"Buxtehude ohne St. Petri? Es würde mehr als ein markantes Gebäude fehlen"

Die St. Petri Kirche: Sehr viel mehr als ein markantes Gebäude
2Bilder
  • Die St. Petri Kirche: Sehr viel mehr als ein markantes Gebäude
  • hochgeladen von Tom Kreib
Service
Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

JOBS und KARRIERE

Seid ihr Schülerinnen oder Schüler und steckt noch mitten in der Phase der beruflichen Orientierung? Oder seid ihr bereits mittendrin in eurer Ausbildung? Egal, in welcher Phase ihr euch befindet, eines ist sicher: In Deutschland gibt es über 300 anerkannte Ausbildungsberufe, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden! Egal, welchen Schulabschluss ihr habt, es gibt garantiert einen passenden Beruf für euch. Eine Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Geld zu verdienen,...

tk. Buxtehude.

Welche Bedeutung hat die Kirche in einer modernen Stadt wie Buxtehude? Das wollte WOCHENBLATT-Redakteur Tom Kreib von Pastor Oliver Friedrich wissen.
WOCHENBLATT: Ist die imposante St. Petri-Kirche für die Menschen in Buxtehude mehr als „nur“ ein markantes Gebäude in der Altstadt?

Pastor Oliver Friedrich: Was Kirchen für die Stadt und für die Menschen sind, lässt sich vielleicht am besten erklären, wenn man sich vorstellt, dass es sie nicht gäbe: Also Hamburg ohne Michel, München ohne Frauenkirche, Köln ohne Dom, Buxtehude ohne St. Petri. Da würde mehr fehlen als ein markantes Gebäude. Es würde ein Ort fehlen, mit dem sich die Menschen identifizieren und der ihnen Heimat und Zu-Hause-Sein bedeutet.
Auch wenn die Menschen nicht mehr regelmäßig den Gottesdienst besuchen, so sind die Kirchen doch wichtige Punkte im Ort, auf die oft viel Liebe und Aufmerksamkeit verwand wird, um sie zu erhalten. Versuchen Sie mal eine Kirche für immer zu schließen: Da hagelt es Proteste von allen Seiten - eben auch von denen, die mit dem christlichen Glauben nur noch wenig verbunden sind. Die Kirchen in den Städten und Dörfern sind aber noch mehr: Sie halten die Erinnerung daran wach, dass unsere Kultur wesentlich geprägt wurde durch den christlichen Glauben. Sicherlich nicht ungebrochen positiv, aber dennoch nachdrücklich.
Eine Kirche wie St. Petri wird immer ein Ort des Gebetes und der Andacht sein. Nicht nur im Gottesdienst. Gerade in der Sommerzeit ist es erstaunlich, wie viele Menschen die Kirche besuchen, ein Kerze anzünden, sich eine Weile still in die Bank setzen und schweigen, die Augen schließen. Manch einer weint auch. Vor Glück oder aus Trauer. Wo sollten die Menschen hin mit ihren Tränen und ihrem Lachen, wenn es die Kirchen nicht gäbe?
WOCHENBLATT: Was leistet die Kirche für die Menschen in Buxtehude?
Friedrich: St. Petri ist zuallererst ein Ort für den Gottesdienst. Damit ist das Wichtigste gesagt und daran hängt die Verkündigung des Evangeliums. Das ist unsere Aufgabe: Christus unter die Leute zu bringen. Das tun wir. Fast jeden Sonntag um 10.00 Uhr in der klassischen Weise. Wir verkündigen aber auch in anderen Formen: Als Gottesdienst für Kinder ebenso wie durch Andachten in den Altenheimen, wir verkündigen Christus in Glaubenskursen und durch Filmgottesdienste.
Wir verkündigen ihn, wenn wir Menschen besuchen, Konfirmandenunterricht erteilen und Lebensmittel in der Tafel verteilen. Und wir verkündigen Christus auch durch die Musik. Konzerte und die Orgelmusik zur Markzeit sind mehr als klassische Konzerte.
WOCHENBLATT: Wenn Sie an einem Sonntag vor ihrer Gemeinde stehen und viele Bänke im großen Kirchenschiff bleiben leer, packt Sie dann manchmal der Frust?
Friedrich: Ach nein. Ich freue mich über die, die da sind. Außerdem bin ich es von meiner ehemaligen Dorfgemeinde gewohnt, auch mal nur mit sieben, acht Menschen Gottesdienst zu feiern. In Petri sind wir immer viel, viel mehr und ich bekomme auf Predigten häufig freundliche Rückmeldungen. Das tut gut und dann ist es nicht mehr ganz so entscheidend, ob 50 Leute im Kirchenschifff sitzen oder 200.
Frust packt mich eher, wenn ich daran denke, was von uns Pastoren an Verwaltungskram und Organisation erwartet wird. Ein Dozent sagte einmal zu einer Gruppe von Pastoren: ‚Sie sind als Schriftgelehrte ausgebildet und finden sich wieder als Leiter eines Kleinunternehmens. weider‘ So fühle ich mich manchmal tatsächlich. Und das macht nicht immer froh.
WOCHENBLATT: Werden wir irgendwann - auf Grund sinkender Mitgliederzahlen - die Fusion der beiden evangelischen Kirchengemeinden in Buxtehude erleben.
Friedrich: Im Moment sind beide Gemeinde groß genug, um vital und lebendig in die Stadt hinein zu wirken. Eine Fusion sehe ich in den nächsten Jahren nicht auf uns zukommen.
WOCHENBLATT: St. Petri in 20 Jahren: Wie sieht die Gemeinde der Zukunft aus?
Friedrich: Eine Gemeinde wird immer so sein, wie die Menschen, die sich in ihr engagieren. Welche Menschen das in zwanzig Jahren sein werden, wage ich nicht zu prophezeien. Allerdings denke ich, dass in den nächsten Jahrzehnten die Gemeinden kleiner sein werden. Und sie werden sich mehr Gedanken machen müssen, woher sie Geld für ihre Arbeit und ihre Gebäude bekommen können. Fundraising wird wichtiger werden. Und wer Geld für die Gemeinde sammelt, wird sich stärker mit ihr identifizieren. Aber wer weiß, was in den kommenden Jahrzehnten sonst noch passiert? Vielleicht werden die Kirchen auch wieder wachsen, weil die Menschen erkennen, dass das Leben mehr ist als Arbeit und Geld und Urlaub. Vielleicht gehen wir auch auf eine Gesellschaft zu, in der zu verzichten, wieder eine Tugend wird und der Glaube sich ganz neu entfaltet und damit die christliche Gemeinde. Wir werden sehen, wohin Gott seine Kirche führt.
Weitere spannende und informative Geschichten über Buxtehude lesen Sie im aktuellen Buxtehude-Magazin. Online hier

Die St. Petri Kirche: Sehr viel mehr als ein markantes Gebäude
Pastor Oliver Friedrich denkt im WOCHENBLATT-Interview über seine Kirchengemeinde nach
Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

Webseite von Tom Kreib
Tom Kreib auf Facebook
Tom Kreib auf Instagram
Tom Kreib auf YouTube
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.