Kröten werden zum neuen Laichgewässer "umerzogen"

Bei der Huckepack-Wanderung zu den Laichgewässern 
überqueren Amphibien auch vielbefahrene Straßen  | Foto: bim
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    überqueren Amphibien auch vielbefahrene Straßen
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Sobald die Temperaturen im Frühjahr um zehn Grad steigen und die Luftfeuchtigkeit stimmt, ist das für Amphibien der Startschuss in die Paarungszeit. Kröten- und Froschweibchen tragen ihre Partner - in der Regel von Anfang März bis Mitte April - huckepack zu den Laichgewässern. Dabei überqueren die Tiere auch Straßen, die ohne Zäune und das Engagement ehrenamtlicher Helfer zur Todesfalle werden können. Der Landkreis Harburg hat in den vergangenen zehn Jahren nun vier Teiche als Ersatz-Laichgewässer in Holm angelegt. Naturschützer "erziehen" die Amphibien sozusagen um, damit diese die neue "Kinderstube" annehmen. Der umstrittene Krötentunnel an der K28 zwischen Holm und Inzmühlen hätte dann ausgedient.

Eines der bedeutendsten Amphibienvorkommen

"Wir haben hier in Holm eines der bedeutendsten Amphibienvorkommen in Niedersachsen, u.a. mit Arten wie Kammmolch, Moorfrosch und Knoblauchkröte, die auch nach EU-Status einen hohen Schutz haben", betont Detlef Gumz, früherer Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Ein Problem im Zuge des Klimawandels sei, dass zunehmend mehr Tümpel oder temporäre Gewässer als Lebens- und Vermehrungsraum für Amphibien austrocknen. "Den Amphibien geht es aufgrund der Klimaveränderung an den Kragen", macht Gumz deutlich.

Andererseits sei die Natur dynamisch. In Holm gibt es nordöstlich des Krötentunnels einen vor rund 30 Jahren als Ausgleichsfläche angelegten Mischwald, dessen Bäume inzwischen so hoch gewachsen sind, dass der Wald für Amphibien als Überwinterungs- und Nahrungsgebiet attraktiv sei. Von dort wanderten Kröten, Frösche und Molche im Frühjahr über die K28 direkt zu den Holmer Teichen. Die dank des Eigentümers in idealer Lage von der Unteren Naturschutzbehörde neu angelegten Teiche sollen den Tieren künftig als Laichgewässer dienen. Daher werden derzeit an der K28 zusätzlich zum Krötentunnel auch Krötenzäune installiert. Die dort von ehrenamtlichen Helfern eingesammelten Amphibien wurden und werden in die neuen Teiche gesetzt. "Bekanntermaßen wandern Amphibien zum Ablaichen immer an die Stelle, an der sie selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Also sollten in einigen Jahren alle Individuen 'umerzogen' worden sein", erläutert Werner Wiesmaier, Vorsitzender des NABU Buchholz. 

Einen neuen Lebensraum haben sich Amphibien auch in Suerhop "erobert". Das Regenrückhaltebecken am Drosselweg haben sie als Laichgewässer auserkoren. Engagierte Bürger haben sich der wandernden Tiere angenommen und - fachlich begleitet vom NABU - rund 3.500 Tiere eingesammelt. 

Geschichte des Krötentunnels

An der vielbefahrenen K28 zwischen Holm und Inzmühlen war im Jahr 2006 für rund 320.000 Euro auf 1.200 Metern Länge ein Krötentunnel - ein Amphibienleitsystem - gebaut worden, den das WOCHENBLATT von Beginn an kritisch begleitet hat.

Der Krötentunnel, der im Grunde aus zehn Durchlässen besteht, wurde u.a. aus Ersatzzahlungen eines Buchholzer Bebauungsplanverfahrens, einer Spende der Aktion Krötenrettung e.V. und EU-Fördermitteln finanziert. Die Gesamtverantwortung lag beim Landkreis Harburg als unterer Naturschutzbehörde.

Vor dem Bau des Krötentunnels habe es viele Untersuchungen gegeben, erläutert Detlef Gumz. Der Verein "Aktion Krötenrettung Holmer Teiche", dem neben Einzelpersonen auch der Arbeitskreis Naturschutz Tostedt - allen voran der erst kürzlich verstorbene Dr. Vilmut Brock -, der BUND-Kreisverband und der NABU Buchholz angehören, hatte schließlich eine Initiative für den Bau der Tunnel gestartet.

Zuvor hatten Freiwillige die an Zäunen in Eimer gefallenen Tiere rund 25 Jahre lang jeweils zur Laichzeit über die Straße getragen - je nach Temperatur und "Liebesnacht" schwankten die Zahlen. Mehrere tausend Lurche (2019: 4.559 Stück) überqueren jedes Jahr, vor allem zur Zeit der Laichwanderung, die K28.

Sehr ungeordnet erfolge insbesondere die Rückwanderung der Tiere und ihrer Jungtiere zwischen Ende Juni und Anfang Juli. "Insofern ist das Amphibienleitsystem eine super Einrichtung, damit die Tiere trotz Straße sicher wandern können und die Helfer nicht sechs bis acht Wochen lang die Straße ablaufen müssen", ergänzt Elisabeth Bischoff vom BUND.

"Man darf das Amphibienleitsystem kritisieren", sagt Gumz. Wenn aber 60 Prozent der Arten unbeschadet von A nach B und zurück gelangten, sei eine solche Anlage gut. Am Krötentunnel in Holm würde dies sogar bei 80 Prozent der Tiere gelingen. Das hätten Markierungen der Tiere durch Dr. Vilmut Brock ergeben.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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