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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

In Tostedt
Politik will einen Rewe Richtung Wistedt

Becker Tours möchte sein Gelände für einen Rewe-Markt umnutzen und selbst ins Gewerbegebiet umziehen | Foto: bim
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  • Becker Tours möchte sein Gelände für einen Rewe-Markt umnutzen und selbst ins Gewerbegebiet umziehen
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bim. Tostedt. Was kann Tostedt unternehmen, wenn das Konstrukt der Samtgemeinde nicht im Landes- und Regionalen Raumordnungsprogramm vorgesehen ist? Diese Frage stellte jetzt Maximiliane Hemens (Zusammen für Tostedt) in der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses der Gemeinde Tostedt bezüglich der Umnutzung des Geländes des Busunternehmens Becker Tours am Ortsausgang Richtung Wistedt. Wie berichtet, will Rewe dort einen Markt nach dem Konzept des "Green Building" mit einer Verkaufsfläche von rund 1.800 Quadratmetern bauen, das Busunternehmen seinen Betrieb ins Gewerbegebiet an der B75 verlagern. Außer Thilo Ramms (Wir in Tostedt) wollen die Ausschussmitglieder aller Fraktionen den Rewe-Markt und sprachen sich dafür aus, dass die Verwaltung das Vorhaben vorantreiben und mit dem Landkreis Gespräche darüber führen soll.
Zugeschaltet in die Online-Sitzung war Oliver Ohm von der BBE-Handelsberatung GmbH, die 2016 bereits das "Einzelhandels- und Zentrenkonzept" für Tostedt erarbeitet hatte. Er sieht kaum Chancen für einen Rewe-Markt am Ortsausgang und hatte als Überbringer der schlechten Nachrichten keinen leichten Stand.
Gemeinde verfügt über
vitalen, intakten Ortskern

Die Gemeinde Tostedt verfüge über einen "vitalen, intakten Ortskern mit einem gut aufgestellten Sortimentsmix", sagte Ohm. Inklusive der Geschäfte im Gewerbegebiet Zinnhütte gebe es alles, "das man sich für ein Grundzentrum wünschen kann". Ohm betonte, dass es sich bei seinen Ausführungen lediglich um eine Vorprüfung und noch nicht um eine umfassende Auswirkungsanalsyse handele.
Großflächiger Einzelhandel nur in
städtebaulich integrierter Lage

Zu beachten ist laut Raumordnung u.a. das "Integrationsgebot". Großflächiger Einzelhandel (über 800 Quadratmeter) dürfe demnach nur in städtebaulich integrierter Lage entstehen - also im Ortskern oder in dessen Nähe. Ausnahme: Es müsse eine wohnortnahe Versorgung "in wohngebietsorientierten Lagen" gesichert werden. Mehr als die Hälfte der Umsätze müssten im Zehn-Minuten-Gehradius erzielt werden. Das Becker-Gelände liege in verkehrs-, nicht wohnorientierter Lage.
Eine andere Ausnahme wäre möglich, wenn im zentralen Versorgungsbereich (in und rund um den Ortskern) keine Flächen mehr für eine Markt-Ansiedlung zur Verfügung stünden und ein Versorgungsdefizit nachgewiesen werden könne. Das Gemeindegebiet sei aber in einem Zehn-Kilometer-Luftlinienradius gut versorgt. Weitere Anbieter seien hinzugekommen bzw. stünden unmittelbar vor der Eröffnung, spielte Ohm auf den Mere-Markt am Westbahnhof an. Der wird nun allerdings doch nicht kommen (siehe unten).
Ortskern darf nicht
beeinträchtigt werden

Weiterhin gibt es laut Raumordnung ein "Beeinträchtigungsverbot": Es müsse nachgewiesen werden, dass die Entwicklungsfähigkeit des Ortskernes nicht beeinträchtigt wird. Ohm prophezeite: "Es werden große Umsatzverlagerungen zu Lasten des Ortskerns geschaffen." 
Ohm riet Politik und Verwaltung, das Zentrenkonzept fortzuschreiben, Erhebungen zum innerörtlichen Verkehr und zu Kundenwohnorten vorzunehmen.  
Wachsende Bevölkerung und
Verkehrsentlastung des Zentrums

Gerhard Netzel (SPD) wies auf die wachsende Bevölkerung hin. Auch würde sich ein Rewe auf dem Becker-Gelände auf die Verkehrssituation im Zentrum entlastend auswirken. Das Betonen einer fußläufigen Erreichbarkeit sei nicht mehr up to date, meinte Stefanie Hansen (Wir in Tostedt). "Die meisten machen ihren Einkauf nicht mehr zu Fuß." Außerdem müssten die Einwohner, u.a. aus Wistedt und Königsmoor, 15 bis 20 Minuten einfache Fahrtzeit mit dem Auto zum Einkaufen zurücklegen oder würden der Samtgemeinde letztlich Kaufkraft entziehen, wenn sie in Sittensen oder Scheeßel einkaufen. "Auch die Mitgliedsgemeinden wachsen, die Leute werden älter." Auch seien die teils weiten Fahrstrecken nicht klimafreundlich.
Zum Vergleich: Auf dem Gebiet der Gemeinde Tostedt leben rund 14.630 Einwohner auf 48,24 Quadratkilometern, samtgemeindeweit sind es aber 27.248 Einwohner auf rund 221,3 Quadratkilometern.
Es geht um einen Supermarkt,
nicht um eine Einkaufspassage

"Wir reden hier von einem Supermarkt, nicht von der Buchholz Galerie", mahnte Nadja Weippert (Grüne) die Relation an: "Alle Fraktionen im Gemeinderat sind dafür, dass wir da eine Versorgung machen. Was, wenn wir die planerische Hoheit der Gemeinde wahrnehmen?", fragte sie. "Viele Menschen fahren zum Einkaufen in andere Ortschaften. Senioren werden mit einem Fahrservice zum Einkaufen in den Ort gefahren."
Solitärstandort laut
Raumordnung nicht gewollt
Oliver Ohm betonte: "Das ist nicht meine Sicht der Dinge. Ich habe eine Bewertung anhand der Ziele der Raumordnug aufgeführt, die nicht abwägungsfähig sind. Ein Solitärstandort am Ortsausgang in der Nähe zum zentralen Versorgungsbereich ist nicht das, was die Raumordnung will." Er habe Politik und Verwaltung den "Werkzeugkoffer" für die weiteren Beratungen an die Hand gegeben. Er als Verbraucher halte diese "Käseglocken-Vorgehensweise", die sich ausschließlich auf den Schutz des alten Bestandes beziehe, auch für nicht mehr zeitgemäß. Als Möglichkeit, den Rewe entgegen den Zielen der Raumordnung zu realisieren, nannte er ein gut begründetes Zielabweichungsverfahren - wie bei der Famila-Ansiedlung in Jesteburg. Ein solches Verfahren könne aber schätzungsweise bis zu drei Jahre dauern.
Märkte entwickeln
sich dynamisch

Auch der Erste Samtgemeinderat Stefan Walnsch begrüßt den Rewe-Markt aus Sicht der Wirtschaftsförderung. "Ich sehe nicht, dass wir ein neues Zentrum schaffen oder dass das Zentrum ausblutet. Handel ist Wandel, Märkte entwickeln sich dynamisch. Mein Ehrgeiz ist geweckt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen", gab sich Walnsch kämpferisch. An einer Einkaufsmöglichkeit in Tostedts Westen hätten viele Menschen ein Interesse, die in den vergangenen Jahren immer wieder in der Verwaltung nachgefragt hätten.
Thilo Ramms (WiT) hingegen erklärte, dass ein Großteil der Verbraucher die weiten Wege ins Gewerbegebiet Zinnhütte nicht für einen Rewe, sondern für Lidl und Aldi auf sich nehmen würden. Er fürchtet um den Bestand der Geschäfte im Ortskern.

Mere erteilt Tostedt eine Absage

Foto: Nebauer

Es wird am Westbahnhof in Tostedt keinen Mere-Markt geben. Das hat die Geschäftsleitung des Discounters Sebastian Nebauer, dem Eigentümer des früheren Lidl-Grundstücks, mitgeteilt. Wie berichtet, wollte Mere zunächst im September, dann im Dezember seinen Markt eröffnen. Laut Nebauer war der Mietvertrag im Mai 2021 geschlossen worden, die Firma Mere habe die Räume bereits betriebsfähig eingerichtet und Personal eingestellt. "Diese erfreuliche Entwicklung wurde abrupt gebremst, als erste Informationen über eine mögliche Ansiedlung eines Rewe-Marktes in wenigen Gehminuten Entfernung öffentlich wurden", berichtet Nebauer.
Nebauer war mit seinen Anträgen, auf der Fläche einen holländischen Discounter und einen Autohandel anzusiedeln, an der Politik gescheitert. Für Nebauer, der nach eigenen Angaben zuvor etliche Absagen von Nahversorgern für das ehemalige Lidl-Grundstück erhalten hat, sieht die Absage von Mere als "Aus für eine Nahversorgung mit Lebensmitteln an diesem Standort". Und fügt in einem Brief an den Gemeindedirektor Dr. Peter Dörsam hinzu: "Wenn sich ein Bebauungsplan für Rewe ändern lässt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, mit welcher Begründung Sie mir ein solches Ansinnen verwehren würden."

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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