Stadt Winsen mit eigenen Verkehrsregeln
Radverkehrs-Aktivistin Olga Bock kritisiert den Bau verschiedener Radwege im Winsener Stadtgebiet
thl. Winsen. "Autofahrer und Radfahrer sind gleichberechtigt! Also ist beim Abbiegen alles gleich und auch, wenn es sich um eine 30er-Zone handelt", sagt Olga Bock. "Um Fußgängerinseln fahren beide herum und keiner nimmt den kürzeren Weg. Das ist also das rechtlich richtige Verhalten."
Die streitbare Radfahr-Aktivistin hat sich erneut mit den Radwegen im Stadtgebiet beschäftigt und dabei einige Missstände aufgedeckt. Zum Beispiel im Neubaugebiet Norderbülte. "Warum wird den Autofahrern dort nicht aufgezeigt, dass sie aus einem Wohngebiet kommen, dass sie direkt auf die Osttangente fahren müssen und nicht den kombinierten Rad- und Fußweg benutzen dürfen?", fragt Bock. Hintergrund ihrer sarkastischen Frage ist die Tatsache, dass der Weg für Radfahrer exakt auf der Straße aufgemalt ist. "Als wenn die Radfahrer zu blöd sind, um zu wissen, wie sie sich im Verkehr verhalten müssen."
Zweiter "Schönheitsfehler": "Der Streifen, der den Radfahrern im Neubaugebiet vom Fußweg auf die Straße führt, ist mit 73 Zentimeter Breite viel zu schmal", sagt Olga Bock. "Diese Breite entspricht nicht den Bauvorschriften." Dies sei aber nichts Neues. "In Winsen werden 30er-Zonen sowieso nach Richtlinien gebaut und beschildert, wie sie in keiner Vorschrift zu finden sind. Warum sollte es bei diesem Baugebiet anders sein?"
Eindrucksvoll unterlegt wird Bocks Aussage im Baugebiet Winsener Wiesen-Süd. Fehlende abgesenkte Bordsteine an den Stellen, an denen Radfahrer auf die Straße oder zurück auf den Fußweg geführt werden, sind nur das eine. "Im Übrigen haben auch Rollstuhlfahrer, die die Straßenseite wechseln wollen, hier kaum ein Chance, alleine auf den anderen Bürgersteig zu kommen", erklärt Olga Bock. Der größte Schildbürgerstreich scheint jedoch das "Vorfahrt gewähren"-Schild, das an der Einfahrt zum Baugebiet an der Hauptstraße für Radfahrer installiert wurde. "Radfahrern, die auf der Hauptstraße unterwegs sind, wird hier die Vorfahrt genommen, die sie nach der Straßenverkehrsordnung eigentlich hätten. Das ist unglaublich", schüttelt Olga Bock den Kopf.
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