfte. Aktuell stehen die rund 40 Bewohner in der Flüchtlingsunterkunft in Otter unter Quarantäne.
Kamen die Lebensmittel nicht rechtzeitig, haben sie nicht ausgereicht oder waren es nicht die richtigen? Wie sich die Situation für die Betroffenen dargestellt hat, wollte das WOCHENBLATT aus erster Hand erfahren. Doch von den rund 40 Flüchtlingen in Egestorf habe "keiner mit der Zeitung sprechen" wollen, wurde mitgeteilt.

Die Vorwürfe im Detail und was Landkreis und DRK dazu sagen

Zwei Flüchtlingshelfer berichten: "Im Dezember wurde ein Flüchtling aus Buchholz in die Quarantäne nach Winsen gebracht. Er hat keinerlei Versorgung erhalten, eine Ehrenamtliche hat dann mit vielen Telefonaten in zwei Tagen und durch eigene 'Anlieferung' von Lebensmitteln und Haushaltsmitteln (Topf, Schüssel und Wasserkocher) Abhilfe geschaffen. Ich habe über 30 Minuten mit dem Leiter Migration, Michael Kröger, gesprochen, der es auf den damaligen Betreiber Human Care geschoben hat und dann angeblich eine Versorgung der Quarantäne-Orte durch das DRK organisiert hat."
Auch in der Unterkunft in Egestorf mit rund 40 betroffenen Flüchtlingen habe die Versorgung nicht funktioniert. Am Donnerstag, 25. Februar, sei über die Unterkunft Quarantäne verhängt, aber erst am Dienstag, 2. März, seien zum ersten Mal Lebensmittel bereitgestellt worden.
Flüchtlinge wurden
im Laden nicht bedient

Der Landkreis hatte betont, die von Quarantäne betroffenen Unterkünfte nicht zu nennen, um Stigmatisierung zu vermeiden. "Doch als die unter Quarantäne gestellten Bewohner versuchten, gegen die Auflagen im Ort einzukaufen, weil sie nichts mehr zu essen hatten, wurden sie im Laden nicht bedient, weil dort die Quarantäne bekannt war", erläutern die Flüchtlingshelfer. "In ihrer Not haben sie einen Bekannten angerufen, der dann mit der finanziellen Hilfe einer Flüchtlingshelferin von 200 Euro erst einmal Lebensmittel eingekauft und den Geflüchteten vor die Tür gebracht hat", wird berichtet.
DRK-Kreisbereitschaftsführer Jan Bauer sagt hingegen: "Die 'Beschwerde' ans WOCHENBLATT kann ich nicht nachvollziehen. Den Vorwurf, dass wir uns nicht gekümmert haben und die Versorgung von Menschen in Quarantäne überhaupt nicht funktioniert, weise ich ausdrücklich zurück." Das DRK und das Pandemie-Team versuchten seit mehreren Wochen, alles möglich zu machen. "Und es gelingt uns! Auch feiertags und an Wochenenden."
DRK lieferte an
vier Tagen Lebensmittel

Jan Bauer berichtet: "Die Unterkunft wurde am Freitag, 26. Februar, in Quarantäne versetzt. Die Meldung hierzu habe ich sofort nach Vorlage des Testergebnisses durch die Kollegen vom Gesundheitsamt erhalten. Wir haben am gleichen Tag umgehend die Versorgung der Unterkunft eingeleitet. Am 27. Februar wurde eine Ad-hoc-Lieferung an Lebensmitteln und Getränken nach Egestorf gebracht. Im Verlauf der folgenden Tage haben wir die Unterkunft am 2. und 5. März mit Lebensmitteln versorgt. Letztmalig waren wir am 8. März noch einmal vor Ort."
"Inwieweit Aussagen zu einem Fall, der Betroffene solle sich etwas kaufen, in einem Gespräch im Dezember gefallen sein sollen, lässt sich heute so nicht nachvollziehen", teilt Kreissprecher Andres Wulfes mit.

Das ist nur ein Teil einer Lebensmittellieferung, die das DRK an eine Flüchtlingsunterkunft unter Quarantäne verteilte | Foto: DRK
Aktuell steht die Flüchtlingsunterkunft in Otter unter Quarantäne | Foto: bim / archiv
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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