Handwerker und Unternehmer kämpfen mit unkalkulierbaren Preisen und Lieferverzögerungen
Die Baustoffe werden zur Mangelware

Holz, Dämmungen und andere Baustoffe sind für Handwerker auf dem deutschen Markt kaum noch zu bekommen | Foto: djd/Gesamtverband-Deutscher-Holzhandel
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ce. Landkreis. Baustoffe wie Holz und Metall sind in Deutschland kaum noch zu haben, und bei den wenigen erhältlichen Materialien schießen die Preise in die Höhe - für das Baugewerbe auch in den Landkreisen Harburg und Stade herrscht Alarmstufe Rot. "Unsere Unternehmen registrieren bei Preisanfragen zu verschiedenen Baumaterialien seit Ende vergangenen Jahres Preissteigerungen insbesondere bei Stahl, Holz und auch Dämmstoffen - und das mit einer sehr dynamischen Entwicklung", erklärte jetzt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB). "Teilweise gibt es heute schon Lieferschwierigkeiten."
Der ZDB verweist auf Erhebungen des Statistischen Bundesamtes, wonach es seit September vergangenen Jahres Preisanhebungen etwa bei Holz um bis zu 20 Prozent und bei Betonstahl um knapp 30 Prozent gegeben hat.
Die Ursache für die Entwicklung sehen Experten in den USA und China, die auch als Folge großer Waldbrände in Kalifornien bzw. Corona-bedingter Einbrüche in Chinas Wirtschaft nun den deutschen Holzmarkt abräumen.
"Wir müssen langfristig Material bestellen. Nicht nur die Holzknappheit macht uns zu schaffen, auch Dämmstoffe sind kaum zu kriegen. Ich habe bereits im August vergangenen Jahres welche beim Lieferanten bestellt, bislang aber nichts bekommen", klagt Dachdeckermeister Andreas Jung (52) aus Buchholz. Bis die Ware eintreffe, versuche er Aufträge auszuführen, bei denen möglichst wenig Dämmstoffe benötigt werden.
Weil die Preise sich nahezu täglich ändern, kann der Unternehmer kaum verlässliche Kostenvoranschläge für Kunden vorlegen, sondern "leider nur unverbindliche Angebote schreiben".
Um einen Ausweg aus der Misere zu schaffen, sieht Andreas Jung - ebenso wie viele seiner Kollegen - die Politik in Deutschland in der Verantwortung. "Wenn die Verantwortlichen in Hannover und Berlin nicht in der Lage sind, die heimische Wirtschaft zu schützen, stellen sie sich als zahnlose Papiertiger ein Armutszeugnis aus", mahnt Jung.
Bei Bauherren und Handwerkern herrscht bundesweit Alarmstimmung, denn ihnen geht das Baumaterial aus. Die USA und China haben - auch aufgrund Corona-bedingter Wirtschaftseinbrüche im eigenen Land - den deutschen Markt nahezu leergekauft. Gut dran ist da, wer rechtzeitig vorgesorgt hat - wie Mirko Bartsch (43), der in Hedendorf bei Buxtehude eine Zimmerei und Dachdeckerei betreibt. "Die Baustoff-Knappheit hält sich bei uns zum Glück in Grenzen. Als sich das Problem am Markt um den Jahreswechsel herum abzeichnete, haben wir vorausschauend vor allem reichlich Holz bestellt", erklärt der Zimmerermeister. "Das Material können wir gut auf unserer 5.000 Quadratmeter großen Betriebsfläche lagern."
Es zahle sich aus, dass er auch in schwierigen Zeiten seinem Holzlieferanten, bei dem er immer Material eingekauft habe, treu geblieben sei, so Bartsch weiter. "Manche Unternehmer aus der Handwerksbranche wollen sich retten, indem sie in der Not auf Lieferanten ausweichen, von denen sie vorher nie etwas gekauft haben. Das machen insbesondere die Großhändler nicht mit und bleiben ihren Stammabnehmern treu."
Was Mirko Bartsch und seinen Kollegen aus der Branche die tägliche Arbeit erschwert, sind die längeren Lieferzeiten und die teilweisestark angestiegenen Preise. "Ich zahle derzeit 700 Euro pro Kubikmeter Holz beim Lieferanten. Noch in diesem Monat wird eine Erhöhung auf 800 Euro kommen", weiß Bartsch. Er ist erleichtert, dass ihm seine Kunden trotz dieser widrigen Kostenentwicklungen bislang treu geblieben seien und Aufträge nicht zurückgezogen hätten. Bis August/September drohe seinen zehn Beschäftigten daher keine Kurzarbeit. "Im Gegenteil: Wir trotzen der Krise, indem wir noch Mitarbeiter einstellen", gibt sich der Betriebschef kämpferisch.
Dass nicht nur Holz, sondern auch anderes Baumaterial immer knapper wird, erlebte Wilhelm Subey (78) aus Buchholz. Der Inhaber des gleichnamigen Edeka-Marktes muss mangels Metall die rund 800.000 Euro teure Erneuerung seiner Kühlanlage verschieben. "Die für die neue Anlage benötigten Bleche sind derzeit auf dem Markt leider kaum zu bekommen", erklärt Subey. Ursprünglich sei der auch aufgrund der geänderten CO₂-Normen dringend nötige Austausch der 15 Jahre alten Kühlung bereits im Februar geplant gewesen. "Der neue Termin ist jetzt für Ende August anberaumt. Für den Einbau der neuen Anlage müssen wir dann vier Wochen schließen - aber Hauptsache, die Bleche werden bis dahin tatsächlich geliefert."

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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