Handeloh
Kommunen müssen Maßnahmen zur Klimaanpassung ergreifen

Die Gastgeber Sonja Kröger (Mi.) und Klaus-Detlef Kröger (re.) mit ihren Podiumsgästen (v. li.): Tostedts Gemeindebrandmeister Sven Bauer, Gerhard Schierhorn vom Vorstand der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide und Margret Holste, Vorsitzende der DLRG Tostedt | Foto: bim
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  • Die Gastgeber Sonja Kröger (Mi.) und Klaus-Detlef Kröger (re.) mit ihren Podiumsgästen (v. li.): Tostedts Gemeindebrandmeister Sven Bauer, Gerhard Schierhorn vom Vorstand der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide und Margret Holste, Vorsitzende der DLRG Tostedt
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Unter dem Titel "Feuer trifft Wasser" fand jetzt das fraktionsübergreifende Jahresauftakttreffen auf dem Hof Kröger in Handeloh-Wörme statt. Als fachkundige Referenten begrüßten Sonja und Klaus-Detlef Kröger die Vorsitzende der DLRG Tostedt, Margret Holste, die im DLRG-Bundesverband für die Öffentlichkeitsarbeit  zuständig ist, sowie Tostedts Gemeindebrandmeister Sven Bauer und Hanstedts stellvertretender Samtgemeinde-Bürgermeister Gerhard Schierhorn vom Vorstand der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide. Im Mittelpunkt stand die Frage: Sind wir richtig aufgestellt für die Herausforderungen des Klimawandels?

Jugendrat stark vertreten

Neben Mitgliedern fast aller Fraktionen im Tostedter Samtgemeinderat und Repräsentanten von Verwaltung, Vereinen und Organisationen war auch der Jugendrat stark vertreten.

Welche Aktualität das Thema habe, sei zur Zeit der Einladung nicht klar gewesen, meinte Sonja Kröger mit Blick auf die verheerenden Feuer in Los Angeles. Die drei Podiumsgäste wiesen auf die Bedeutung hin, politisch über Klimaanpassungsmaßnahmen zu sprechen - bezogen auf häufigere Starkregen und Hochwasser auf der einen sowie mangelnde Niederschläge und Brandgefahr durch längere Trockenperioden auf der anderen Seite.

Heidebrand im Vergleich
zu L.A. ein "besseres Lagerfeuer"

Verglichen mit den Bränden in L.A., wo mehr als 117 Quadratkilometer Land in Flammen stehen, 180.000 Menschen auf der Flucht sind und mindestens 27 Menschen getötet wurden, erscheine der Heidebrand im Jahr 1975 auf mehr als 13.000 Hektar Fläche heute wie ein "besseres Lagerfeuer", meinte Sven Bauer. Er ist auch hauptberuflich in Hamburg Feuerwehrmann und dort Abteilungsleiter Einsatz sowie außerdem Bürgermeister der Gemeinde Wistedt ist. Angesichts zunehmender Trockenperioden sei nicht ausgeschlossen, dass sich jederzeit wieder ein solches Großfeuer in der Heide ausbreite. Damals waren 8.000 Hektar Wald betroffen. Die Feuerwehr sei zwar heute technisch besser aufgestellt und besser strukturiert. Allerdings seien die einst in Wäldern angelegten Zisternen überwiegend nicht mehr nutzbar, Waldwege und Schneisen seien zugewachsen, was auch die Zufahrt der größer werdenden Feuerwehrfahrzeuge erschwere. Auch wirke sich nicht beseitigtes Totholz, auch wenn es ökologisch sinnvoll sei, wie ein Flächenbrandbeschleuniger aus. Ein weiteres Waldbrandrisiko stelle die Grundwasserabsenkung dar, so Bauer.

Wasserrückhaltung als wichtige Aufgabe

Gerhard Schierhorn, seit 1979 mit dem Thema Wasser befasst, erinnerte an die beiden extrem trockenen Jahre 2018/19 und die beiden sehr nassen Jahre 2023/24. Er sei nicht sicher, "ob wir einem richtig großen Heidebrand noch Herr werden können." Er forderte eine Wasserrückhaltung für Grundwasser in Form von Zisternen oder über naturnahe Maßnahmen. "Es regnet zwar mehr als zuvor, aber wir müssen die steigenden Temperaturen vor allem in Norddeutschland betrachten. Das Wasser, das von oben kommt, wird schon in der Luft gebunden und gelangt nicht in den Boden. Und wo es grün ist, wird das Wasser durch die Vegetation 'weggeatmet'", erklärte Schierhorn. Außerdem dauere es viele Jahre bis zu Jahrzehnten, bis dadurch das tiefe Grundwasserreservoir wieder aufgefüllt sei.

Scharfe Kritik übte Gerhard Schierhorn auch am Landkreis Harburg: "Der Landkreis verschafft sich erst jetzt einen Überblick, wie viel Beregnung gebraucht wird." Erst seit Mitte vergangenen Jahres werde an einer Erfassung aller Beregnungsbrunnen gearbeitet. Zu bedenken sei, dass in trockenen Jahren nicht nur das Unternehmen Hamburg Wasser (das durchschnittlich jährlich bis zu 18,4 Millionen Kubikmeter Grundwasser aus der Nordheide fördern darf) mehr Wasserbedarf hat, sondern auch der Wasserbeschaffungsverband und die Landwirtschaft. In den trockenen Jahren 2018/19 seinen fast alle Oberläufe des Büsenbachs ausgetrocknet. Und bei Wassermangel befinde sich auch der Wald in schlechtem Zustand mit erhöhter Brandgefahr.

Bebauung richtig anlegen

Wasser sei Freund und Feind, weiß Margret Holste, die mit ihren DLRG-Kolleginnen und -Kollegen auch in überfluteten Gebieten half, u.a. im Ahrtal oder beim Hochwasser im Heidekreis. Erst in jüngster Zeit gab es nach starkem Regen auch Überflutungen in Buchholz und Tostedt. Bei diesem Thema seien Gemeinden und Samtgemeinden gefordert, in Sachen Flächennutzungs- und Bebauungsplänen zusammenzuarbeiten, sagte Schierhorn. Das betrifft u.a. das Thema Versiegelung von Flächen. Das bestätigte Gemeindebrandmeister Sven Bauer. Bei den Überflutungen rund um den Tostedter Bahnhof leisteten die Feuerwehren rund 90 Einsätze. "Die Hälfte davon wären nicht nötig geworden, wenn die Bebauung richtig angelegt wäre." 

Margret Holste nannte an weiteren wichtigen Themen in Bezug auf den Klimawandel das Erfordernis, für ausreichend Schattenplätze und Trinkwasser zu sorgen und die Schulen zu unterstützen beim Schwimmunterricht für Kinder.

Weitere Themen beim Jahresauftakttreffen waren u.a. die Gewinnung von Ehrenamtlichen sowie die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser und Strom im Katastrophenfall.

Fazit: Auch wenn die Retter die gemeinsame Zusammenarbeit sowie die mit der Samtgemeinde Tostedt positiv bewerteten, gibt es insgesamt auch überregional noch Handlungsbedarf, u.a. in Sachen Hochwasser- und Katastrophenschutz, Siedlungsstruktur, öffentliche Informationen und Gewinnung von Ehrenamtlichen.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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