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Hans-Heinrich Höper: "Die Arbeit hat mich krank gemacht!"

Hans-Heinrich Höper ist seit 2006 Verwaltungschef in Jesteburg. Aufgrund einer Erkrankung möchte er nun sein Amt zur Verfügung stellen
  • Hans-Heinrich Höper ist seit 2006 Verwaltungschef in Jesteburg. Aufgrund einer Erkrankung möchte er nun sein Amt zur Verfügung stellen
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Ein Schlaganfall zwingt Jesteburgs Samtgemeinde-Bürgermeister Hans-Heinrich Höper dazu, vorzeitig aus dem Dienst auszuscheiden. 

mum. Jesteburg. Bereits seit Ende März ist Jesteburgs Samtgemeinde-Bürgermeister und Verwaltungschef Hans-Heinrich Höper (62) aufgrund einer Erkrankung nicht mehr im Dienst (das WOCHENBLATT berichtete). Ende Juni bat er darum, ein Verfahren zur Feststellung der Dienstunfähigkeit einzuleiten. Jetzt kehrte Höper erstmals zurück in die Öffentlichkeit - er informierte die Mitglieder des Samtgemeinderates über seinen Gesundheitszustand. Mit WOCHENBLATT-Redakteur Sascha Mummenhoff sprach Höper sehr offen über seine Situation.

WOCHENBLATT: Sie bitten um die Entbindung von Ihren Aufgaben als Samtgemeinde-Bürgermeister und Verwaltungschef. Verraten Sie uns die Hintergründe?
Hans-Heinrich Höper: Das stimmt so nicht. Wenn ein Beamter längere Zeit erkrankt ist, erfolgt als nächster Schritt eine Untersuchung durch die Amtsärztin. Es geht dabei um die Feststellung, ob ich aus gesundheitlichen Gründen dienstunfähig für mein Amt bin. Ich hätte gern bis zum Ende meiner Amtszeit weitergearbeitet. Die Gesundheit lässt es nicht zu.

WOCHENBLATT:
Wie geht es Ihnen jetzt konkret?
Höper: Ich hatte Ende März einen Schlaganfall. Ich habe dabei sehr viel Glück gehabt. Als die Symptome auftraten, haben wir sofort die 112 angerufen. Ich habe dann im Krankenhaus Buchholz schnell eine sehr gute Behandlung bekommen. Zeit ist dabei ein wichtiger Faktor. Als Folgeschaden ist bei mir noch die linke Körperseite taub. Die Ursache für den Schlaganfall war ein permanent erhöhter Blutdruck, verursacht durch negativen Stress. Nach Gesprächen mit den Ärzten ging es um eine Abwägung, sich wieder dem Stress auszusetzen und einen nächsten Schlaganfall mit schlimmeren Folgen zu riskieren oder wieder gesund zu werden und das letzte Jahr der Amtszeit nicht mehr zu machen. Ich habe jetzt 45 Berufsjahre hinter mir, werde demnächst 63 Jahre alt. Ich werde deshalb den Rat der Ärzte befolgen. Neben dem Schlaganfall kommen noch andere Erkrankungen hinzu - unter anderem eine Krebserkrankung.

WOCHENBLATT:
Sie machten in einem WOCHENBLATT-Interview deutlich, dass die Belastung speziell in Jesteburg auf Sie, aber auch auf ihre Mitarbeiter gewaltig ist. Hat Sie Jesteburg krank gemacht?
Höper: Nein, Jesteburg hat mich nicht krank gemacht. Es gibt sehr viele Personen in Jesteburg, mit denen ich gern zusammenarbeite. Aber es ist auch richtig, dass die Arbeit mich krank gemacht hat. Damit bin ich nicht allein. So ergeht es leider vielen anderen Personen auch.

WOCHENBLATT:
Was muss sich ändern, damit Ihrem Nachfolger nicht das gleiche Schicksal droht?
Höper: Jeder tickt anders. Es gibt Personen, die lassen die Themen nicht so dicht an sich ran. Vielleicht kommen die besser klar. Das grundlegende Problem ist die veränderte Arbeitswelt, das egoistische Verhalten von immer mehr Menschen und weniger Bereitschaft, unterschiedliche Positionen sachlich miteinander auszutauschen. Heute geht es oftmals nur darum, wer als Erster eine Meinung rausbläst.

WOCHENBLATT:
Ihr Aus gut eineinhalb Jahre vor dem regulären Ende Ihrer Amtszeit reißt eine große Lücke in die Verwaltung. Wie soll es Ihren Mitarbeitern gelingen, diese Lücke zu schließen?
Höper: Sollte ich in den Ruhestand versetzt werden, so muss das Amt ein Jahr früher neu besetzt werden. Wir haben in der Verwaltung sehr gute Mitarbeiter. Da ist mir um die tägliche Arbeit für die Kunden nicht bange.

WOCHENBLATT:
Ihr Ziel war es, die Jesteburger Verwaltung gut aufgestellt an Ihren Nachfolger zu übergeben. Wie weit ist Ihnen dies gelungen?
Höper: Wir haben nach den Ergebnissen der Organisationsuntersuchung die Verwaltung im letzten Jahr umgebaut. So ein Prozess ist aber nie zu Ende. Die Politik muss zu einigen Ergebnissen der Untersuchung noch nachziehen, etwa beim Thema Bauhof.

WOCHENBLATT:
Mit Petra Buzina hat Ihre neue Stellvertreterin am 1. Juli ihren Posten angetreten. Dazu der Abschied von Fachbereichsleiter Thomas Burmester. Glauben Sie, dass die Verwaltungsspitze gut aufgestellt ist?
Höper: Ja. Natürlich wäre es gut gewesen, noch ein Jahr mit Frau Buzina zusammenzuarbeiten. Herr Burmester und ich haben ihr unsere Hilfe angeboten und werden sie über die anstehenden Themen informieren.

WOCHENBLATT:
Und generell: Wie ist es um die Verwaltung bestellt?
Höper: Gut und weniger gut. Wie gesagt, wir haben gute Mitarbeiter. Zu einer guten Verwaltung gehören aber auch gute Arbeitsbedingungen. Ich habe die Erweiterung und die Verbesserung der Räumlichkeiten gefordert. Dabei geht es nicht nur um die Mitarbeiter, sondern um den Service für die Kunden. Das Bürgerbüro muss dringend räumlich verändert werden. Kunden im Einzelhandel erwarten helle, großzügige und kundenfreundliche Geschäftsräume. Das gilt auch für die Verwaltung. Da muss die Politik handeln.

WOCHENBLATT:
Sie haben immer wieder offen kritisiert, dass Jesteburger Politiker keine Rücksicht auf Verwaltungsmitarbeiter nehmen. Sprachen sogar von Respektlosigkeit. Wie bewerten Sie heute das Miteinander zwischen Politik und Verwaltung?
Höper: Unverändert. Es gibt Ratsmitglieder, mit denen es eine gute Zusammenarbeit gibt, und andere Ratsmitglieder. Gute Zusammenarbeit bedeutet nicht, dass man der gleichen Meinung ist, diese aber sachlich austauscht. Ich habe die Sitzungszeiten kritisiert. Neben der Dauer einzelner Sitzungen geht es um die Anfangszeiten. Hier besteht die Politik auf die späten Anfangszeiten. Die Belange der Mitarbeiter spielen dabei für sie keine Rolle. Das kann bei der künftigen Mitarbeitergewinnung aber eine große Rolle spielen. Die Vorstellungen von Arbeitszeiten sind heute anders als noch vor einigen Jahren.

WOCHENBLATT:
Welche Projekte haben Sie in Jesteburg am meisten gefordert?
Höper: Wir haben in den letzten Jahren so viele Projekte umgesetzt. Eigentlich fordert ein jedes Projekt.

WOCHENBLATT:
Auf welches Ergebnis sind Sie besonders stolz?
Höper: Dass unsere kleine Verwaltung trotz aller Herausforderungen und Widrigkeiten handlungsfähig geblieben ist. Und das liegt am Einsatz der Mitarbeiter.

WOCHENBLATT:
Obwohl in Jesteburg zuletzt viele Dinge auf den Weg gebracht wurden, ist die Agenda noch lang. Welche Projekte sind aus Ihrer Sicht wichtig?
Höper: In der Samtgemeinde haben wir am Jahresanfang fünf große Projekte auf den Weg gebracht: den Neubau der Grundschule Jesteburg, die Erweiterung und Sanierung der Grundschule Bendestorf, die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses Bendestorf, den Neubau des Bauhofes und die Erweiterung der Verwaltung. Man muss jetzt genau schauen, wie die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie sein werden. In den Gemeinden muss es eine moderate Entwicklung von Bau- und Gewerbeflächen geben. Ohne Entwicklung ist der heutige Standard nicht zu halten. Es wird gern gegen die Ausweisung solcher Flächen protestiert. Dabei wird aber vergessen, gleichzeitig zu sagen, wir verzichten auf Gewerbesteuereinnahmen und können damit leben, dass Einrichtungen geschlossen werden. Das gehört zur Wahrheit dazu.

WOCHENBLATT:
Vor dem Hintergrund Ihrer großen Erfahrung, glauben Sie, dass das Modell Samtgemeinde noch zeitgemäß ist?
Höper: In der heutigen Form nicht. Die Grundlagen der Samtgemeinden sind 50 Jahre alt. Sie haben sich bis heute nicht verändert. Würde das ein Betrieb überstehen? Wohl nicht. Ich habe in den letzten Jahren immer für eine Reform der Samtgemeinde geworben. So muss die Aufgabenverteilung zwischen den Gemeinden und der Samtgemeinde neu geregelt werden. Macht man das nicht, wird es schwierig. Die digitale Verwaltung wird weiter ausgebaut. Damit sind kleine Gemeinden überfordert. Es droht immer noch die Umsatzsteuerpflicht für die Kommunen. Sie ist nur verschoben. Wenn die Gemeinden für die Aufgabenerfüllung der Samtgemeinde, etwa Personalabrechnung für das Kita-Personal oder Organisation des Freibadbetriebes, Umsatzsteuer zahlen müssen, dürfte sich das Thema Samtgemeinde erledigen. Man muss wissen, der Bund kennt das System der Samtgemeinden nicht. Für den Bund gibt es nur Gemeinden und Städte.

WOCHENBLATT:
Wie geht es denn jetzt formal weiter?
Höper: Es folgt zunächst die Untersuchung durch die Amtsärztin. Bei Feststellung der Dienstunfähigkeit muss die Kommunalaufsicht über meine Versetzung in den Ruhestand entscheiden. Dann muss innerhalb von sechs Monaten eine Bürgermeisterwahl erfolgen.

WOCHENBLATT:
Danke für das Gespräch.

45 Jahre in der Verwaltung tätig
Hans-Heinrich Höper (62) ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er lebt in Heidenau. Höper gilt als erfahrener Verwaltungsmann. Seit 45 Jahren ist er in unterschiedlichen Rathäusern tätig; davon 31 Jahre in leitender Position.
Nach der Ausbildung startete Höper in der Samtgemeinde Tostedt (1975 bis 1992, unter anderem Kämmerer). Zwischen 1992 und 2006 bekleidete Höper in Hanstedt verschiedene Positionen (unter anderem Gemeindedirektor, Erster Samtgemeinderat und stellvertretender Samtgemeinde-Direktor). Seit November 2006 ist Höper Bürgermeister der Samtgemeinde Jesteburg und bis vor zwei Jahren Gemeindedirektor für Jesteburg sowie stellvertretender Gemeindedirektor für Bendestorf.

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Hans-Heinrich Höper

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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