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Tierwohllabel: "Bei Freiwilligkeit machen viele Landwirte mit"

Schwein mit Spielzeug: Beschäftigungsmöglichkeiten gehören beim geplanten Tierwohllabel dazu | Foto: wd
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Das Tierwohllabel: Der CDU-Agrarexperte Helmut Dammann-Tamke erklärt Chancen und Probleme

tk. Landkreis. Was bei Eiern schon funktioniert, wird auch beim Fleisch gehen, sagen die Befürworter eines Tierwohllabels. Eine Zahl gibt Auskunft über die Haltung. Bei Eiern über Bio,- Freiland- oder Bodenhaltung. Bei der Schweinehaltung könnte das etwa deutlich mehr Platz in den Ställen sein, der mit einer Ziffer auf der Fleischpackung gekennzeichnet wäre. Das freiwillige Tierwohllabel, das Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) vor einem Jahr angekündigt hatte, wird ein Thema sein, wenn sich CDU/CSU und SPD in wenigen Tagen zur Sondierungsrunde treffen. Wo liegen Probleme, wollte das WOCHENBLATT von Helmut Dammann-Tamke wissen. Der stellvertretende Fraktionschef der Niedersachsen-CDU ist agrarpolitischer Sprecher. Deutlich wird im Gespräch, dass es nicht um ein einfaches Ja oder Nein zum Label geht. "Die Landwirtschaft in Deutschland steht in einem weltweiten Wettbewerb und der Endverbraucher hat bei Preissteigerungen eine Schmerzgrenze."
"Eier werden ganz gegessen, ein Schwein aber nicht", sagt der Agrarexperte. Was sich kurios anhört, ist ein Teil der gesamten Problematik rund ums Tierwohllabel: Jeder Deutsche verspeist im Jahr rund 60 Kilo Schweinefleisch. Allerdings fast ausschließlich Schnitzel, Koteletts, Nackensteak und Schinken. "Der Rest vom Schwein landet nicht mehr auf dem Teller", so Dammann-Tamke. Wenn für Fleisch mit dem Tierwohllabel mehr bezahlt werden müsse, dann müssten diese wenigen Teile, die verzehrt werden, den Mehraufwand der Haltung für das gesamte Schwein decken. "Die Mehreinnahmen müssen schließlich vom Verbraucher bis zum Landwirt fließen", sagt Damman-Tamke. Er hat Bedenken, dass Verbraucher diesen Schritt immer mitgehen werden. Repräsentative Studien würden zeigen, dass bei einem Preisaufschlag ab 50 Prozent auch kritische Verbraucher eher zum günstigeren Produkt ohne Tierwohllabel greifen würden. Schon heute könnte jeder Kunde Biofleisch kaufen. "Beim Schweinefleisch liegt der Bio-Marktanteil in Deutschland aber nur bei einem Prozent", so der Politiker.
Die Mehrheit der deutschen Landwirte würde beim Tierwohllabel auf Freiwilligkeit setzen, so Dammann-Tamke. Die hohe Bereitschaft der Erzeuger, schon bei der von der Lebensmittelindustrie getragenen "Initiative Tierwohl" mitzumachen zeige diese positive Grundeinstellung. Er ist überzeugt: "Wenn ein freiwilliges Label kommt, sind viele dabei."
Die Lebensmittelindustrie und Ernährungswirtschaft sehe das teilweise anders. Sie bevorzuge eine verpflichtende Grundlage. Er nennt ein Beispiel: Wenn auf einer Pizza Hähnchenfleisch ist, würde die Pizza mit dem Tierwohllabel teurer. "Eine Pizza wird über den Preis und nicht über ein Tierwohllabel verkauft", so Dammann-Tamke. Folge: Bei Freiwilligkeit würden viele Lebensmittelfirmen auf günstigere Importe aus Nicht-EU-Staaten ausweichen. Die Interessen aus der Ernährungswirtschaft müssten berücksichtigt werden. "Davon hängen allein in Niedersachsen 390.000 Arbeitsplätze ab", sagt Helmut Dammann-Tamke.
Das Problem wiederum, wenn es eine verpflichtende Regelung geben würde: Andere Staaten dürften nicht vom deutschen Markt ausgeschlossen werden. Daher sei eine Regelung auf EU-Ebene sinnvoll. Das wurde bei den gescheiterten Jamaika-Gesprächen zur Regierungsbildung beispielsweise diskutiert.
Das Tierwohllabel würde in Niedersachsen mit größeren Ställen und weniger Tieren zudem einen positiven Nebeneffekt haben: "Wir haben ein Nährstoffproblem", sagt Dammann-Tamke im Hinblick auf nitratbelastetes Grundwasser durch Gülle und Mist. Weniger Tiere würden dieses Problem entschärfen.
Wenn ein Tierwohllabel käme, müsste es glasklar und einfach sein, fordert der Agrarexperte. Die Niederlande machten es vor. Dort gebe es Kennzeichnungen für Standard, erhöhtes Tierwohl, Premium und Bio. "Das versteht jeder auf den ersten Blick."
• Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte das staatliche Tierwohllabel während der Grünen Woche 2017 in Berlin vorgestellt. Das Label soll zwei Stufen umfassen: eine Eingangs- und eine Premiumstufe. Die Kriterien der Eingangsstufe sollen deutlich über dem gesetzlichen Mindeststandard und den Anforderungen der Brancheninitiative "Tierwohl" liegen. Letztere wird vom Lebensmitteleinzelhandel organisiert. Pro verkauftem Kilogramm Schweine- und Geflügelfleisch und -wurst gehen vier Cent an die Initiative. Das Geld fließt an Erzeuger, die sich der Initiative angeschlossen haben.
Beispiele für die Regeln beim Tierwohllabel: Der Platz im Stall soll, in Abhängigkeit vom Gewicht der Tiere, bis zu 33 Prozent größer sein, als es der gesetzliche Mindeststandard vorschreibt. Weitere Anforderungen: Ständiger Zugang zu Raufutter und organischem Beschäftigungsmaterial. Verpflichtende jährliche Fortbildung der Tierhalter zu Tierschutzthemen.

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Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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