Die Mahnung kam vor der Rechnung

Postärger: Zustellungsprobleme sind kein Einzelfall

Das Problem um verspätete Postzustellungen ist offenbar deutlich größer, als es die Deutsche Post zugeben will. Davon zeugen zahlreiche Zuschriften von Leserinnen und Lesern auf den WOCHENBLATT-Artikel "Ärger mit der Postzustellung" am vergangenen Samstag. Wir veröffentlichen einige Erfahrungsberichte:

Ursula und Rolf Pape aus Buchholz: "Wir haben eine noch schlechtere Erfahrung gemacht, als in Ihrem Artikel dargestellt. Am 1. Dezember erhielten wir nach 19 Tagen wieder einmal Post, und zwar auf einmal 24 Briefe und fünf abonnierte Zeitschriften (diese waren natürlich mittlerweile veraltet). In der Vergangenheit hatten wir schon mehrfach fünf bis zehn Tage auf Post gewartet."

U. Auras aus Bliedersdorf: "Ich erwartete ein Paket, welches aus Hamburg kommend am 1. Dezember verschickt wurde. Zunächst klappte die Sendungsverfolgung, das Paket sollte entweder am 3. oder am 5. Dezember ankommen. So weit, so gut. Es kam an den genannten Tagen kein Paket an, in der Sendungsverfolgung stand dann sinngemäß, dass sich die Lieferung aufgrund der derzeit hohen Menge verzögert. Tatsächlich erhalten habe ich das Paket am 9. Dezember zusammen mit einem Berg Briefen, die gesammelten Werke von über einer Woche. Ich habe das Paket aber nur erhalten, weil ich den Briefträger an der Haustür abgefangen habe und explizit nach meinem Paket gefragt habe. Und siehe da, nach nochmaligem Durchsuchen des Wagens tauchte es dann endlich auf. In der ganzen 49. Kalenderwoche ist hier in der Siedlung keine Post ausgeliefert worden. Ich hatte am 6. Dezember Geburtstag, die Geburtstagspost kam natürlich auch mit erheblicher Verspätung an.
Es ist eine Unverschämtheit, laufend steigende Preise zu verlangen und immer weniger Service zu bieten. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mache ich keinen Vorwurf. Die sind wirklich bemüht, ihren Job gut zu machen, aber mit so wenig Personal ist das nicht zu schaffen. Im Gegenzug leistet sich die Deutsche Post jede Menge Frührentner, die schon vor dem 50. Lebensjahr gut versorgt zu Hause sitzen.
Irgendetwas läuft hier tüchtig falsch, und ich glaube nicht, dass sich das wieder ändern wird. Wenn ich ein Paket verschicken will, nutze ich mittlerweile Hermes, das klappt noch ganz gut."

Thomas Alpers aus Stade-Wiepenkathen: "Auch wir haben extreme Probleme mit der Zustellung. Wir betreiben einen Versandhandel und bekommen eigentlich jeden Tag Post ( Pakete und Briefe), nur seit einigen Wochen bekommen wir maximal einmal in der Woche Briefpost.
So ist es für uns fast unmöglich, unsere Rechnungen mit Skonto zu bezahlen. Bei einem Zahlungsziel mit Skonto innerhalb von sieben bis zehn Tagen ist es dann ja nicht möglich.
Vor einigen Wochen bekam ich eine Mahnung von unserer Werkstatt, weil wir den Rechnungsbetrag noch nicht bezahlt hatten. Die Mahnung war schneller da als die Rechnung. Die Rechnung haben wir nach sieben Wochen erhalten.
Am 10. Dezember bin ich persönlich zur Post gefahren und wollte meine Post abholen. Die Dame war auch bereit und hat nachgeschaut, ob für mich noch etwas da ist. War es aber nicht. Ich bin dann wieder zurück und habe den Briefzusteller persönlich im Ort angetroffen. Er hat mir die Post ausgehändigt.
Es war auch der langersehnte Brief dabei. Dieser Brief wurde am 30. November gestempelt und erhalten habe ich ihn am 10. Dezember. Die Dame im Depot hat es mit dem hohen Krankheitsstand und Corona begründet, was ich nicht nachvollziehen kann. Corona haben wir schon seit mehr als zwei Jahren. Die Post sollte sich mal fragen, warum der Krankheitsstand so hoch ist.
Es gibt sicher Möglichkeiten, um das Problem in den Griff zu bekommen. Man könnte z.B. Sammelcontainer zentral aufstellen, sodass der Zusteller nur eine Adresse anfahren muss. Dort könnte dann jeder seine Post abholen. Oder der Zusteller fährt seine Tour einen Tag von A-Z und am nächsten Tag dann von Z-A.
Wir haben das Pech, das wir an Ende der Tour sind und so kommt es vor, dass wir gar nicht mehr angefahren werden.
Bei den meisten anderen Paketdiensten, die sicher auch eine extreme Zunahme an Paketen haben, klappt es deutlich besser."

Margot Kübler aus Stove: "Post, datiert am 22. November, kam am 5. Dezember geballt mit einem Blumengruß an. Dabei war sogar ein Päckchen, das eigentlich per Hermes kommen sollte. Wären die Blumen nicht priorisiert behandelt worden, wer weiß, wie lange es sonst gedauert hätte.
Eine Nachbarin berichtete, dass unsere Packstation kein grünes Licht aufwies und sie die Sendungen in Marschacht auf der Poststelle abholen musste. Dort wurde das Paket ohne Erklärung ausgehändigt."

Christina Cohrs aus Buchholz: "Ich habe auch Ärger erlebt mit der Postzustellung. Wir haben eine Wohnung vermietet und warteten auf eine Bürgschaft, die per Priobrief verschickt wurde. Diese kam nicht wie angegeben am nächsten Tag an, sondern erst zwei Wochen später. Außerdem bekam ich Post von den Stadtwerken Buchholz vom 23. November erst am 8. Dezember. Dazu kommt, dass ich mein Abonnement bei Sky nicht mehr rechtzeitig kündigen kann, weil die Post, in der eine Preiserhöhung angekündigt wurde, zu spät angekommen ist.Ich verstehe ja, dass man mal krank werden kann, aber dass man dann die Post nur alle zwei Wochen bekommt, dafür habe ich kein Verständnis - vor allem wenn es sich um Priobrief und Einschreiben handelt. Es ist unvorstellbar, im öffentlichen Dienst so zu arbeiten. Ich könnte mir das nie erlauben bei meinem Arbeitgeber."

Dieter Tschorschke aus Vierhöfen: "Ich habe auf meinem Handy eine App der Deutschen Post AG installiert, darin wird mir jeweils angekündigt, dass ein Brief an mich unterwegs ist.
2021 kamen lediglich 55 Prozent am gleichen oder am Folgetag an. 30 Prozent brauchten zwischen zwei und vier Tagen. Zehn Prozent trafen fünf Tage nach Ankündigung ein, der Rest noch später (bis zu elf Tage).
2022 kamen 68 Prozent am gleichen oder am Folgetag an. 22 Prozent brauchten zwischen zwei und vier Tagen. Drei Prozent trafen am fünften Tag nach Ankündigung ein der Rest noch später (bis zu zehn Tage).
Die Aussage der Postsprecherin, dass 80 Prozent der Briefe spätestens einen Tag nach Aufgabe beim Empfänger ankommen, ist der reinste Hohn.
Als ich letztes Jahr mal den Postboten auf diese Zahlen ansprach, sagte er nur: 'Wir stellen die Briefe immer gleich zu nachdem wir sie erhalten'. Am nächsten Tag quoll mein Briefkasten über. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt.
Teilweise kommen fünf bis sechs Briefe an einem Tag an, bei denen die Ankündigung an bis zu drei verschiedenen Tagen zuvor kam."

Katrin Brass, per E-Mail: "Allerdings hatte ich auch Ärger mit der Post! Eine bestellte Kreditkarte lag wegen der Verspätung zusammen mit der PIN (die ja aus Sicherheitsgründen mit einer Woche Verzögerung verschickt wird) im Poststapel! Zum Glück ist nichts passiert. Ich finde diese Beobachtung jedoch äußerst besorgniserregend. Das hätte auch anders enden können."

Christina Wendt aus Buchholz: "Auch wir haben in der Märchensiedlung in Buchholz in den vergangenen Jahren öfters tagelang keine Post erhalten und dann kamen mehrere Briefe mit unterschiedlichen Datumsstempeln als geballte Ladung. Montags kommt seit Jahren grundsätzlich nie Post, es sei denn, man hat eine Paketzustellung, dann kommen auch mal Briefzustellungen mit. Die Logik dahinter verstehe ich nicht. Aktuell haben wir seit sieben Tagen keine Zustellung mehr erhalten und ich warte dringend auf zwei Briefe. Eine Beschwerde an die Deutsche Post habe ich heute eingereicht. Ich bin gespannt, ob ich dazu überhaupt eine Rückmeldung erhalte. Es ist schon bedauerlich, dass mit ständig steigenden Preisen der Deutschen Post der Service immer mehr nachlässt."

Fabian Graf aus Buchholz: "Die Postzustellung ist bei uns vergleichbar mit Lotto spielen. Wir bekommen aktuell Post von vor zwei oder drei Wochen und teilweise auch leere, aufgeschnittene Umschläge. Da ich nebenberuflich einen Onlineshop betreibe und ein Teil meiner Ware über die Post geliefert wird, ist es für mich natürlich eine Katastrophe. Wir bekommen teilweise Rechnungen und Mahnungen zusammen in einer Sendung.Der Post scheint es auch egal zu sein, dass man aufgeschnittene leere Umschläge zugestellt bekommt. Ich finde es eine Unverschämtheit, dass irgendwer meine Post öffnet. Diese Woche kamen drei offene Briefe an, welche mit schwarzem Gewebeklebeband notdürftig zugeklebt wurden."

Vanessa Schumann, per E-Mail: "Ich werde von meinem Smartphone per E-Mail informiert, wenn ich einen Brief erhalten soll. Am Dienstag, 29. November, habe ich eine solche Benachrichtigung erhalten und Tage danach auch. Ich wartete auf wichtige Dokumente und Fristgerechte Sachen. Am Samstag, 3. Dezember, erhielt mein Mann Briefe, ich nicht. Meine angekündigten Briefe, insgesamt neun Stück, erhielt ich am folgenden Mittwoch. Ich bin stinksauer über so ein Verhalten von Seiten der Post. Für Personalengpässe habe ich Verständnis, aber es sollte anders lösbar sein." (os).