Silberschatz von Aspe
Sondengänger findet 15 Silbermünzen aus dem Dreißigjährigen Krieg

Ein Silberschatz im Moor: Sondengänger Matthias Glüsing (li.) und Kreisarchäologe Daniel Nösler bei der Fundstelle der 15 Silbermünzen | Foto: sc
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sc. Aspe. Fast 400 Jahre im Moor verborgen: Sondengänger Matthias Glüsing hat mit seinem Metallsuchgerät bei Aspe in der Samtgemeinde Fredenbeck einen Silberschatz aus dem Dreißigjährigen Krieg aufgespürt. 15 Silbermünzen aus dem frühen 17. Jahrhundert kamen zum Vorschein. "Es gibt keinen vergleichbaren Münzfund im Landkreis Stade", schwärmt Stades Kreisarchäologe Daniel Nösler.

Bereits im Juni 2018 schlug das Metallsuchgerät des zertifizierten ehrenamtlichen Sondengängers in einem Niedermoor bei Aspe aus: Glüsing entdeckte auf einem rein zufällig ausgewählten Feld einen silbernen Taler aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation mit einer Straßburger Prägung. "Ein kompletter Volltreffer", so Glüsing über seinen Glücksfund. Und es wurde noch besser: Nach gründlicher Suche auf dem umliegenden Areal kam sogar ein ganzer Silberschatz ans Tageslicht. In einer Tiefe von maximal 25 Zentimetern fand Glüsing insgesamt 15 Silbermünzen. 14 der Taler kamen aus verschiedenen Regionen des Heiligen Römischen Reiches, ein Taler ist eine dänische Krone. Die älteste Prägung ist ein niederländischer Taler aus dem Jahr 1567, die jüngste Münze stammt aus dem Jahr 1629. Drei der 15 Münzen kommen aus Norddeutschland und zwar aus Lübeck, Hamburg und Braunschweig-Wolfenbüttel. Jeweils ein Taler wurde in den Niederlanden und in Dänemark geprägt. Die meisten Silbertaler stammen aus den habsburgischen Münzstätten Hall in Tirol, Kremnitz und Kuttenberg. Neben den Münzen entdeckte Glüsing außerdem im Asper Moor Scherben eines kleinen Steinzeuggefäßes, die sich teilweise wieder zusammensetzen ließen und in dem wohl ursprünglich die Münzen verborgen waren.

Mit Sonde und Spaten unterwegs: Matthias Glüsing
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"Ich war schon immer an Geschichte interessiert und habe viel über Heimatgeschichte gelesen", sagte Glüsing. Bereits 2015 begann der Bauunternehmer mit seinem Hobby und legte 2016 die erforderlichen Lehrgänge für eine Nachforschungsgenehmigung mit einer Sonde ab. Dann ging es richtig los: Mit Hund und Suchgerät im Gepäck läuft der Malstedter seitdem mindestens drei bis vier Mal die Woche über Äcker, Felder und Wiesen, um Relikte aus der Vergangenheit zu finden. "Ich bin extrem viel unterwegs", so der 40-Jährige. Zwischen vier und sechs Stunden geht Glüsing bei einem Sondengang das zu untersuchende Areal ab.

Bevor es allerdings in die Natur geht, muss viel recherchiert werden, so Glüsing. Ob in den Staatsarchiven, im Internet oder bei den Archäologen, es gibt immer etwas über Truppenlager, Feldzüge, Siedlungsgebiete oder alte Ausgrabungsstätten nachzuforschen. "Die Recherche am Anfang ist genauso zeitintensiv wie die Suche mit der Sonde", sagt Glüsing. Diese Genauigkeit macht ihn so erfolgreich: Außer dem Silbermünzenschatz fand Glüsing schon viele Relikte aus verschiedenen Epochen, darunter Dolchfragmente und ein Beil aus der Bronzezeit, Musketenkugeln, Militärabzeichen, Knöpfe und diverse andere Funde. Allerdings geht Glüsing auch spontan, ohne Informationen und auf gut Glück auf die Suche. Ein Traum von ihm sei, einmal ein Bronzezeitschwert zu finden, so Glüsing. Sein berühmtestes Fundstück ist die weltweit einzigartige Goldmünze mit dem Konterfei des weströmischen Kaisers Constans († 350), die er in Fredenbeck ausgrub. Jetzt gab es für ihn einen Silberschatz zu heben. Im Sommer 2020 folgte eine weitere Ausgrabung der Fundstätte.

Der Silberschatz und das Apothekergefäß | Foto: sc
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Die jüngste Münze des Fundes bei Aspe - ein Reichstaler aus Braunschweig-Wolfenbüttel - zeigt die unzweifelhafte Verbindung zu den Geschehnissen des Dreißigjährigen Krieges, der auch das Land zwischen Elbe und Weser betroffen hat, erklärt Kreisarchäologe Nösler. 1623 erreichten die ersten Kämpfe die Region. Nösler nimmt an, dass vielleicht ein Offizier oder Söldner, der am Rand des Niedermoores sein Lager aufschlug, sein Vermögen unter einem Baum in einem Apothekergefäß vergrub und später keine Gelegenheit hatte, seinen Fund zurückzuholen. Über die Arbeit mit Glüsing ist der Archäologe begeistert. Die Zusammenarbeit der zertifizierten Sondengänger mit der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade habe zu einem nie dagewesenen Zuwachs an Metallfunden und damit an kulturhistorischem Erkenntnisgewinn geführt, so Nösler. Besonders Glüsing habe ein gutes Gespür. „Glüsing ist ein Finder“, sagt Nösler.

Der Münzschatz wurde von der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade erworben. Gemäß der niedersächsischen Rechtslage wurde der Betrag hälftig zwischen dem Entdecker und dem Landeigentümer geteilt. Die Silbermünzen sollen voraussichtlich im Schwedenspeicher-Museum in Stade ausgestellt werden.

Das Gold des Kaisers
Redakteur:

Saskia Corleis

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