Austausch über die Probleme Hörgeschädigter

Informierten beim Hörgeschädigtentreffen in Tostedt (hinten, v. li.): Detlef Hiemer vom Verein "Hören ohne Barriere" (HOB) aus Stade, Tostedts Gruppenleiterin Inge Gabriel, Betroffene Birgit Vollmer, CDU-Kreistagsmitglied Christian Horend, SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler sowie vorn: Moderatorin Brigitte Kühn und Ingrid von Santen (HOB)
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bim. Tostedt. Bei Gesprächen, die buchstäblich "kreuz und quer" gehen, klinken sie sich aus, sind bei Unterhaltungen einzig konzentriert auf ihr unmittelbares Gegenüber und empfinden mehrere Geräuschquellen als rauschenden Brei - Schwerhörige stoßen im Alltag oft an ihre Grenzen. Auch wenn die sogenannte Inklusion - also die gleichberechtigte Einbeziehung von Menschen mit Behinderung ins gesellschaftliche Leben - in fast allen Lebensbereichen nach und nach voran schreitet, werden Menschen mit Hörschädigung häufig nicht bedacht. Auf diese und weitere Probleme machten jetzt die Hörgeschädigten der Samtgemeinde Tostedt bei einer Informationsveranstaltung im Hotel Wiechern aufmerksam unter dem Titel "Aktiv gegen Hörstress - Es gibt noch viel für ein barrierefreies Leben zu tun".
Die Samtgemeinde Tostedt hatte im vergangenen Jahr eine Anlage für Hörgeschädigte in Betrieb genommen, die aber bislang nur in Ratssitzungen zum Einsatz kommt.
CDU-Kreistagsmitglied Christian Horend hatte sich auf Kreisebene stark gemacht für die Anschaffung von technischen Geräten im Wert von 8.000 Euro, um das Sprachverstehen in öffentlichen Gebäuden, insbesondere für Schwerhörige, zu verbessern, was der Kreissozialausschuss jüngst befürwortete. Horend sieht weiteren Bedarf, nicht nur die großen Veranstaltungsräume im Kreis, sondern auch kleinere Bühnen mit entsprechender Technik auszurüsten.
Welche technischen Möglichkeiten es gibt, Hörgeschädigten eine Teilhabe zu ermöglichen, erläuterte Detlef Hiemer vom Stader Verein "Hören ohne Barriere" (HOB). So gibt es z.B. für Schwerhörige ohne Hörgerät Kinnbügelhörer (Ringschleifenempfänger) oder in Veranstaltungsräumen Verstärker. Diese erzeugen über eine Ringschleife ein Induktionsfeld, sodass alles, was ins Mikrofon gesprochen oder gesungen wird, fast ohne Nebengeräusche zum Hörgerät geleitet wird.
Die Ehrenamtlichen von HOB beraten und unterstützen bei der Anschaffung von Hör-Anlagen. Sie haben im Landkreis Stade schon viel bei der technischen Ausstattung, u.a. in Rathäusern, Banken und Kirchen für die Hörgeschädigten erreicht.
Ein weiteres Thema waren die Probleme der Träger von Hörprothesen (Cochlea-Implantate / CI). Inge Gabriel, Leiterin der Tostedter Hörgeschädigtengruppe, die das Treffen organisiert hatte, trägt ein CI und muss für dessen Einstellung regelmäßig die weite Fahrt nach Hannover antreten. Hier wünschten sich Betroffene eine wohnortnahe Versorgung.
Die Hörakustikermeister Sebastian Aschern und Marvin Schlichting vom Fachgeschäft „HörVergnügen“ in Buchholz erläuterten die Problematik: Denn um diesen Service anzubieten, bedürfe es einer (teuren) Lizenz und die Kliniken, die den operativen Eingriff beim Einsetzen des CI vornehmen, hätten bereits feste Partner und entsprechende Verträge. Insofern sei das Vertragswesen zwischen Krankenkassen und Kliniken ein Problem. Sowohl die Hörakustikermeister als auch die CI-Träger wünschen sich, dass die Nachversorgung von jedem Akustiker durchgeführt werden kann, der die Qualifikation dafür hat.
Insgesamt seien die Probleme der Hörgeschädigten in der Öffentlichkeit noch nicht genügend bekannt, auch wenn der Deutsche Schwerhörigenbund sich seit Jahren darum bemühe, beklagten die Betroffenen.
SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler war gleichermaßen überrascht wie irrittiert, dass es eine einfache Technik, die Hörgeschädigten das Leben erleichtert, schon so lange auf dem Markt gibt und diese für verhältnismäßig wenig Geld zu haben ist. "Ich werde Kontakt aufnehmen mit der Beauftragten für Menschen mit Handicap in unserer Fraktion, die weiß, wo es Fördertöpfe gibt und welche Richtlinien zu erfüllen sind", versprach sie, das Thema auf Bundesebene ins Bewusstsein zu bringen. Außerdem wolle sie sich erkundigen, ob eine Petition, mit der die Integration von Gebärdensprache ins Bildungssystem gefordert wird, auch auf Schwerhörige und deren Unterstützung ausgeweitet werden könne.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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