Hilfe bei Hass und Gewalt im Netz
19 neue Webcoaches wurden im Schulzentrum Salzhausen von Polizei und Reso-Fabrik ausgebildet

Die neuen Webcoaches des Schulzentrums Salzhausen mit (vorne, v. li.) Kriminalhauptkommissarin Lydia Freienberg (Polizeiinspektion Harburg) und Sozialpädagogin Lea Tewes (Res-Fabrik) sowie (ganz hi., v. li.) den Lehrern Nadine Grunze und Ben Dexel, der kommissarischen Oberschulleiterin Sabine Voß, Gymnasiums-Leiterin Dorit von Hoerschelmann, Harald Steffens (Reso-Fabrik) und Lehrer Marcel Meier | Foto: Silke Rauscher
  • Die neuen Webcoaches des Schulzentrums Salzhausen mit (vorne, v. li.) Kriminalhauptkommissarin Lydia Freienberg (Polizeiinspektion Harburg) und Sozialpädagogin Lea Tewes (Res-Fabrik) sowie (ganz hi., v. li.) den Lehrern Nadine Grunze und Ben Dexel, der kommissarischen Oberschulleiterin Sabine Voß, Gymnasiums-Leiterin Dorit von Hoerschelmann, Harald Steffens (Reso-Fabrik) und Lehrer Marcel Meier
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Insgesamt 19 Schüler des Gymnasiums und der Oberschule Salzhausen wurden in Kooperation mit der Polizeiinspektion (PI) Harburg und der Reso-Fabrik als neue Webcoaches ausgebildet. Sie stehen ihren Mitschülern bei persönlichen Konflikten oder Fragen im Zusammenhang mit dem Internet oder sozialen Medien beratend zur Seite, meist zu einer festen Sprechzeit während der großen Pause. Als Ausbilderinnen im Einsatz waren Lydia Freienberg, Kriminalhauptkommissarin und Beauftragte für Jugendsachen der PI Harburg, sowie Sozialpädagogin Lea Tewes von der Reso-Farbrik und dem Jugendzentrum Salzhausen.

Diese stolzen Absolventen der Webcoaches-Ausbildung 2023 verstärken jetzt das Schulzentrum: Linea Behr, Emma Sophie Beinroth, Leonie Patricia Bruns, Zoé Marie Ewigleben, Paul Luca Fahl, Sanna-Ina Gogolinski, Frieda Christine Jebens Lina Yasmin Koenecke, Maximilian Felix Krause, Noah Joel Mestmacher, Joshua Ben Nielsen, Hanna Marlene Niessen, Melina Pfanzler, Semira Msgna Rezene, Angelina Scharm, Jakob Stark, Lena Stale und Stian Momme Tadsen.

Bereits seit dem vergangenen Jahr sind elf "Senior-Webcoaches“ an beiden Schulen aktiv. Nun wurde der zweite Ausbildungsdurchgang am Schulzentrum Salzhausen von dem eingespielten Team Freienberg/Tewes durchgeführt. Unterstützt wurden sie von Harald Steffens von der Reso-Fabrik sowie sowie von den Gymnasiums- bzw. Oberschul-Lehrkräften Ben Dexel, Nadine Grunze und Marcel Meier.

Die Übung "Gefährlich versus ungefährlich!“ war eines von vielen Praxisbeispielen, die Lydia Freienberg und Lea Tewes für die Ausbildung der "Netztrainer" im Gepäck hatten. Zwei Optionen, aber nur eine ist richtig. "Es soll herausgefunden werden, ob und welche Informationen ich in verschiedenen realen oder virtuellen Situationen von mir preisgebe“, erklärten Freienberg und Tewes. Die Erfahrung zeige, dass Jugendliche in und mit sozialen Medien überaus souverän umgehen. Vor allem jüngere Internetnutzer überblickten häufig noch nicht die Tragweite ihres Handelns und gerieten dadurch in Schwierigkeiten. Hier kommen die Webcoaches ins Spiel. "Gerade der persönliche Kontakt zu einer schülernahen Person gleichen Alters erleichtert es Betroffenen, sich unbürokratisch und schnell Hilfe zu suchen“, so Lea Tewes. "Oft gibt es vielleicht gegenüber Eltern oder Lehrkräften eine Hemmschwelle, die manchem Wunsch nach Unterstützung im Weg steht. Und genau diese überwinden wir mit unseren Webcoaches.“

Die Gespräche über diese Alltagssituationen zeigen, dass die Teilnehmer fast immer jemanden kennen, der im Netz unangenehme Erfahrungen gemacht hat“, wusste Lydia Freienberg zu berichten. Die Liste sei lang: Angefangen von Beleidigungen über das gezielte Mobbing bis hin zum Kontakt mit Nacktfotos oder rassistischen Stickern. "Nicht zu vergessen ist besonders der neue, durch TikTok befeuerte Trend, bei dem es darum geht, lebensgefährliche Challenges durchzuführen und als Beweis für die vermeintlich mutige Tat zu teilen“, warnte Freienberg. Deshalb sei es sehr wichtig, die Inhalte der Webcoaches-Ausbildung vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen immer wieder anzupassen.

Für die Webcoaches ist es aufgrund der Komplexität der Themen wichtig, die verschiedenen Problemfälle in der Beratung situationsangemessen einzuschätzen. "Es gibt Konflikte, welche die Coaches selber lösen können, beispielsweise einen Streit im Klassenchat. Hier können sie sich auch gut weitere Unterstützung innerhalb der Klasse holen“, erläuterte Lydia Freienberg. "Es gibt aber eben auch Konflikte, die es erfordern, dass sich die Coaches von unserer Seite Unterstützung holen.“ Denn häufig gehe es um reale Straftaten und diese könnten die Webcoaches nicht selber lösen. In diesem Zusammenhang sei z.B. das "Cyber-Grooming“ zu nennen, das bei der Kriminalkommissarin im Fokus steht. Dabei erschleichen sich Erwachsene mit eindeutig sexueller Intention das Vertrauen von Minderjährigen. "Leider hat dies stark zugenommen. Sind erst einmal sensible Bilder verschickt, steht die persönliche Scham dem Wunsch nach Hilfe oft entgegen.“ Dabei müsse das nicht so sein. "Fakt ist: Cyber-Grooming ist eine sehr schwere, von Erwachsenen begangene Straftat. Sie muss unbedingt erkannt, gemeldet und zur Anzeige gebracht werden“, betonte die Kriminalhauptkommissarin mit Nachdruck. "Je öffentlicher solche Taten als Straftaten wahrgenommen werden, desto besser lässt sich verhindern, dass Kinder und Jugendliche zu Opfern werden.“

Weiterhin erlernen die Coaches im Rahmen ihrer Ausbildung erste Strategien, die sie in Beratungssituationen einsetzen können. Die Beratungen erfolgen im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft. Darüber hinaus suchen die Webcoaches während ihrer AG-Zeit nach weiteren interessanten Themen mit relevantem Medienbezug. Auf dieser Grundlage konzipieren sie für die jüngeren Jahrgänge Informationsveranstaltungen und führen diese auch innerhalb der einzelnen Klassen selbstständig durch. Fragt man die Coaches nach ihrer Motivation für die Teilnahme an der Ausbildung und der AG, so steht das Bedürfnis, denjenigen zu helfen, die sich virtueller psychischer Gewalt ausgesetzt sehen, klar an erster Stelle. „Hoffentlich schaffe ich das!“ Dass viele von ihnen sehr großen Respekt vor dieser wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe haben, verwundert kaum. Mit viel Einfühlungsvermögen gelingt es Tewes und Freienberg aber stets, ihren Schützlingen diese verständlichen Sorgen zu nehmen.

"Direkte persönliche Voraussetzungen für diese Ausbildung gibt es nicht. Aber man muss schon Lust und Interesse an sozialen Medien, ein feines Gespür und offenes Ohr für die Sorgen der Mitschülerinnen und Mitschüler sowie ein gewisses Maß an Konfliktfähigkeit mitbringen“, fasste Lea Tewes die anspruchsvollen Anforderungen an die #Webcoaches zusammen.

Vom Engagement der diesjährigen Coaches und ihrer Teamarbeit sind Lydia Freienberg und Lea Tewes schon jetzt mehr als begeistert. "Die positive Gruppendynamik dieses Durchgangs ist schon auffällig“, sagen sie. Es freut sie besonders, dass die Jugendlichen beider Schulformen sofort sehr kooperativ zusammenarbeiten. "Viele kennen sich persönlich aus der gemeinsam verbrachten Grundschulzeit. Dadurch fällt ihnen natürlich leichter, sich untereinander zu öffnen. Und genau das schweißt sie so richtig gut zusammen.“

Ins Leben gerufen hat das Modell Silke Scheiderer von der Reso-Fabrik. Kerngedanke ist die Unterstützung vor Ort, die durch die Kooperation beider Schulen und deren Stärkung durch die Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Harburg und dem Jugendzentrum Salzhausen erfolgt. Regulär gehören zum Ausbildungsteam der Webcoaches noch Andreas Brammer und Kilian Kremer von der Reso-Fabrik. Von Schulseite aus werden die Coaches von Katharina Denker, Ben Dexel, Nadine Grunze und Marcel Meier unterstützt.

Die Erfolgsgeschichte des Webcoaches-Konzepts geht weit über die Samtgemeinde Salzhausen hinaus. Insgesamt sind im Landkreis Harburg 21 weiterführende Schulen nach diesem Modell aktiv. "Wir arbeiten gerade an einer immer stärkeren Vernetzung im ortsnahen Umfeld und dem Landkreis, um den persönlichen Austausch zu intensivieren“, so Lea Tewes. Dies sei enorm wichtig, um die Coaches in schwierigen Beratungssituationen nicht allein zu lassen. Perspektivisch sollen alle Coaches deshalb zu einer richtigen "Familie" zusammenwachsen, wo sich alle gegenseitig unterstützen. "Deshalb stehen neben ihnen neben der Schule auch Sozialarbeit und Polizei jederzeit mit Rat und Tat zur Seite“, so Lydia Freienberg.

Die Reso-Fabrik führt seit 1995 im Auftrag des Landkreises Harburg Jugendsozialarbeit an verschiedenen Standorten und Kooperationspartnern des Landkreises durch. Ziel ist die Integration junger Menschen im Alter von 10 bis 21 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund in Gesellschaft und Beruf. Neben verschiedenen Projekten bildet die Schulung der Medienkompetenz und in diesem Zusammenhang die Ausbildung von Schülern zu Webcoaches einen wichtigen Baustein. Weitere Informationen gibt es unter https://webcoaches.net, @webcoaches_reporter sowie @juzsalzhausen und @polizei.lkharburg.lf

Betroffene können sich auch bei folgenden Beratungs- und Hilfsstellen melden: Nummer gegen Kummer (116 111), die Beratungsstelle der Polizeiinspektion Harburg für gewaltbetroffene Mädchen und Frauen (Tel. 04181 - 380636 oder direkt bei Lydia Freienberg, Beauftragte für Jugendsachen bei der Polizeiinspektion Harburg (Tel. 04181 - 285107).

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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