Horst Pieper (85) aus Nindorf ist nach einem Unfall von der ärztlichen Versorgung im ländlichen Bereich maßlos enttäuscht
Stirbt der Landarzt aus?

Ursula Pieper und Ehemann Horst, der seit dem Sturz im Rollstuhl sitzt und medizinische Versorgung benötigt | Foto: sla
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sla.Nindorf. "Das hat uns viele schlaflose Nächte gekostet", sagt Ursula Pieper. Das Martyrium begann am 21. Juli, als Ehemann Horst Pieper die Treppe zum Buxtehuder Ratskeller hinunterstürzte und sich schwere Verletzungen an beiden Knien zuzog, die im Buxtehuder Elbe-Klinikum operiert werden mussten. "Und das in Corona-Zeiten mit Krankenbetten auf den Fluren und überlastetem Klinikpersonal", schildert das Nindorfer Ehepaar die dortigen Zustände. Eine Woche später wurde der 85-Jährige im Rollstuhl mit einer Weiterbehandlungsempfehlung entlassen - zu regelmäßiger Wundkontrolle, Laborkontrolle, Thromboseprophylaxe und physiotherapeutischen Maßnahmen. Der Arztbericht ging an seinen Hausarzt, der gerade im Urlaub war. Der Vertretungsarzt kümmerte sich trotz Nachfrage nicht, lediglich eine Arzthelferin habe sich die Wunden einmal angesehen. Der langjährige Hausarzt der Piepers habe sich bis heute nicht gemeldet, obwohl er längst aus dem Urlaub zurück sei, beklagt das ältere Ehepaar, das sich im ländlichen Nindorf regelrecht abgehängt fühlt. Die 82-jährige Ursula Pieper fährt schon länger nicht mehr Auto und Horst Pieper kann durch seine Gehbehinderung derzeit ebenfalls nicht fahren.
Eine schwache Infrastruktur, zunehmende Bürokratisierung und Budgetierung führen vielerorts zu einer Überforderung bei niedergelassenen Ärzten im hausärztlichen Bereich - und Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden.
In der Gemeinde Drochtersen hat man jetzt reagiert, um der schlechten Infrastruktur und dem Ärztemangel auf dem Land entgegenzuwirken: Seit 1. Juli ist das Sozio-Med-Mobil in der Region Kehdingen unterwegs. Angefahren werden die Ballungszentren Stade und Hemmoor, um den ländlichen Raum besser an das Gesundheitssystem anzubinden und Hilfe zur Selbsthilfe auf Gemeindeebene anzuregen.
• Das Durchschnittsalter der 11.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte liegt in Niedersachsen bei über 54 Jahren, verkündet der Hartmannbund. In den kommenden zehn Jahren werden über 42.000 Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand gehen. Ausreichender Nachwuchs ist im ambulanten und im stationären Bereich nicht in Sicht. Neben dem stationären Bereich ist die hausärztliche Versorgung von diesem Mangel an ärztlichem Personal betroffen.
• Die Initiative "Stadt-Land-Praxis in der Metropolregion Landkreis Harburg", ein Verbund aus Kreisverwaltung, den Kreiskrankenhäusern, Hausärzten und Kassenärztlicher Vereinigung, engagiert sich für die Sicherstellung hausärztlicher Versorgung und dafür, medizinischem Nachwuchs langfristige Berufsperspektiven zu schaffen. 580.000 Euro wurden für 13 neue Arztpraxen im Landkreis Stade investiert sowie seit 2012 eine Million Euro für die Weiterbildung im Bereich der Allgemeinmedizin, so Michael Schmitz, Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen.
Ist Horst Pieper ein Einzelschicksal? Was haben WOCHENBLATT-Leserinnen und Leser hinsichtlich der ärztlichen Versorgung erlebt?
Schreiben Sie der Redaktion per E-Mail an red-bux@kreiszeitung.net.

Redakteur:

Susanne Laudien aus Buxtehude

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