Klimaaktivistin der "Letzten Generation"
Gegen Verschwendung zulasten der Ärmsten

Sonja Manderbach bei einem ihrer Protestaktionen | Foto: Letzte Generation
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JOBS und KARRIERE

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Eine spannende Referentin und Gesprächspartnerin empfängt das Team der MANNigfaltigen Gemeinde der Tostedter Johanneskirche am Freitag, 16. Februar, um 19 Uhr im Gemeindehaus im Himmelsweg 12 in Tostedt mit Sonja Manderbach. Die Kirchenmusikerin und Aktivistin aus Niedersachsen hat sich mehrfach an Straßenblockaden und anderen Protesten der "Letzten Generation", in der Boulevard-Presse oft als „Klima-Kleber“ bezeichnet, beteiligt. Im WOCHENBLATT-Interview äußert sie sich zu ihrer Motivation.

WOCHENBLATT: Sie sind Kirchenmusikerin. Wie weit entfernt wohnen Sie von Ihrer Arbeitsstelle und wie kommen Sie dorthin? Und wie erledigen Sie Ihre Einkäufe?

Sonja Manderbach: Auch mit meinem Beruf als Kirchenmusikerin stehe ich in der Mitte der Gesellschaft. Musik berührt Menschen und kann Räume öffnen. Genau wie so viele Menschen aus den ärmeren zwei Dritteln der Bevölkerung habe ich schon viel Energieeinsparung, auch in meiner Mobilität, erreicht.

Die begründete Sorge, dass der Energieverbrauch insgesamt aber eher gestiegen ist, treibt mich an. Es gibt in Deutschland immer noch Verhalten von sehr reichen Menschen, die per Super-Yacht oder Privat-Jet reisen und dabei insgesamt tausendmal so viel klimaschädliche Energie wie der Durchschnitt verbrauchen.

Übermäßiger Verbrauch und Verschwendung gehen auf Kosten anderer Menschen, die, auch in meiner Stadt Oldenburg, am Boden bleiben, dann mit Sandsäcken ihr Hab und Gut gegen durch Klimaänderungen verursachte Überschwemmungen retten müssen oder anderswo besonders im Süden der Erde in Dürre leben.

WOCHENBLATT: Klimaschutz ist wichtig, keine Frage. Aber glauben Sie nicht, dass das Festkleben auf Fahrbahnen und Rollfeldern eher kontraproduktiv war, um für Klimaschutz zu werben? Schließlich wurden auch Menschen mit umweltfreundlicheren Fahrzeugen, die zur Arbeit wollten, oder Senioren, die auf eine motorisierte Beförderung angewiesen sind, behindert. Bekanntermaßen ist der ÖPNV in ländlichen Regionen weitgehend mangelhaft.

Sonja Manderbach: Menschen können den Protest der "Letzten Generation" mögen oder nicht - aber es ist schwer, dem gleichgültig zu begegnen. Die Emotionen haben aber einen tieferen Ursprung, sonst wären sie bei einer Traktor-Blockade oder einem Stau auf der Fahrt in den Urlaub oder zu einem Termin ähnlich.

Menschen können nicht gleichgültig gegenüber den Folgen der Klimakatastrophe wie Extremwetter, Starkregen, Überschwemmung, Hitze sein. Das ist seit dem letzten Jahr jedem bewusst geworden, auch hier in Norddeutschland (Lilienthal, Verden, Oldenburg).

Die Menschen spüren die Unsicherheit - es geht nicht mehr nur um Hab und Gut, sondern um die Zukunft unserer Kinder. In Teilen Europas ist es schon jetzt noch schlimmer - weltweit sowieso.

Wir weisen genau darauf hin, dass die Regierung fortgesetzt Gesetze bricht. Wegen mangelhaftem Schutz der Lebensgrundlagen bricht sie das Grundgesetz Artikel 20a und das Klimaschutzgesetz. (Siehe Urteile Bundesverfassungsgericht 2021 und Oberlandesgericht Brandenburg 2023)

Das schwingt immer mit, ist unbequem und nicht nett, Menschen spüren, dass Unentschlossenheit nicht weiterhilft. Die Transformation ist schwierig, lohnend für eine gute demokratische Zukunft und wichtig. Weiter so wie bisher wird es nicht gehen. (u.a. IPCC Bericht 2023)

WOCHENBLATT: Das „Kleben“ soll ja jetzt beendet sein. Wie will die „Letzte Generation“ künftig für Klimaschutz eintreten?

Sonja Manderbach: Bei der "Letzten Generation" entwickeln wir unseren Protest dauernd weiter. Klar bleibt, dass wir so in unserer Gesellschaft nicht weitermachen können, unser Protest soll uns rütteln und stören, bis wir Impulse und Freude am Neuen wiederentdecken und stärker spüren und in Zuversicht verwandeln.

Das geht ohne Kleben, meistens auch ohne Weste. Das Signal bleibt: Wir werden stören und das alte Weiter-so an Orten der Zerstörung unterbrechen.

Dazu gibt es bald erstmals am Samstag, 16. März, um 12 Uhr in Bremen sowie zeitgleich in zehn Städten in ganz Deutschland leicht zugängliche, ungehorsame Versammlungen. Anderswo gibt es immer wieder unangekündigt direkte Proteste und inhaltliche Konfrontation von Entscheidungsträgern.

Diese ganz speziellen Konfrontations-Proteste entlarven gestaltende Persönlichkeiten, die ihren Beitrag verweigern - zur Neugestaltung des Wirtschaftens, für die Gesellschaft und den Energiesektor - der Wandel in der Klimakatastrophe wird sowieso kommen.

Dazu werden wir unseren Protest immer wieder neu gestalten und es wird immer leichter werden, mit dabei zu sein, sich wirksam zu fühlen und wirksam zu werden.

Freude auf den Dialog

Bei der Veranstaltung in Tostedt sind interessierte Männer und Frauen willkommen. Diakon i.R. Hans-Peter Wacker, der die MANNigfaltige Gemeinde leitet, sagt: „Sonja Manderbach wird die Strategie der 'Letzten Generation' erläutern und von ihren Erfahrungen als Aktivistin berichten. Im Anschluss wird es Raum geben für Austausch. Wir freuen uns, in den Dialog zu treten.“

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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