Grauzonen-Existenz der verbotenen Steinwüsten
Umweltdesaster Schottergarten

Schotter und Kies stellen keinen Lebensraum für Pflanzen und Tiere dar | Foto: Arbeitskreis Naturschutz Tostedt
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Sie sind der steingewordene Schreck vieler Naturliebhaber: Schottergärten. Immer wieder sieht man die grauen Kieswüsten in den Nachbarschaften der Region. Dass ein Schottergarten nicht nur Pflanzen und Tieren gegenüber lebensfeindlich ist, sondern auch Niederschlag schlechter aufnimmt und für die Erhitzung der Umgebung sorgt, scheint vielen Hausbesitzern entweder nicht bewusst oder aber gleichgültig zu sein.
"Der Artenschwund ist aktuell ein großes Problem und solch ein wüstenartiger Garten bietet keinerlei Lebensraum oder Nahrung für Insekten", erklärt Uwe Quante vom Arbeitskreis Naturschutz Tostedt (AKN). Ökologisch gesehen sei so ein Schottergarten ein regelrechtes Desaster.
Dabei sind Schottergärten in der Niedersächsischen Bauordnung (NBauO) gesetzlich verboten. Paragraph 9, Absatz 2 besagt, dass nicht überbaute Flächen des Baugrundstücks Grünflächen sein müssen, sofern sie für keine andere zulässige Nutzung erforderlich seien. Wie das WOCHENBLATT berichtete, beschloss die Samtgemeinde Tostedt im Jahr 2019, in künftigen Bebauungsplänen Grundstücksbesitzer über die Unzulässigkeit der "Steinwüsten" zu informieren. Wie Stefan Walnsch, Erster Samtgemeinderat der Samtgemeinde Tostedt, erklärt, werden Grundstücksbesitzer seither im Bebauungsplan über die Unzulässligkeit der Schottergärten informiert. Für die Einhaltung der NBauO sei jedoch der Landkreis zuständig. Die Gemeinde könne lediglich an die Gartenbesitzer appellieren und für eine Sensibilisierung sorgen. Ob der Appell zur Umweltfreundlichkeit genug ist, lässt sich angesichts der immer noch häufig vorzufindenden grauen Gartenlandschaft in Frage stellen.

Wieso Schottergärten?

Doch wieso wird bei der Gartengestaltung mancherorts überhaupt auf Kies, Schotter und Co. zurückgegriffen? Neben der Optik, die ja bekanntlich Geschmackssache ist, reizt manchen Grundstückbesitzer die vermeintlich leichte Pflege einer solch gestalteten Fläche. In Wahrheit sind die Schottergärten jedoch alles andere als pflegeleicht. Eine Bodenversiegelung durch Plane oder Vlies soll das "lästige" Unkraut fernhalten, die Folge ist der Verlust der Bodenfruchtbarkeit. Auch verhindert sie das Versickern von Niederschlägen, sodass es bei Starkregen zur Überlastung der Kanalisation oder in manchen Fällen zum Volllaufen des eigenen Kellers führt. Nur dem Grundwasser, dem gerade in den letzten niederschlagsarmen Jahren mehr Regen zuträglich wäre, wird so die neue Wasserzufuhr verwehrt. Kämpft sich mit der Zeit doch ein bisschen Grün an die steinige Oberfläche, entsteht Moos an den oftmals weißen Kiessteinen oder fällt Laub auf die Fläche, so müssen Gartenbesitzer diese aufwändig oder mittels energiefressender Gerätschaft entfernen. Laut NABU entstehe durch die Schottergärten außerdem eine extreme Hitze, da die Steine von der Sonne aufgeheizt werden, was zum Vertrocknen der übriggebliebenen Pflanzen führt. Auch Staub und Lärm seien ein Problem. Durch das Fehlen der Bepflanzung können feine Staubpartikel nicht gefiltert werden, sodass sich vermehrt Stickstoffoxid anreichert. Autolärm würde durch den Schotter zudem verstärkt werden. Stickig, laut und heiß - das klingt nicht gerade nach Wohlfühlen im eigenen Garten.

Standorttypische Blumen helfen der Artenvielfalt

Uwe Quante rät, bei der Bepflanzung des Gartens auf standorttypische Wildblumen zurückzugreifen, denn viele Insekten, so auch die meisten Wildbienen, seien auf heimische Pflanzen spezialisiert. Ein vielfältiger und vor allem grüner Garten helfe der Erhaltung der Artenvielfalt. Längerfristig sei jedem Schottergarten-Besitzer geraten, über die Sinnhaftigkeit dieses Gestaltungs-Konzepts nachzudenken, denn ein naturnaher Garten ist nicht nur umweltfreundlicher und kostengünstiger, sondern auch pflegeleichter als eine graue Steinlandschaft voll Schotter und Kies.

Kommentar: Lebensfeindliche Gärten

Graues Gestein ziert in kleinteilig angelegter Weise ganze Quadratmeter um Einfamilienhäuser überall in Deutschland. Mit verschiedensten Farbtönen aus dem Spektrum Dunkelgrau bis Hellgrau "verschönern" Hausbesitzer ihre Vorgärten und lassen dabei keinem Lebewesen die Chance auf Überleben. Die Rede ist von Schottergärten: die Wüsten der Kleinstädte. Absurd, bedenkt man, dass gerade heutzutage ein Bewusstsein für Natur und Umwelt herrschen sollte. Nicht so bei den Schotter-Gärtnern. Sie muss der Anblick des frischen Geröll-Graus mit Leben erfüllen.
Findet man dennoch ein kleines bisschen Grün in den Beton-Oasen, so sind das oftmals Buchsbaum und Lorbeerkirsche. Hübsch zurechtgestutzt und in Form gebracht, ragen sie aus Bergen von Stein empor, wie Leuchtturme, allein auf weiter Flur. Doch das Auge trügt den Umweltfreund auf der Suche nach ökologisch wertvoller Flora, denn beide Pflanzen gelten als giftig. Passenderweise sind auch sie lebensfeindlich, wie das Bett aus Schotter und Geröll, das sie umgibt. Pauline Meyer

Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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