Reportage: WOCHENBLATT-Redakteurin besucht ihren ersten veganen Stammtisch
Vegan sein: leckeres Essen und gesellschaftlicher Druck

Andreas Spieler hat die scharfen 
Wraps (vorne) beigesteuert | Foto: ab
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  • Andreas Spieler hat die scharfen
    Wraps (vorne) beigesteuert
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WOCHENBLATT-Redakteurin besucht ihren ersten veganen Stammtisch

(ab). Ein Gefühlsmix aus Vorfreude und Aufregung begleitet mich, WOCHENBLATT-Redakteurin Alexandra Bisping, als ich mich auf den Weg zu meinem ersten veganen Stammtisch mache. Mit meinem Couscous-Salat mit Cherrytomaten, gerösteten Pininekernen und Minze folge ich der Einladung der beiden Initiatorinnen Daniela Warnken (Gastgeberin) und Birgit Rosenthal: Sie hatten sich auf meinen Artikel in der Nachhaltigkeitsserie im WOCHENBLATT zum Thema Ernährung bei mir gemeldet. Ich werde also mit völlig fremden Menschen in Dohren brunchen und dabei ins Gespräch kommen.

Das Buffet, zu dem ich meinen Couscous-Salat stelle, sieht toll aus: Neben Wraps, gefüllt mit einer höllisch scharfen Soße, tummeln sich Kartoffel- und Krautsalat, Guacamole, Pizza, Suppe, Kuchen und noch einiges mehr an veganen Delikatessen. 
Beim Essen sitze ich zwischen Birgit und Brit, die von ihren beiden Töchtern Lilian (16) und Shirley (14) begleitet wird. Alle duzen sich und erst jetzt fällt mir auf, dass ich nicht die Einzige bin, die "neu" ist.

Von Birgit möchte ich wissen, wie sie zur Veganerin wurde. Birgit sagt, sie habe "schon immer ein unbestimmtes Gefühl gehabt, dass das Fleischessen nicht gut ist". Vor einigen Jahren sei bei ihr eine Allergie gegen Milch und Ei festgestellt worden. "Ich dachte: Dann machst du es gleich richtig. Ich habe schon immer gerne Obst und Gemüse gegessen und meine Ernährung komplett umgestellt." Das sei ihr leicht gefallen, meint sie. Birgit lebt seit sieben Jahren vegan, ihr Mann Ulrich ebenfalls. Der vegane Stammtisch, erläutert Ulrich, sei 2015 über Facebook ins Leben gerufen worden und habe inzwischen mehr als 50 Teilnehmer. Heute sind 15 Leute dabei.

Nach dem Essen starten wir eine Vorstellungsrunde. Jeder erzählt, wie er Veganer wurde, bei jedem ist es eine andere Geschichte. Doch immer wieder wird das Buch "Peacefood" von Ruediger Dahlke lobend erwähnt, für viele wohl ein guter Leitfaden. 
Und eine andere Besonderheit verbindet die meisten von uns: Nicht-Veganer fühlen sich durch uns häufig angegriffen - wir müssen uns oft rechtfertigen, warum wir weder Fleisch noch Milchprodukte noch Eier zu uns nehmen.

Besonders früh hat das Benjamin zu spüren bekommen: Mit sieben Jahren hatte er eine Reportage über die Ausbeutung von Tieren gesehen und damals beschlossen, nie wieder Fleisch zu essen. "Du wirst nicht mehr wachsen" oder "Dir fallen bald alle Zähne aus" habe er sich anhören müssen. "Es ist alles nicht eingetroffen", sagt er. 
Birgit berichtet von einer denkwürdigen Feier ihrer Eltern in einem Restaurant. "Nachdem die Bedienung erfahren hatte, dass ich Veganerin bin, stand sie ständig neben mir. Sie wollte mich unbedingt davon überzeugen, dass alle Speisen nachhaltig und fair und bio seien. Das war sehr anstrengend, denn ich wollte nur mit meinen Eltern in Ruhe feiern", sagt sie. 

Für Brit ist der Druck ein anderer. "In meinem Job habe ich mit Bergen von ungesundem Essen zu tun", erzählt sie. Das sei für sie ein ziemlicher Spagat, dort vegan zu bleiben. "Zu Hause gibt es nur Veganes, aber außerhalb kann ich das nicht immer durchhalten." Häufig müsse sie sich rechtfertigen, das belaste sie. Auch ihre Töchter haben es nicht leicht: In der Schule müssen sie ihren Standpunkt verteidigen, immer wieder gibt es Meinungsverschiedenheiten. Was die Mädchen essen, wird genau beobachtet - und oft kommentiert. "Würde ich jetzt ein Wurstbrot essen, ich würde es noch drei Jahre lang zu hören bekommen", ist Lilian überzeugt.

Dabei hat niemand am Tisch vor, andere Menschen zu missionieren. "Jeder kann essen, was er möchte", sind sich alle einig. Diese Toleranz wünschen sich die Veganer aber auch von den Fleischessern.

Vegane Stammtische
Wer sich für den veganen Stammtisch bei Tostedt interessiert, kann per E-Mail an tostedt-vegan@gmx.de mehr darüber erfahren. Wer etwas über einen veganen Stammtisch im Landkreis Stade wissen möchte: Der nächste Termin einer Gruppe ist am 19. April in Harsefeld. Mehr dazu per E-Mail an Jeanett_Krueger@yahoo.de.

Redakteur:

Alexandra Bisping

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