Volksbanken-Fusion: Und wo bleibt der Kunde?

Aufgrund der Schifffahrtskrise sind die Kehdinger Volksbanker in Schieflage geraten | Foto: Oixelio/Gabriele Planthaber
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bc. Drochtersen/Stade. Verabschieden sich die genossenschaftlichen Volksbanken so langsam von ihrem Regionalitätsprinzip mit den kurzen Entscheidungswegen? Während die Volksbank Lüneburger Heide bereits ein Riesengebiet von Neuenfelde bis Schwarmstedt abdeckt, wirft die geplante Fusion der Volksbank Kehdingen in Drochtersen mit der Ostfriesischen Volksbank (OVB) im knapp 200 Kilometer entfernten Leer genau die Frage auf. Als absolut ungewöhnlich stufen Brancheninsider den Zusammenschluss über diese Distanz ein. Eine Verschmelzung mit der angrenzenden Volksbank Stade-Cuxhaven wäre wesentlich naheliegender. Das WOCHENBLATT erklärt die Hintergründe:

Die traditionell im Schifffahrtsgeschäft stark engagierte Volksbank Kehdingen, die mit einer Bilanzsumme von 244 Millionen Euro (2012), 53 Mitarbeitern und acht Standorten zu den kleineren Geldinstituten der Region gehört, ist durch die Krise der Branche in Schieflage geraten. Ein großer Partner musste her. Die OVB mit einer Bilanzsumme von 1,2 Mrd. und 240 Mitarbeitern Euro bot sich den Kehdingern an. Die Gemeinsamkeiten, vor allem die ähnliche Struktur im Schifffahrtsgeschäft, erschienen Vorstand und Aufsichtsrat günstig für eine geschäftliche Liaison.

Erst kurz vor der Pressemeldung im September 2013 erfuhr die Volksbank Stade-Cuxhaven von den Fusionsabsichten. 2006 verhandelte noch Stade mit den Kehdingern über einen Zusammenschluss, der letztlich jedoch an den unterschiedlichen Risikobewertungen bei Schiffsfinanzierungen scheiterte. Im November erneuerten die Stader nun ihr Angebot. "Wir plädieren für eine regionale Lösung, sind gesprächsbereit. Aber die Entscheidung fällt in Drochtersen", sagt Vorstand Henning Porth auf WOCHENBLATT-Anfrage. Was für die Volksbank Stade-Cuxhaven spricht: Sie kennt die Region. Porth: "Wir sind ertrags- und eigenkapitalstark, verfügen über ein breites Kreditportfolio mit keiner Risikokonzentration auf die Schifffahrtsbranche."

An den Stammtischen in Kehdingen wird unterdessen heftig diskutiert, was die Fusion mit sich bringen könnte. Denn, keine Fusion ohne Synergieeffekte. Die großen Fragen: Wo werden künftig die Entscheidungen getroffen, wenn es um die Vergabe von Krediten für die lokale Wirtschaft geht? Bleibt es bei den kurzen Wegen für die Kunden? Wo zahlt die fusionierte Volksbank künftig ihre Gewerbesteuer? Wie sieht es mit dem Filialnetz und den Mitarbeitern aus? Eine Arbeitsplatzgarantie hat die Volksbank Kehdingen für zwei Jahre ausgesprochen.

Man braucht keine Glaskugel, um vorherzusagen, dass über kurz oder lang zwei Hauptstellen mit diversen Abteilungen wenig Sinn machen. Fest steht schon jetzt: Der Vorstand soll künftig in Leer sitzen. Die Kehdinger Vorstände werden Prokuristen.

Einer ist Vorstandssprecher Dietmar Bruss. Er verteidigt den geplanten Zusammenschluss und beruhigt Kunden sowie Mitarbeiter. "Für unsere Kunden ändert sich nichts. Selbst der Name bleibt gleich", so Bruss. Kein Mitarbeiter müsse seinen Standort wechseln, sofern er nicht wolle. "80 bis 90 Prozent der Kreditentscheidungen werden im Vier-Augen-Prinzip weiterhin in Drochtersen getroffen", unterstreicht Bruss, "wir wollen den direkten Kundenkontakt erhalten." Eine wesentliche Änderung gibt es aber doch: Die Mitglieder-Vertreter müssten zur Jahresversammlung nach Leer fahren.

Das finale Votum für die Fusion fällt wahrscheinlich im Mai bei der Vertreterversammlung. Benötigt wird eine Dreiviertelmehrheit. Man darf gespannt sein, wie die Mitglieder entscheiden.

Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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