Feuerwehr öffnet Fahrstuhltüren
Bahn nutzt weiterhin die Ehrenamtlichen aus

Die Defekt-Aufkleber sind den Nutzern des Fahrstuhls am Tostedter Bahnhof allzu bekannt | Foto: bim
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bim Tostedt. Rund 156 Milliarden Euro wollen Bund und Bahn ab 2020 und in den folgenden zehn Jahren in Modernisierung und Ausbau der Bahninfrastruktur investieren. Das ist bitter nötig und längst überfällig, wie u.a. die Probleme mit den seit Jahren häufig defekten Fahrstühlen an den Bahnhöfen in Buchholz und Tostedt zeigen. Alle Hoffnung lag auf dem Austausch der Fahrstühle durch neuere Modelle, doch gebessert hat sich nichts. Das Erschreckende: In Tostedt musste die Feuerwehr binnen 13 Monaten 14 Mal ausrücken, um im Fahrstuhl feststeckende Bahnreisende zu befreien, weil der "Service" der Deutschen Bahn nicht schnell genug vor Ort war.
In der jüngsten Sitzung des Tostedter Feuerschutzausschusses "hagelte" es deutliche Worte für die Deutsche Bahn. "Für die Feuerwehr ist das nicht zumutbar", so Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam. Dass sich die DB wie selbstverständlich auf die ehrenamtlichen Retter verlasse, weil die eigenen Servicetechniker oft genug nicht rechtzeitig vor Ort und die Feuerwehreinsätze wohl die günstigere Lösung seien, sei eine Frechheit, meinte Rolf Aldag (CDU), der auch Dohrens Ortsbrandmeister ist. Klaus-Dieter Feindt (SPD): "Die Anlagen der DB sind in saumäßigem Zustand. Niemand weiß, wer überhaupt noch zuständig ist. Irgendeine von der Bahn beauftragte Firma, und vielleicht hat die dann auch noch Subunternehmer."
Wie mehrfach berichtet, bleiben immer wieder Fahrgäste in defekten Fahrstühlen stecken. Das kann lebensbedrohlich werden, wie zum wiederholten Male vor einigen Wochen in Tostedt, als eine 81-Jährige, die auf einen Rollator und somit auch auf den Aufzug angewiesen ist, bei hochsommerlichen Temperaturen im Fahrstuhl eingesperrt war.
In Tostedt war der Fahrstuhl zu Gleis 1 von April bis Juli vergangenen Jahres ausgetauscht worden, in Buchholz der Aufzug, der von den Gleisen 3 und 6 auf die Wohlau-Brücke führt, von Juli bis November vergangenen Jahres.
Der Tostedter Aufzug zu Gleis 3 und 4 ist seit mehreren Tagen und auf unbestimmte Zeit wieder außer Betrieb. Eine Frau, die auf einen E-Rollstuhl angewiesen ist, wollte am Sonntag mit dem Zug nach Hamburg fahren und stand vor verschlossenen Fahrstuhltüren - obwohl ihr tags zuvor noch eine Dame vom Mobilitätsservice der Bahn versichert hatte, dass beide Fahrstühle funktionieren. "Nette Personen" hätten ihr schließlich zum Bahnsteig geholfen.
Auf ebensolche Hilfsbereitschaft stieß Ende August Helga Lau aus Heidenau. Sie ist auf einen Rollator angewiesen und kam mit dem Zug aus Hamburg auf Gleis 4 an. Nachdem sie mit dem Fahrstuhl hoch zur Fußgängerüberführung gefahren war, steckte sie fest, weil sich die Türen nicht öffneten. "Der Notrufknopf funktionierte nicht. Ich war so verzweifelt, weil es an dem Tag auch so heiß war, und kurz davor, die Feuerwehr zu rufen", sagt die 81-Jährige. Sie fuhr eine halbe Stunde lang mit dem Aufzug rauf und runter, bis sich dessen Türen schließlich öffneten. Doch auch der zweite Fahrstuhl zum Gleis 1 und zum Ausgang funktionierte nicht. Eine junge Frau kam ihr zuhilfe und trug ihren Rollator die Treppen herunter, während sich Helga Lau am Geländer herunterhangelte.
• In Buchholz gehören die beiden äußeren Fahrstühle der Stadt Buchholz, der mittlere zu Gleis 3/6 der DB. Der Einbau der Fahrstühle im Jahr 2006 habe 160.000 Euro gekostet, berichtet Stadtsprecher Heinrich Helms. Die jährliche Wartung inklusive Noteinsätzen der Feuerwehr - in diesem Jahre waren es bislang vier - und Reinigung koste 20.000 Euro im Jahr. Der Fahrstuhl an der Nordseite sei durchschnittlich 30 Tage im Jahr defekt, der an der Südseite höchstens einmal im Monat. Hauptursache für die Ausfälle seien Vandalismusschäden.

"Jeder Ausfall ist ärgerlich"

"Uns ist bewusst, dass jede Störung zu Unmut bei den Fahrgästen führt. Auch wir ärgern uns natürlich über jeden Ausfall", teilt eine Bahnsprecherin auf WOCHENBLATT-Anfrage mit. "Es ist selbstverständlich in unserem Interesse, dass Aufzüge baldmöglichst wieder in Betrieb gehen können."
Am Aufzug in Tostedt sei nichts defekt. "Es werden regulär Bauteile ausgetauscht, da diese ihre 'Lebensdauer' erreicht haben. Wir werden den Aufzug natürlich schnellstmöglich unseren Fahrgästen wieder zur Verfügung stellen." Der für 2019/20 anvisierte Austausch des Fahrstuhls zu Gleis 3/4 in Tostedt ist offenbar erstmal vom Tisch. "Jeder Aufzug wird im Rahmen eines Tauschprogrammes 'altersbedingt' ausgetauscht. Weitere Details für Tostedt können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht benennen", so die Sprecherin.
Sollte es zu einer Störung kommen, könnten betroffene Nutzer umgehend über den Notrufknopf Hilfe anfordern. "In der Regel sind unsere Partner innerhalb von maximal 30 Minuten vor Ort. Sollte dieses aus Gründen wie Stau nicht möglich sein, wird im Bedarfsfall auch die Feuerwehr hinzugezogen", wird mitgeteilt. Bürgermeister Peter Dörsam hat inzwischen mit einem anderen Bahnsprecher telefoniert. "Er sagte, die Bahn wünsche sich einen Techniker vor Ort, der im Notfall die Türöffnungen vornehmen könnte", berichtet Dörsam.
Die Gründe für einen Ausfall könnten z.B. regulärer Aufzugtausch, Schäden durch Vandalismus und technische Störungen sein. Alle Aufzüge unterlägen einer regelmäßigen Wartung durch die DB.
Während die WOCHENBLATT-Anfragen, u.a. zur Häufigkeit der Ausfälle, zur Qualität der Fahrstühle oder zur Haftung bei gesundheitlichen Schäden infolge von Fahrstuhldefekten, unbeantwortet bleiben, weist die DB-Sprecherin auf die bundesweiten Investitionen der DB in den vergangenen Jahren hin. Demnach wurden "2.100 Aufzüge und 1.000 Fahrtreppen an rund 1.000 Bahnhöfen mit einem technischen Baustein zur Fernüberwachung ausgerüstet. Die Aufzüge melden selbstständig und in Echtzeit Störungen an die Betriebszentralen der Bahnhöfe. Reparaturen werden dann umgehend veranlasst, und die Anlage steht schneller wieder für die Kunden zur Verfügung."
Mobilitätseingeschränkten Reisenden empfiehlt die DB, bei der Reiseplanung den Mobilitätsservice der DB in Anspruch zu nehmen: Tel. 0180 - 6 512512 (Festnetz: 20 Cent pro Anruf, Mobilfunk maximal 60 Cent pro Anruf) oder per E-Mail an: msz@deutschebahn.com.

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Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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