Nabu gegen Bahn-Pläne, Volt dafür
Ökologisch desaströs oder zukunftssicher?
- Wenn's nach der Bahn und dem Bundesverkehrsministerium geht, sollen unter anderem ICEs in Zukunft auf einer ganz neu gebauten Strecke von Hamburg durch den Landkreis Harburg gen Süden rauschen
- Foto: DB
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Nach der Ankündigung der Deutschen Bahn, nun doch - statt des ausgehandelten Alpha-E-Kompromisses mit Grundsanierung und Ausbau der bestehenden Verbindung - lieber eine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover bauen zu wollen (das Wochenblatt berichtete), meldet sich nun auch der Naturschutzbund Nabu Niedersachsen zu Wort: "Die Deutsche Bahn gefährdet mit Neubauplänen wertvolle Lebensräume", heißt es in einer Mitteilung. Und: Das wäre ein "massiver Rückschritt für den Klimaschutz, Naturerhalt und Akzeptanz der Verkehrswende."
Bürgerwillen mit Federstrich beiseite gewischt
Der Verband fordert daher die sofortige Rückkehr zur ursprünglichen Alpha-E-Planung und ein klares Bekenntnis der Politik, diesen gesellschaftlichen Konsens nicht zu opfern. „Wir stehen hier vor einer Situation, in der jahrzehntelange Dialogverfahren, Kompromisse und Bürgerbeteiligung mit einem Federstrich beiseite gewischt werden. Das Vertrauen der Bevölkerung in eine faire Planung wird so endgültig zerstört“, erklärt Prof. Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Ein Neubau quer durch sensible Natur- und Landschaftsräume würde nicht nur wertvolle Lebensräume zerschneiden, sondern auch eine fatale Signalwirkung entfalten.“
Bedrohte Arten, zerschnittene Landschaften
Nach aktuellen Informationen plant die Deutsche Bahn mehrere Korridorvarianten, die weite Teile bislang unzerschnittener Landschaften betreffen. Betroffen wären wertvolle Lebensräume für bedrohte Arten wie Kiebitz, Feldlerche oder Kammmolch, so der Nabu. Außerdem stünden erhebliche Flächenverluste für Landwirtschaft, Moor- und Waldgebiete bevor, mit weitreichenden Folgen für den Klimaschutz.
„Es ist ein Irrglaube, dass neue Trassen automatisch zu mehr Nachhaltigkeit führen“, so Buschmann weiter. „Gerade der Alpha-E-Kompromiss war ein Modell, wie man Klimaziele und Flächenschutz miteinander vereinen kann. Die jetzt favorisierten Neubaupläne hingegen wären ein ökologisches Desaster.“ Der Alpha-E-Kompromiss sei ein Versprechen gewesen – an die Natur, an die Menschen und an kommende Generationen, betont Buschmann. „Dieses Versprechen darf nicht gebrochen werden.“
Volt glaubt an besseren Personenverkehr
Zudem meldete sich die relativ kleine Volt-Partei (in Niedersachsen konnte die Partei bei der Bundestagswahl 2025 nur 0,6 Prozent der Zweitstimmen und 0,8 Prozent der Erststimmen auf sich vereinen) zu Wort: "Volt unterstützt den von der Deutschen Bahn bevorzugten Plan für die Strecke Hamburg-Hannover als einzig zukunftssichere Variante" und fordert eine fortgeführte Bürgerbeteiligung in betroffenen Gemeinden.
Bei Volt hofft man noch immer, dass sich durch eine Neubaustrecke der Personenverkehr verbessern ließe, obwohl die Bahn bereits deutlich macht, dass es ihr vor allem um den Güterverkehr geht, der - möglicherweise - steigen werde, obwohl der Güterumschlag z.B. des Hamburger Hafens aktuell eher nicht wie prognostiziert zunimmt (siehe Artikel oben). Bei Volt hat man noch immer Hoffnung, dass "neue Strecken und Bahnhöfe die Vernetzung im Umland stärken und schnelle, attraktive Verbindungen in die Städte auch ohne Auto" schaffen könnten.
"In das Ergebnis der (Bahn-, Anm. d. Red.) Studie ist auch eingeflossen, dass zukünftig der Deutschlandtakt ermöglicht werden soll, aber die Überlastung der Bestandsstrecke bereits eingetreten ist." Entscheidend sei, dass "einem teuren Ausbau ohne Neubauteil bereits nach wenigen Jahren die erneute Überlastung drohen würde. Wir sollten nicht in ein Projekt investieren, das von Anfang an die Anforderungen kaum erfüllen kann", erklärt Jannik Kronemeyer, Landesvorsitzender von Volt Niedersachsen.
Heidegipfel geplant
Unterdessen formieren sich die Bürgerinitiativen Pro Alpha-E und der Projektbeirat Alpha-E neu. Zum Vormerken: Für Sonntag, 17. August, haben sie von 11 bis 13 Uhr in Bispingen einen „Heidegipfel“ organisiert. Hier sollen Betroffene und Verbände zu Wort kommen. Weitere Informationen folgen.
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