Traumberuf: Aus der Unternehmensberatung in den Brautladen
Curvy Bride Paradise macht Bräute ab Größe 44 glücklich
sv. Buchholz. Für ihre eigene Hochzeit wurde Sabrina Meincke damals erst im dritten Brautladen fündig - und hatte dabei eine Auswahl von gerade einmal zehn Brautkleidern in ihrer Größe. "Du kannst dir das Kleid ja mal vorhalten", wurde ihr und den meisten ihrer heutigen Kundinnen mit großen Größen gesagt. "Die Kleidanprobe ist für alle Bräute eigentlich etwas Besonderes. Viele, die mit ihrer Figur nicht zufrieden sind und so etwas zu hören bekommen, schämen sich dann", sagt Sabrina Meincke. Heute haben Bräute in ihrem Laden in Buchholz die Wahl aus über 100 Braut- und ebenso vielen Abendkleidern ab Größe 44. Außerdem finden sie eine kompetente Beraterin in Sabrina Meincke, die sich als kurvige Frau liebevoll "Vollweib" nennt und aus eigener Erfahrung weiß, wo bei großen Größen die Problemzonen liegen.
2018 verbrachte Sabrina Meincke eine Auszeit auf Weltreise, um sich neu zu orientieren. Zu dem Zeitpunkt war sie erfolgreiche Unternehmensberaterin, die Spaß an ihrem Beruf hatte, aber zu viel unterwegs war und zu wenig Zeit für Freunde und Familie hatte. Da sie mit 20 Jahren schon in ihrem Freundeskreis als Hochzeitssängerin unterwegs gewesen war, überlegte sie auf ihrer Weltreise auch kurz, Hochzeitsplanerin zu werden. Doch ihre Erfahrungen im Brautladen ließen sie nicht los. "In meinem Freundeskreis spiegelte sich meine Geschichte wider und ich sah mich in meiner Idee bestätigt. Ich wollte einen Brautladen für große Größen aufmachen. Und das habe ich dann einfach gemacht."
Einfach mal machen, das ist ihr Motto, das sie auch gleich bewies: Zu Weihnachten kam sie 2018 von ihrer Weltreise nach Hause, im Mai 2019 öffnete sie "Curvy Bride Paradise". Als ehemalige Unternehmensberaterin war sie auf die Existenzgründung gut vorbereitet, alles Wissen um die Brautmode eignete sie sich in harter Arbeit selbst an.
"Ich habe mich mit vielen Herstellern unterhalten und Fachmessen besucht. Ich wusste sofort, welche Kleider ich mir in meinem Geschäft vorstellen konnte." Fehlgriffe waren bei ihrer allerersten Auswahl natürlich auch dabei, doch Sabrina Meincke lernte schnell. Nun bekommt sie von vielen Bräuten Dankeskarten zugeschickt oder wird sogar zur Hochzeit eingeladen.
Wie viele Existenzgründer und Selbstständigen traf der Lockdown auch Sabrina Meincke besonders hart. "Die Hochsaison in der Brautmode ist zwischen Dezember und Februar, weil die meisten im Sommer heiraten. Mein letzter Umsatz war Mitte Dezember. Ich hatte in meinem ersten Jahr noch gar nicht die Zeit, richtige Rücklagen anzulegen. Obwohl ich zu meiner Überraschung mit einem guten Ergebnis aus dem Jahr ging."
Um sich über Wasser zu halten, arbeitet Sabrina Meincke aktuell in Teilzeit bei einer Hamburger Kfz-Zulassungsstelle und geht seit Februar im Homeoffice wieder ihrer alten Tätigkeit als Unternehmensberaterin nach.
Dass sie Bräute seit dieser Woche endlich wieder mit Sekt bei sich empfangen darf, freut sie ungemein. Jede Braut darf eine Begleitperson mitbringen, alle Weiteren können problemlos per Video zugeschaltet werden. Zur Vorbereitung auf den Termin empfiehlt Sabrina Meincke allen Bräuten, dezentes bis gar kein Makeup und wenig Schmuck zu tragen, um beim Anprobieren nirgendwo hängen zu bleiben.
Im Curvy Bride Paradise ist die Regel: Erst sagt die Braut zu jedem Kleid, wie sie sich darin fühlt, bevor ihre Begleiterinnen zu Wort kommen. "Das perfekte Kleid ist das, in dem die Braut sich wohl fühlt. Wenn man ein Funkeln in ihren Augen sieht, ist es das Richtige."
• Haben Sie auch einen ungewöhnlichen Beruf oder Ihren Traumberuf über Umwege gefunden? Schreiben Sie an nicola.dultz-kluever@kreiszeitung.net.
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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