Nachhaltigkeit im Alltag
Treffpunkt Innovation: Nachhaltigkeit war das Thema

Anne Schneider (Projektmanagerin Innovation WLH) und Dr. Sascha Peters (Haute Innovation) | Foto: WLH GmbH
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(ah). Vor wenigen Tagen ist einmal mehr ein Wal an Plastikmüll verendet: Rund 40 Kilogramm Kunststoff fanden Experten im Magen des riesigen Tieres. Plastikmüll ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit – aber können wir auf Plastik verzichten? Welche Alternativen gibt es? Darüber referierte Dr. Sascha Peters auf Einladung der WLH Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg in der Fachvortragsreihe Treffpunkt Innovation.
Peters ist Gründer der "Haute Innovation Zukunftsagentur für Material und Technologie". Sie übernimmt eine Vermittlerrolle zwischen technologischer Innovation und marktfähiger Produktanwendung. „Das Thema intelligente Verpackungen ist brandaktuell“, betonte er. Plastikmüll sei in vielerlei Hinsicht problematisch – riesige Plastikmüllstrudel im Ozean, Mikroplastik in allen Organismen der Nahrungskette, auch im Menschen, bedingte Recycelfähigkeit. Plastik verschwinde nicht, selbst die einzelnen Moleküle blieben so, wie sie sind. Auch ein vielversprechendes Forschungsprojekt mit Wachswürmern ergab, dass die Würmer das Plastik zwar fressen, aber nur in Mikroplastik aufspalten.
Um den Plastikmüll zu reduzieren, entwickeln Unternehmen in aller Welt Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen beziehungsweise biologisch abbaubaren Materialien. Immer mehr Länder verbieten den Gebrauch verschiedener Kunststoffe.
Lösungsansätze müssen darin bestehen, grundsätzlich weniger Plastik zu verwenden sowie alternative Verpackungsmaterialien herzustellen. So gibt es bereits verschiedene Verpackungsmaterialien, die auf Cellulose basieren. Zusammen mit Latex entsteht ein Stoff, der bereits als „veganes Leder“ bezeichnet wird. Basis kann zum Beispiel Birkenrinde sein: Sie hat antibakterielle, wasserabweisende Eigenschaften und eignet sich daher zum Beispiel als Verpackung für Lebensmittel.
Das Hamburger Unternehmen Gaia hat sich auf alte Hausmittel besonnen und bietet mit Bienenwachs getränktes Papier als Alternative zu Frischhaltefolie an. Aus Polyvinylalkohol (PVA) lassen sich Folien herstellen, die wasserlöslich sind. Verwendung finden auch Krabbenschalen (Chitin) und Algen. Dr. Peters zeigte eine Flasche aus Rotalgen, die stabil ist, solange sie gefüllt ist und sich im leeren Zustand zersetzt. Auch das natürliche Bindemittel Agar-Agar in Verbindung mit Calcium eignet sich für dünne Folien. Es gibt Trinkhalme aus Apfeltrester, Bierdosen-Sechserpackhalter aus Braurückständen, Füllmaterial für Versandkartons aus Wolle und Stroh oder auch „Holzschaum“, sowie einen Styroporersatz aus Stroh und einem Pilzgeflecht.
Allen Verpackungsarten ist gemein, dass sie vollständig biologisch abbaubar sind. Eine weitere Alternative besteht darin, das Produkt selbst so zu verändern, dass es viel platzsparender als bisher verpackt werden kann. Hierbei spielt die sogenannte 4D-Drucktechnologie die entscheidende Rolle. Damit werden im 3D-Druckverfahren verwendete Materialien bezeichnet, die sich in eine andere Form überführen lassen: durch Feuchtigkeit, Wärme, Druck oder Magnetismus.
Obwohl viele Entwicklungen noch nicht marktreif sind oder bisher nur Nischen bedienen, glaubt Dr. Sascha Peters daran, das Plastikproblem bis zum Jahr 2050 zu lösen. Die rund 70 Zuhörer, darunter auch Vertreter von Handelsunternehmen sowie Designer, hatten während des Vortrags Gelegenheit, einige Produkte aus Alternativ-Kunststoffen zu begutachten – vom Folienbeutel bis zur Trinkflasche. Ihre Fragen beschäftigten sich vor allem mit dem Problem, dass bei der Herstellung nachwachsende Rohstoffe mit Nahrungsmitteln konkurrieren könnten. Peters räumte ein, dass es hierfür keine allgemeine Lösung geben könne. Zumal das jetzige Recycling-System auf kompostierbare Verpackungen noch gar nicht eingestellt sei. Eine Zuhörerin brachte es auf den Punkt: „Letztlich muss jeder Einzelne sein Konsumverhalten ändern.“
Kalina Magzinska arbeitet für den Textilhersteller Brands Fashion in Buchholz und sagte nach dem Vortrag: „Wir wollen nicht mehr jedes einzelne Shirt in Folie verpacken. Leider sind viele der vorgestellten Alternativen noch nicht marktfähig.“ Sie sieht auch noch ein Problem darin, dass sich biologisch abbaubare Folien äußerlich nicht von Plastik unterscheiden – und somit am Ende doch im Gelben Sack statt im Kompost landen könnten.

Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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