Große Bauprojekte verändern die Sozialstruktur
Neue Bürgerinitiative will Altklosters Charme erhalten

Ein prägendes Stück Altkloster, das schon vor Jahren verschwunden ist: das ehemalige Gemeindehaus gegenüber vom Schafmarkt | Foto: tk
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tk. Altkloster. Es gibt eine neue Bürgerinitiative in Buxtehude: die BI Altkloster. Den Gründerinnen und Gründern geht es im Kern darum, dass Altkloster seinen ursprünglichen Charakter nicht verlieren darf. Das droht nach Überzeugung der BI-Gründer vor allem dann, wenn die alte, typische Einzelhaus-Bebauung durch große Mehrfamilienhäuser ersetzt wird. "Früher kannte ich hier jeden, heute kaum noch jemanden", sagt Werner Heuer, einer der Gründer der neuen BI. Spontan hat er gemeinsam mit seinem Nachbarn Sven Brauer beschlossen: Die schleichende Veränderung eines ganzen Stadtteils nicht hinzunehmen, sondern aktiv zu werden.

Die Gründung der Initiative wurde durch ein konkretes Bauprojekt befeuert. Wie berichtet, ist an der Wilhelmstraße eines der typischen alten Rotklinkerhäuser abgerissen worden, um Platz für ein Mehrfamilienhaus zu machen. Das lehnen Menschen ab, die dort leben. Der Protest dagegen - auch das hatte das WOCHENBLATT berichtet - dürfte vergeblich sein. In Buxtehude fehlen Wohnungen und Lückenbebauung ist ausdrücklich gewünscht.

Der BI geht es ausgehend von dem konkreten Bauvorhaben aber um grundsätzliche Fragen für den Stadtteil: "Die Gemeinschaft geht verloren", sagt Werner Heuer, der seit 40 Jahren in Altkloster lebt. Statt eines Schnacks übern Gartenzaun greife immer stärker die Anonymität um sich. Einfache Rechnung der BI: Je größer die Häuser werden und je kleiner die Wohnungen, desto mehr Menschen, die sich nicht kennen, leben in Altkloster - irgendwann eine anonyme Schlafstadt, so die Sorge der BI.

"Für Kinder ist in den Zwei- bis Dreizimmerwohnungen gar kein Platz", meint Heuer. Und Gärten, die das Wort verdienen, seien auch nicht vorgesehen. "Das gute Altkloster-Gefühl wird irgendwann verschwunden sein", befürchtet der Anwohner Heuer,

Als schon lange in der Estestadt lebender Bürger warnt Heuer vor einer Veränderung, die in seinen  Augen nicht heilbar ist: Zum Beispiel die Bahnhofstraße. "Die war früher gemütlich und heute?", stellt er als rein rhetorische Frage auf Bausünden der vergangenen Jahrzehnte.

Er sei schon von Menschen auf die Gründung der neuen BI angesprochen worden, berichtet Werner Heuer. Die Reaktion sei positiv. Corona bremse die Aktivitäten derzeit natürlich. Für die Zukunft will die BI aber auch regelmäßige Bürgertreffen planen oder ein Straßenfest auf die Beine stellen. Die Gründer wollen zeigen, dass sie nicht nur gegen etwas sind, sondern auch andere Ziele haben: Das Altkloster-Gefühl wieder herzustellen.

KOMMENTARSoziales beim Bauen nicht vergessen
Die Mitglieder der neuen BI legen den Finger in die Wunde: In Buxtehude fehlen Wohnungen und es gilt das Prinzip der Nachverdichtung. Dort, wo Platz ist, soll im städtischen Bereich gebaut werden und der Verbrauch von grüner Wiese muss sinken. Richtig und unstrittig.

Aber: Wo nachverdichtet wird, geschieht das in der Regel so, dass die Neubauten so groß werden, wie es das Baurecht hergibt. Aus Sicht der Investoren logisch.

Wenn aber statt einer Familie auf einem Grundstück mit großem Garten plötzlich zehn Parteien in einem Mehrfamilienhaus mit Zwei- bis Dreizimmerwohnungen leben, verändert sich weit mehr als nur die Optik eines Viertels. Auch die Sozialstruktur wird eine andere.

Irgendwie ein Dilemma: Dem Nachhaltigkeitsziel des ressourcenschonenden Bauens steht das Ziel einer funktionierenden sozialen Gemeinschaft entgegen, die weit mehr ist als das zufällige Zusammenwohnen in einem Viertel.
Wie das zusammengeführt werden kann? Das große Bauprojekt Giselbertstraße zeigt, dass das möglich ist. Neben weiträumigen Grünflächen wird auch ein Begegnungszentrum geplant. Was dort im Großen entstehen soll, müsste im Kleinen auch anderswo berücksichtigt werden. Eine spannende und wichtige Aufgabe für Politik und Verwaltung.

Tom Kreib

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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