Kita "Inne Beek" sorgt wieder für Schlagzeilen
Lebenshilfe Buxtehude schließt zwei Kita-Gruppen

Am Donnerstag war die Wolfsgruppe 
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tk. Buxtehude. "Wir haben Verständnis für Ihre Situation", schreibt Susann Schnarr-Agoston, die Leiterin der beiden Lebenshilfe-Kitas in Buxtehude, in einer Mail an Eltern des Kindergartens "Inne Beek". Das dürfte sich für die angeschriebenen Mütter und Väter wie Hohn anhören. Denn: Die Lebenshilfe wird zwei Gruppen der Kita "Inne Beek" in Immenbeck zumindest im April schließen. Das haben Eltern und die Stadtverwaltung kurzfristig am Mittwoch der vergangenen Woche erfahren. Die "Wolfsgruppe" war bereits - ohne Vorwarnung - am folgenden Donnerstag dicht. Die Kinder standen laut einer Mutter morgens vor der verschlossenen Gruppentür. Die Info dazu kam erst um 10.50 Uhr bei den Betroffenen an. Schon wieder sorgt die Lebenshilfe-Kita in Immenbeck für negative Schlagzeilen. Die Hoffnung, dass alles bis zur Übergabe der Trägerschaft an die AWO im August ruhig und zum Besten der Kinder läuft, hat sich nicht erfüllt.

Es fehlt
das Personal

Bereits im Oktober herrschte helle Aufregung unter den Eltern der Kita. Die Lebenshilfe wollte die "Wolfsgruppe" schon damals schließen - und am liebsten die Trägerschaft der gesamten Kita sofort abgeben (das WOCHENBLATT berichtete). Zum einen drängte die Buxtehuder Stadtverwaltung darauf, dass die Lebenshilfe ihre Verträge - sprich die Trägerschaft der Kita - bis zu einer geordneten Übergabe einhält. Zum anderen schickte die Stadt eine Kraft aus den eigenen Reihen. 

Jetzt teilte die Kita-Leitung mit, dass aufgrund von Krankheit, einer anstehenden Operation einer Mitarbeiterin und Urlaub das Personal für die "Wolfs- und  Fuchsgruppe" fehle. Ersatz, so ist dem Schreiben zu entnehmen, gibt es offenbar nicht. Das habe sich jetzt zum Problem entwickelt, weil alle Einrichtungen aus der Not- in die Regelbetreuung übergegangen sind. Laut Susann Schnarr-Agoston "treten mittlerweile sowohl gesundheitliche als auch psychische Probleme (Anm.: bei den Mitarbeitenden) auf und die personelle Notlage kann nicht mehr aufgefangen werden".

Lebenshilfe Buxtehude will eine Kita loswerden

Die Notlage der wegfallenden Betreuung werden wohl auch die betroffenen Eltern nicht auffangen können. Das Muster jetzt und im Oktober gleicht sich: Personal fehlt, die Stadt will nach Lebenshilfe-Sicht nicht helfen - also Gruppenschließung.

Dabei bleiben aber viele Fragen offen: Nach WOCHENBLATT-Informationen wird der Vertrag einer Mitarbeiterin, die befristet von einer Zeitarbeitsfirma kam, nicht verlängert. Hinzu kommt: Die Integrationsgruppe und die Krippe in der Kita sind personell besser bestückt, als es der rechtliche Rahmen vorschreibt. Für die Integrationsgruppe arbeiten fünf Fachkräfte (und zusätzlich zwei Praktikanten) bei einer Betreuungszeit bis 14.30 Uhr. In der Krippe sind drei Fachkräfte tätig. Dort wäre aber erst ab August 2025 immer die Drittkraft vorgeschrieben. Für eine Integrationsgruppe (mit maximal 18 Kindern) müssen immer drei Fachkräfte da sein. Darunter eine Heilerziehungspflegerin und eine Erzieherin. Die dritte Kraft kann auch eine Sozialassistentin sein. Warum es keinen Personaltausch innerhalb der Kita "Inne Beek" gibt? 

Eine mögliche Antwort darauf liefert ein Brief von Anfang Februar von Kita-Leiterin Schnarr-Agoston an die Eltern der zweiten Lebenshilfe-Kita an der Orchideenstraße. Die Lebenshilfe will so viel Personal wie möglich von Immenbeck dorthin mitnehmen. Dass in Immenbeck dafür Gruppen geschlossen werden müssen, ist mutmaßlich nur ein hinnehmbarer Kollateralschaden. An der Orchideenstraße soll demzufolge ab 1. August eine schon lange geschlossene Gruppe wieder geöffnet werden. Angeblich will das gesamte "Inne Beek"-Team, bis auf eine Ausnahme, zur Orchideenstraße wechseln. "Für uns als Träger stellt sich die Situation als sehr positiv dar", schreibt Susann Schnarr-Agoston im Februar an die Eltern der Orchideenstraße. Auch das ist für die Eltern aus Immenbeck der reine Hohn.

Die Kita "Inne Beek" kommt unter der Regie der Lebenshilfe nicht zur Ruhe. Ab August übernimmt nicht AWO | Foto: tk
  • Die Kita "Inne Beek" kommt unter der Regie der Lebenshilfe nicht zur Ruhe. Ab August übernimmt nicht AWO
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Übrigens: Ein Interesse daran, die zwei Gruppen bis zum Ende des Kindergartenjahres weiterzuführen, hat Lebenshilfe-Geschäftsführerin Iris Wolf offenbar nicht. Wie das WOCHENBLATT erfahren hat, soll sie bereits versucht haben, die beiden Gruppen beim Landesjugendamt abzumelden.
Die Redaktion hat Susann Schnarr-Agoston einige Fragen zur Gruppenschließung gemailt. Eine direkte Antwort darauf wird es nicht geben. In einer Mail vom Freitag an die Eltern der Kita "Inne Beek", samt den Fragen der Redaktion, schreibt die Kita-Leiterin: "Herr Kreib hat für seine bisherige Berichterstattung zum Thema Kita 'Inne Beek' zu keinem Bericht die Fakten recherchiert. Er berichtet ausschließlich das, was er meint verstanden zu haben. Aus diesem Grund arbeitet die Lebenshilfe Buxtehude nicht mit dem WOCHENBLATT zusammen."

Die Stadt verlangt
Vertragstreue

Die Fragen haben sich auf die aktuelle Personalsituation der Kita bezogen, über die das WOCHENBLATT von mehreren Seiten informiert wurde. Das passt der Leitung offenbar nicht. Diese Informationen unterliegen dem Datenschutz. Wer dagegen verstoße, müsse mit entsprechenden Folgen rechnen.
• Die Stadt Buxtehude wird die neuerlichen Schließungs-Eskapaden nicht hinnehmen. "Ich erwarte, dass die Lebenshilfe vertragstreu ist", sagt Andrea Lange-Reichardt, die die Fachgruppe Jugend und Familie leitet. Sprich: Bis zum 31. Juli müssen die Kinder so betreut werden, wie es die Vereinbarungen zwischen Stadt und Lebenshilfe vorsehen.

Außerdem: Kosten, die Eltern jetzt etwa durch Verdienstausfall oder zusätzliche Betreuung entstehen, wird die Stadt an die Lebenshilfe weiterreichen. "Ich habe inzwischen das Vertrauen in diesen Träger verloren", bilanziert Andrea Lange-Reichardt.

Politik findet Aussagen der Lebenshilfe Buxtehude "zu vage"

Nick Freudenthal (SPD, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses): "Ich bin entsetzt und enttäuscht, dass die Lebenshilfe offenbar nicht aus den Ereignissen im Herbst gelernt hat. Wieder einmal werden die Eltern alleingelassen. Die grundsätzliche Zuverlässigkeit dieses Trägers ist stark zu bezweifeln."
• Die CDU-Fraktion hat mittlerweile eine Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses wegen des erneuten Ärgers um die Lebenshilfe-Kita beantragt.

(tk). Die WOCHENBLATT-Fragen zur aktuellen Situation wollte Kita-Leiterin Susann Schnarr-Agoston der Redaktion nicht beantworten. Dafür hat sie den betroffenen Eltern die Antworten per Mail mitgeteilt.

Demzufolge sei es die Absicht der Lebenshilfe, die beiden geschlossenen Gruppen wieder zu öffnen. Wann, stehe aber nicht fest. Zudem solle das Schulkinderprojekt weitergeführt werden. Die Frage, warum aus den personell besser besetzten Gruppen (Integrationsgruppe und Krippe) keine Kräfte abgeordnet werden, stelle sich nicht. "Keine Gruppe hat einen Überhang an Mitarbeitern", so Schnarr-Agoston.

"Sinnbefreit" sei die Frage nach der Kündigung einer Sozialassistentin. Hierbei handele es sich um eine Kinderpflegerin und es gebe ein unbefristetes Vertragsverhältnis mit einer Zeitarbeitsfirma. Dass eine Fachkraft nur vorübergehend von der Kalle-Gerloff-Schule an der Kita war, erkläre sich damit, dass das Personal an der ursprünglichen Stelle gebraucht werde. 

"Entschuldigen Sie sich
für die bisherige Berichterstattung"

(tk). Das soll den Leserinnen und Lesern und natürlich den genervten Eltern der beiden geschlossenen Kita-Gruppen nicht vorenthalten werden: Mit dieser Mail an die Redaktion reagiert Kita-Leiterin Susann Schnarr-Agoston auf die WOCHENBLATT-Fragen: "Wie kommen Sie darauf, dass wir mit Ihnen zusammenarbeiten werden? Ihre bisherige außerordentlich negative, falsche und nicht recherchierte Berichterstattung über die Lebenshilfe Buxtehude e.V. diskreditiert Sie als seriösen Berichterstatter. Ihre Kommentare sind persönliche Angriffe, die wir MitarbeiterInnen der Lebenshilfe Buxtehude als Mobbing empfinden. Wir sind an keinem Kontakt mit Ihnen interessiert, es sei denn, Sie entschuldigen sich für die bisherige Berichterstattung. Sollte dies nicht der Fall sein, sprechen Sie uns bitte nicht mehr an." 

Lebenshilfe Buxtehude will eine Kita loswerden

(tk). Beachtlich: Die Eltern der beiden geschlossenen Kita-Gruppen haben ein Konzept aufgestellt, wie bis zum Ende des Kindergartenjahres eine Notbetreuung in der benachbarten Turnhalle funktionieren könnte. 40 Kinder könnten betreut werden. Als "Aushilfen" könnten Familienangehörige helfen. Die Stadt müsste eine Erzieherin abordnen. Außerdem stellen die Eltern fest: "Wenn die Lebenshilfe unsere Kinder nicht betreut, sollen sie auch kein Geld bekommen."
Mittagsessen könnte ein Caterer liefern.

KOMMENTAR: Vertrauen wurde schon weitestgehend verspielt

Es gibt, wie im Oktober auch, viele offene Fragen zur "Causa Immenbeck". Und einiges, was es anzumerken gilt. Der Vorwurf von Kita-Leiterin Susann Schnarr-Agoston, dass ich die Mitarbeitenden "mobbe", entbehrt nicht unfreiwilliger Komik. In der Redaktion hatten sich im Oktober diverse Ex-Mitarbeiter gemeldet, die wegen anhaltendem Mobbings die Lebenshilfe verlassen haben. Sie haben unter anderem von subtilen wie offenen Drohungen berichtet. Die Mail an die Eltern mit meinen Fragen setzt diese unrühmliche Tradition fort: Dass Eltern mit dem WOCHENBLATT geredet haben, werde nicht ohne Folgen bleiben, droht die Kitaleiterin.
Was überhaupt nicht zusammenpasst, dass die Betreuung laut Kita-Leitung fortgesetzt werden solle und Lebenshilfe Geschäftsführerin Iris Wolf die beiden Gruppen schon am Freitag beim Landesjugendamt abmelden wollte. Was übrigens nicht funktioniert hat.

Was auch nicht passt: Im Schreiben an die Eltern der anderen Lebenshilfe-Kita an der Orchideenstraße spricht Iris Wolf davon , dass alle .- bis auf eine Mitarbeiterin - nach der Abgabe an die AWO bei der Lebenshilfe bleiben wollen. Das ist wohl mehr Wunschvorstellung.

Allerdings ein Wunsch aus gutem Grund: An der Orchideenstraße, das Gebäude gehört der Lebenshilfe selbst, soll eine Integrationsgruppe wiedereröffnet werden, die seit anderthalb Jahren geschlossen ist - Personal fehlt. Das sollte spätestens zum neuen Kita-Jahr geschehen. Dafür braucht die Lebenshilfe Personal und der Ruf als Arbeitgeber ist lädiert, wie die Aussagen der ehemaligen Beschäftigten im Oktober gezeigt haben. Diese Gruppe wäre aber wichtig, damit die Einnahmen stimmen. Pro Jahr zahlt die Stadt nach WOCHENBLATT-Informationen eine fünfstellige Summe als Miete für diesen Raum an die Lebenshilfe. Einfache Rechnung: kein Personal, keine Gruppe, kein Geld.

Was soll's: Dann wird eben "Inne Beek" schneller abgewickelt. Schuld sind ohnehin immer andere: die Stadt, das Land, die Politik vor Ort, das Jugendamt, die Presse, wer auch immer. Auch wenn das wieder "Mobbing" ist: Vertrauen haben die Verantwortlichen der Lebenshilfe mittlerweile weitestgehend verspielt. Tom Kreib 

Es geht nicht um Macht, sondern um berechtigte Kritik

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Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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