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Tostedt
Kaufhaus Bade feiert 200. Jubiläum mit 100 Gästen

Lothar Kurze mit der Urkunde der IHK, die ihm IHK-Vizepräsidentin Ruth Staudenmayer | Foto: bim
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  • Lothar Kurze mit der Urkunde der IHK, die ihm IHK-Vizepräsidentin Ruth Staudenmayer
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Es gibt nur wenige Handelsunternehmen, die auf eine solch lange Tradition und eine ebenso bewegte Geschichte zurückblicken können: Das Einkaufscenter Bade in Tostedt feierte jetzt mit 100 Gästen sein 200. Jubiläum im Hotel Zum Meierhof. Insbesondere Grandseigneur Lothar Kurze und seine Frau Elcin schüttelten als Geschäftsführer unzählige Hände und nahmen Präsente von den Gratulanten in Empfang. Auch seinem Bruder und Mitgesellschafter Jürgen sowie Geschäftsführer Thomas Beckmann galten die Glückwünsche. 

Im hannoverschen
Königreich 1823 gegründet

Lothar Kurze, seit 1974 Geschäftsführer und seit 2007 mit seinem Bruder Jürgen Gesellschafter, entwickelten das 1823 von Johann Wilhelm Huth im hannoverschen Königreich gegründete Unternehmen vom traditionellen Kaufhaus Bade durch mehrere Erweiterungen und Umbauten zu einem modernen Einkaufscenter mit 3.650 Quadratmetern Verkaufsfläche inklusive drei Shops auf einem 12.000 Quadratmeter großen Grundstück mit 320 kostenlosen Parkplätzen, von denen viele Tostedter profitieren.

"Unsere Philosophie ist es, alle Einwohner Tostedts - egal mit welchem Geldbeutel - mit Waren des täglichen Lebens zu versorgen", erklärte Lothar Kurze. "Wir haben 85 freundliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einen jährlichen Umsatz von 20 Millionen Euro und 800.000 Kunden im Jahr - darauf sind wir stolz", betonte Lothar Kurze. Er bedankte sich u.a. bei seinem Bruder Jürgen, der zum Erfolg beigetragen hat und ihn stets unterstüzte, sowie bei Thomas Beckmann, der bei Bade ausgebildet wurde und heute dort Geschäftsführer ist.

IHK-Vizepräsidentin
überreichte Urkunde

Wie besonders das 200-Jährige des Einkaufscenters Bade ist, hob Ruth Staudenmayer, Vizepräsidentin der IHK Lüneburg-Wolfsburg, hervor, als sie Lothar Kurze die Jubiläumsurkunde überreichte. Im ganzen Bezirk gebe es nur 51 Betriebe mit einer solch langen Historie. "Das ist eine Leistung", lobte sie. "Wir sind alle nichts ohne unsere Mitarbeiter und Familien. Sie haben junge Leute ausgebildet und vermarkten regionale Produkte. So wird die Wertschöpfung in der Region erhalten." Durch die lange wirtschaftliche Tradition habe die Otto Bade GmbH die kulturelle Identität Tostedts mitgeprägt. Als Lothar Kurze 1974 die Geschäftsführung übernahm, war Selbstbedienung für die Kunden ungewohnt. Heute gehe es um Selfscanning.

Lothar Kurze begrüßte als Redner den Heimatchronisten Klaus Rose - seinen Nachbarn von der gegenüberliegenden Straßenseite - dessen Frau Ilse eine geborene Huth ist. Auch wenn diese Linie der Familie nicht zu den Kaufleuten Huth, sondern zu den Posthaltern gehört, wusste Klaus Rose Interessantes über die wechselhafte Geschichte des Unternehmens, das von jeher im Zentrum beheimatet war, zu berichten. "Im Verkaufsraum zeigt sich der Wandel der Zeit", sagte er. 

Lange gab's keinen
Grund zum Feiern

In einer 200-jährigen Geschichte hätten theoretisch viele Jubiläen gefeiert werden können, aber hier musste Klaus Rose seine Zuhörer enttäuschen, denn zum Jubeln gab es keinen Grund:
Nach 25 Jahren 1848 war Revolution.
Zum 50. Jubiläum 1873 herrschte eine schwere wirtschaftliche Depression.
1923 zum 100. Jubiläum war das Jahr der höchsten Inflation von 400 bis 500 Prozent.
1948 wirkten die schweren Schäden des Zweiten Weltkriegs nach.
Das 150. und 175. Jubiläum konnten dann endlich gefeiert werden. "Auch das 200-Jährige wäre fast ins Wasser gefallen - wegen Corona und der Energiekrise", meinte Klaus Rose.

Firmengründer Johann Wilhelm Huth (* 1791) muss nicht nur kaufmännisch, sondern auch architektonisch bewandert gewesen sein, denn das Pastoren- und das Heimathaus in Tostedt gingen auf seine Zeichnungen zurück. Dass der Kaufmann mit 32 Jahren die begehrte Konzession "zur Betreibung des Handels mit Manufacturwaren" erhielt, habe zwei Gründe gehabt: Er konnte der hannoverschen Regierung nachweisen, dass sein Vater schon 30 Jahre einen "Hokenhandel" und somit Steuern abgeführt hatte. Und Huth konnte nachweisen, dass es in Tostedt und Umgebung nur eine Manufactur gab und dass er bereits "ein Haus zum Zwecke der Niederlassung" hatte - am Standort des heutigen Einkaufscenters Bade. "Er durfte Waren handeln, welche dem Landmann in der Hauswirtschaft unentbehrlich sind", zitierte Rose aus den Aufzeichungen. Durch die günstige Lage an der 1812/13 erbauten Napoleonstraße (heute B75) hatte er viel Kundenzulauf und das Geschäft entwickelte sich vorzüglich.

Huth vermachte der
Gemeinde 2.000 Reichstaler

Johann Wilhelm Huth vermachte der Gemeinde Tostedt 2.000 Taler (1 Taler = 3 D-Mark oder vier Jahresgehälter eines damaligen Bahnhofsvorstehers). Von dem Geld sollte das Gehalt eines Lehrers bezahlt werden, 300 Taler sollten in die Verbesserung und Verschönerung des Ortes fließen.

Auch Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam lobte "das Kaufhaus Bade, wo man alles kriegt". "Mit zwölf Jahren war ich stolz, dass wir in Tostedt bei Bade auch eine Rolltreppe haben - nicht nur in Hamburg", bekannte er. Die Rolltreppe ist seit 2015 Geschichte. Dörsam nannte vergleichbare Kaufhäuser wie Kaufhof (gegründet 1879) und Karstadt (von 1881) mit einer ungewissen Zukunft sowie dem Kaufhaus Kück in Hollenstedt, dessen Geschichte 2008 nach 140 Jahren endete. "Das sind Beispiele, die deutlich machen, dass es einen ständigen Wandel und Anpassungen gibt. Es sind starke Entwicklungen, die hier gemacht wurden", lobte er. Bade sei ein wichtiger Arbeitgeber und prägend für Tostedt.
Dörsam nahm Bezug auf die 2.000 Taler für die Verschönerung der Gemeinde und schlug den Bogen in die Gegenwart. "Das Geld war iirgendwann weg, aber es gibt eine moralische Pflicht. Die haben wir alle gemeinsam", sagte er und verwies auf den neuen Park neben dem Huthschen Haus und nahe dem Kaufhaus Bade, der über Parteigrenzen hinweg geplant und mit Landes- und Gemeindemitteln finanziert wird.   
 
Das Kaufhaus ist für
Tostedt ein Gewinn

"Was macht Bade aus?", fragte Bürgermeisterin Nadja Weippert: "Der Zusammenhalt, das Familiäre, das Miteinander." Auch sie hat Kindheitserinnerungen an das Kaufhaus, in das sie einst ihren Opa jeden Samstag zum Einkaufen begleitete. "Lothar und Jürgen kamen jeden Morgen zur Begrüßung aller Mitarbeiter", erinnerte sie sich. "Wenn die Wände dieses Gebäudes sprechen könnten, hätten sie unglaublich viele Geschichten zu erzählen", erklärte Nadja Weippert, die auch an Weggefährten der Familie Kurze erinnerte, die nicht mehr da sind. Das Kaufhaus Bade sei ein großer Gewinn für Tostedt. 

Mehr über die bewegte Geschichte des Kaufhauses Bade lesen Sie hier

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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