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Osterfeuer 2024 im Landkreis Harburg

„Mapapus“ entstehen aus Liebe

Jennifer Arndt-Lind und Hendrik Lind zeigen stolz ihre mit dem Publikumspreis des Gründungspreises 2015 der WLK ausgezeichneten „Mapapus“
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Jennifer Arndt-Lind und Hendrik Lind erhielten den Publikumspreis des Gründungspreises 2015 der WLH

as. Tostedt. Ursprünglich wollte Jennifer Arndt-Lind Babykleidung nähen, doch dann kam alles anders. Jetzt haben sie und ihr Mann Hendrik Lind für ihre Mama-Papa-Puppen („Mapapu“), die aus Kleidungsstücken genäht werden, bei der Verleihung des Gründungspreises der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH) den Publikumspreis erhalten.
Das besondere an den Puppen: durch die Verwendung von Kleidungsstücken der Eltern wird zum einen der vertraute Geruch festgehalten, zum anderen entsteht durch den bekannten Stoff eine ganz eigene Bindung zur Puppe. Die Mapapus werden von Arndt-Lind liebevoll mit der Nähmaschine und per Hand genäht und verziert. Etwa acht bis zehn Stunden, je nach Größe und Beschaffenheit der Stoffe, sitzt sie an einem Mapapu. Wie jedes Schicksal, das hinter den Puppen steht, einzigartig ist, sieht auch jede Puppe anders aus.
Die Mapapus, die ursprünglich genäht wurden, um Kindern in Scheidungs- und Patchwork-Familien zu ermöglichen, etwas von beiden Elternteilen mit sich zu tragen, erfüllten auch eine therapeutische Funktion, so Arndt-Lind: „Etwa 85 bis 90 Prozent unserer Aufträge kommen von Menschen, die jemanden verloren haben. Ein Mapapu schafft eine ganz eigene Form der Erinnerung. Man kann ihn in den Arm nehmen und ihm alles erzählen, oder auch seine Wut darüber, dass der geliebte Mensch gegangen ist, daran auslassen.“
Seit acht Jahren fertigt die gelernte Friseurin die Puppen. Zunächst für die eigenen Kinder genäht, fanden die Mapapus auch in ihrem Bekanntenkreis großen Anklang. Was die Puppen bewirken können, wurde ihr jedoch erst klar, als sie den ersten Mapapu für einen Trauerfall im Bekanntenkreis schuf. Sie habe dann mehr Kindern Trost spenden wollen, so Arndt-Lind, und sich 2013 mit der Produktion der Puppen selbstständig gemacht. „Hinter jedem unserer Mapapus steht eine Geschichte“, so die Unternehmerin. „Wir bekommen nicht nur die Kleidungsstücke, sondern auch Briefe und Fotos, in denen die verstorbenen Menschen beschrieben werden“. Wie im Fall eines verstorbenen Jungen (7), dessen Familie einen Mapapu für den kleinen Bruder in Auftrag gab. Aus Kleidungsstücken des Jungen, wie seinen Lieblings-T-Shirts, den Resten der von der Notärztin zerschnittenen Fleece-Jacke und etwas Stoff, aus dem die Hose, in der er beerdigt wurde, gemacht ist, wurde der Mapapu „geboren“. „So können wir Erinnerungen an jemanden, der nicht mehr da ist, zum in-den-Arm-nehmen schaffen“, erklärt Arndt-Lind. „Auch Jahre später sind die Mapapus noch wichtig. Sie werden überall mit hingenommen, sind wie Familienmitglieder“, so Arndt-Lind.
Doch nicht nur Kindern helfen die Puppen bei der Trauerarbeit. Mittlerweile sei etwa jeder zweite Mapapu für Erwachsene bestimmt, so Hendrik Lind, der sich um den Vertrieb und Versand der Stofftiere kümmert.
Die Mapapu GbR war für den Gründungspreis des Landkreis Harburg in der Kategorie „Kreatives Handwerk“ nominiert. Diesen Preis haben die Mapapus nicht gewonnen, aber die Besucher der Preisverleihung waren von den Puppen so begeistert, dass sie den Publikumspreis erhielten. „Mehr als 300 Leute fanden unsere Idee toll! Darauf sind wir super stolz“, freut sich Hendrik Lind.
Ein individuell angefertigter Mapapu kostet 220 Euro inklusive Versand. Um auch finanziell nicht so gut aufgestellten Familien in ihrer Trauer beizustehen, arbeitet die Mapapu GbR seit 2014 mit der Vorwerkstiftung und der Spethmann-Stiftung zusammen, die Mapapus für betroffene Familien spenden. In Zusammenarbeit mit den Johannitern und dem Trauerzentrum Lacrima wurde das Projekt „Seelentröster“ gestartet, dass Jugendliche und Kinder bei der Trauerarbeit durch den Einsatz der Stofftiere unterstützt.
Ab dem nächsten Jahr wollen die kreativen Köpfe hinter den Puppen auch Wochenend-Workshops für Erwachsene anbieten, in denen Trauernde unter Anleitung von Arndt-Lind die Mapapus selbst nähen. „Die Nähschritte sind wichtig für die Verarbeitung der Trauer“, so Arndt-Lindt, „Das T-Shirt eines geliebten Menschen selbst zu zerschneiden hat auch viel mit Veränderung und Akzeptanz zu tun.“
Auch wenn die Geschichten, die hinter den Mapapus stehen, oft traurig sind, verbindet Jennifer Arndt-Lind trotzdem ein positives Gefühl mit ihren Puppen: „Es sind trotzdem Liebesgeschichten, denn Mapapus entstehen nur, weil irgendwer irgendwo geliebt wird.“
• Weitere Informationen zu den Mapapus gibt es im Internet unter www.mapapu.de.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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