Harsefeld wird 1050 Jahre alt: "Keine Feier verordnen"
Großes Jubiläum oder krummer Geburtstag: Wie begeht Harsefeld das 1.050-jährige Bestehen?
jd. Harsefeld. Der Harsefelder Klosterpark ist ein geschichtsträchtiger Ort. Dort stehen die Ruinen des Benediktinerklosters, dort befindet sich der historische Amtshof und dort erhebt sich ein recht unscheinbarer Wall: Er ist der einzig sichtbare Überrest der Harsefelder Burg. Ein kurzer Bericht über ihren Bau im Jahr 969 stellt die erste schriftliche Erwähnung Harsefelds dar. Das bedeutet: 2019 könnte das 1.050-jährige Jubiläum des Ortes begangen werden. Doch die Vorfreude darauf scheint laut Aussage von Gemeindedirektor Rainer Schlichtmann recht verhalten zu sein. Dennoch hat die Politik jetzt beschlossen, eine Fest-AG zu gründen.
Comes Heinricus de Stadhe "construxit castrum in loco, qui Herseveld dicitur" (Graf Heinrich von Stade hat eine Burg an dem Platz errichtet, der Herseveld genannt wird) - Mit diesem lateinischen Satz wird Harsefeld aus dem Dunkel der Geschichte gehoben. Er steht nicht in einer Urkunde, sondern in einem mittelalterlichen "Geschichtsbuch". Ein namentlich nicht bekannter Chronist, der "Annalista Saxo", verfasste das Werk um 1150 auf der Grundlage längst verschollener Quellen. Der Eintrag für Harsefeld bezieht sich auf das Jahr 969. Wer den Satz im Original nachlesen will, muss nach Paris fahren: Die Handschrift wird in der französischen Nationalbibliothek verwahrt.
Harsefeld hätte also Anlass, in zwei Jahren Geburtstag zu feiern - wenn die Bürger es denn wollen. Ingo Wilfling, langjähriger Hüter des Samtgemeinde-Archivs, hatte bereits im vergangenen Jahr in einem Aufsatz auf das bevorstehende große Ereignis hingewiesen. Sein Beitrag im Harsefelder Jahrbuch befasste sich mit der 1.000-Jahr-Feier, die aus organisatorischen Gründen mit zweijähriger Verspätung, also erst 1971, begangen wurde. Damals war ganz Harsefeld auf den Beinen, es fanden ein Festumzug, ein Platzkonzert sowie über eine Woche verteilt unzählige andere Aktivitäten statt.
Ob ein ähnliches Spektakel auch 2019 auf die Beine gestellt werden kann, ist allerdings zweifelhaft: Er habe bereits bei denjenigen Personen, die bei einem solchen Vorhaben eigentlich mitziehen müssten, eine "gewisse Grundskepsis" festgestellt, so Schlichtmann. Er halte es für fraglich, ob Bevölkerung und Vereine in ähnlicher Weise wie vor 50 Jahren mitmachen: "Auf jeden Fall wäre es der falsche Weg, eine solche Feier von oben zu verordnen."
Dennoch hat der Jugend- und Kulturausschuss jetzt beschlossen, eine Arbeitsgruppe "1.050 Jahre Harsefeld" einzurichten. Ihr sollen Vertreter der Fraktionen, der Bürgermeister, das Stadtmarketing und ein Archiv-Mitarbeiter angehören. Später sollen noch die Vereine mit ins Boot geholt werden.
Eine Frage sollte die AG dabei zuerst klären: "Warum muss solch ein krummes Jubiläum überhaupt groß gefeiert werden?", meinte ein Teilnehmer der Ausschuss-Sitzung später hinter vorgehaltener Hand.
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