bim. Tostedt. Viele Sportvereine sehen sich derzeit mit Anfragen ihrer Mitglieder konfrontiert, die aufgrund des im Zuge der Coronavirus-Krise eingestellten Sport- und Trainingsbetriebs Beitragsminderungen oder -aussetzungen fordern. Das erlebt auch der Todtglüsinger Sportverein (TSV), seit er die Fitnesshalle aufgrund der Auflagen Mitte März schließen musste, täglich.
"Pro Tag bekomme ich fünf E-Mails von Mitgliedern, die austreten möchten, teilweise in sehr rotzigem Ton", berichtet TSV-Vorsitzende Renate Preuß. Weitere Kündigungen kommen per Post in der Geschäftsstelle an oder werden dort direkt in den Briefkasten geworfen. Anfang vergangener Woche registrierte der Verein 360 Austritte, 54 Mitglieder begründeten das mit Umzug oder Krankheit. "Wir haben doch die Krise nicht heraufbeschworen und können nichts dafür", so Renate Preuß, die in ihren Antwort-E-Mails und auf der Homepage um Verständnis wirbt. "Ein gemeinnütziger Verein darf keine Rücklagen bilden und keine Gewinne machen. Mit den Beiträgen finanzieren wir die Sportstätten, die Wartung der umfangreichen Anlagen und Gehälter für Trainer und Mitarbeiter, ohne die wir gar nicht existieren könnten. All diese Kosten laufen auch in der Corona-Krise weiter."
Im TSV werde Sport überwiegend in vereinseigenen Sportstätten betrieben. "Diese müssen aber, im Gegensatz zu kommunalen Sporthallen, von uns finanziert werden. Das nimmt uns den Spielraum, auf Mitgliedsbeiträge verzichten zu können", erläutert Renate Preuß.
Umso dankbarer ist sie für aufmunternde Schreiben, die das Krisenmanagement des Vereins mit den Video-Trainingsangeboten und Home-Workouts loben und sie zum Durchhalten aufmuntern.
Bürgermeister
bezieht Stellung
Zu der aktuellen Situation bezieht auch Tostedts Bürgermeister Gerhard Netzel Stellung:
"Derzeit wird überwiegend über Stand und Auswirkungen der 'Corona-Krise' berichtet. Hervorzuheben ist das Engagement in Tostedt, z.B. vom Jugendzentrum, der Beratungsstelle des Herbergsvereins und vieler Bürgerinnen und Bürger in gegenseitiger Hilfe und Unterstützung. Es zeigt, dass solidarisches Handeln klappen kann und klappt.
Demgegenüber steht aber auch das Verhalten einiger, die nach dem Motto verfahren 'wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht!' Das ist zwar eine Minderheit - aber trotzdem ärgerlich!
Ich denke dabei zum Beispiel an einige Mitglieder im Todtglüsinger Sportverein, die ihre Mitgliedschaft kündigen, weil sie zurzeit die Fitnesshalle nicht nutzen können. Verständnis habe ich dafür, wenn jemand aufgrund der derzeitigen Situation in finanzielle Engpässe kommt, z.B. durch Kurzarbeit oder Verlust des Einkommens. Kein Verständnis habe ich für diejenigen, bei denen sich am Einkommen nichts ändert. Gerade der TSV fördert durch seine vielfältigen Aktivitäten die soziale Kompetenz, die Integration, die Lebensqualität und das Zusammenleben im Ort. Mit dem Bau der neuen Sporthalle am Baggersee hat der Verein eine erhebliche finanzielle Last zu schultern. Jede und jeder, der in den zurückliegenden Tagen seinen Austritt aus dem Verein beantragt hat, sollte sich überlegen, ob dies der richtige Schritt war. Solidarität können wir nur gemeinsam leben." Corona-Hilfen für Sportvereine Unter bestimmten Voraussetzungen können Sportvereine die Hilfsprogramme des Landes Niedersachsen bei der NBank („Corona-Soforthilfe“) in Anspruch nehmen. Laut Mitteilung des Wirtschaftsministeriums ist eine Förderung möglich, wenn Vereine wirtschaftlich tätig sind. Das bezieht sich aber nicht auf den normalen Übungsbetrieb, sondern betrifft beispielsweise den Betrieb von Vereinsheimen mit vereinseigenen Gaststätten. Das Ministerium weist explizit darauf hin, dass die Personalkosten (z.B. Aufwandsentschädigungen für Trainer) nicht förderfähig sind. Das Gleiche gilt für die Turnhallenmiete. Laufende Kosten sind zu decken Nach Auskunft des Landessportbundes dürfen Sportvereine weiterhin Mitgliedsbeiträge in bisheriger Höhe einziehen, auch wenn die Angebote des Vereins vorübergehend nicht genutzt werden können. Der Beitrag stelle nach vereinsrechtlichen Grundsätzen kein Entgelt dar, für das man eine Gegenleistung verlangen könne, sondern sei die satzungsmäßige Verpflichtung der Mitglieder, damit der Vereinszweck verwirklicht werden könne. Der Beitrag diene insbesondere dazu, die laufenden Kosten des Vereinsbetriebs zu decken, u.a. Verbandsabgaben und Versicherungsbeiträge.