MIT-Jahresempfang in Buxtehude
Ein umstrittener Redner zu Gast

v. li. Gerhard Hoffmann, Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Dr. Marco Mohrmann, Oliver Grundmann und Kai Seefried
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Mit Prof. Dr. Fritz Vahrenholt (SPD) hatte der MIT-Kreisverband Stade einen durchaus umstrittenen Gastredner zu seinem bis auf den letzten Platz ausgebuchten Jahresempfang ins Autohaus Stadac nach Buxtehude  eingeladen. Der ehemalige Umweltsenator der Hansestadt Hamburg, Chemiker, Hochschullehrer und Buchautor vertrat in seinem Vortrag  „Die deutsche Energiepolitik steht vor dem Scheitern“ Ansichten, die der gängigen Auffassung zum Teil stark widersprechen und die ihn zum Beispiel sein Amt als Alleinvorstands der Deutschen Wildtier Stiftung kosteten. 

Dass es im Vorfeld auch innerhalb der MIT Diskussionen über die Einladung von Fritz Vahrenholt gegeben hatte, deutete der Vorsitzende Gerhard Hoffmann in seiner Begrüßungsansprache an. Die Gründe, warum sich die MIT für die Einladung ausgesprochen hat, wurden in den Grußworten deutlich.

Gerhard Hoffmann und auch die beiden Grußredner, der CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann sowie Dr. Marco Mohrmann, CDU-Landtagsabgeordneter aus dem Nachbarkreis Rotenburg, kritisierten in ihren Reden eine zur Zeit ideologiegeprägte Politik, in der notwendige Entscheidungen aus  Gesinnungsgründen nicht getroffen werden. "Die Kernkraftwerke abzuschaffen, war falsch", sagte z.B. Oliver Grundmann. Doch in der Diskussion um eine Verlängerung der Kernkraftwerke sei die Entscheidung in erster Linie davon abhängig gemacht worden, wie die eigene Partei zu der Frage stehe, dann was die Umweltverbände und die Wähler dazu sagten und erst an letzter Stelle, was die Wirtschaft von der Entscheidung halte. Auch das Thema Fracking und CCS-Technologie werde aus ideologischen Gründen nicht angefasst, kritisiert Oliver Grundmann und ebnete damit dem Gastredner den Weg. Bei CCS (Carbon Capture and Storage) handelt es sich um ein Verfahren, mit dem CO2 abgespalten und unterirdisch gespeichert wird, also nicht in die Atmosphäre gelangt.

Denn dass Fracking und die - von ihm für sicher gehaltene - CCS-Technologie verboten ist, ist einer der Kritikpunkte von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt. "In Niedersachsen liegt für 20 Jahre Gas unter der Erde", so der Gastredner. Deutschland aber würde lieber das Fracking-Gas aus den USA nehmen, das mit viel weniger Auflagen gefördert werde, als es bei uns der Fall wäre, und dann auch noch über weite Strecken geliefert werden müsse. Gerade in Hinsicht auf die Klimadebatte sei dieses Vorgehen absurd.

Klimawandel nur zum Teil von Menschen gemacht

Grundsätzlich vertritt Vahrenholt die Auffassung, dass der Klimawandel nur zu einem Teil von Menschen verursacht und der andere Teil ein natürliches Phänomen sei. Er leugne den Klimawandel zwar nicht, geht aber davon aus, dass wir deutlich mehr Zeit für Maßnahmen haben. Stattdessen werde Angst und Schrecken verbreitet, um die Maßnahmen durchzusetzen, die die Wirtschaft schädigen. So baue Deutschland weltweit die besten Autos, es werde aber so getan, als würde die deutsche Autoproduktion die Welt zerstören. Und während Deutschland sich laut Pariser Abkommen, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, verpflichtet habe, seinen CO2-Ausstoß zu reduzieren, werde China als Entwicklungsland gewertet und bekäme keine Verpflichtungen auferlegt. 

Steigende Energiekosten politisch gewollt

Die aktuelle Energiekrise sei auch nicht auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen, führt Vahrenholt aus.  Strom- und Gasknappheit werde zwar durch den Krieg verschärft, sei aber politisch gewollt und die steigenden Preise seien eine Folge falscher politischer Entscheidungen. 

Ursache für die steigenden Preise sei, dass mit Kernkraft- und Kohlekraftwerken die günstigen Energielieferanten vom Markt gezogen worden seien, sodass jetzt die teuren Energielieferanten den Börsenpreis diktierten. Die CO2-Zertifikate, die an der Energiebörse gehandelt werden und mit denen produzierende Unternehmen sich das Recht kaufen müssen, um CO2 zu emittieren, hätten die Strom-Preise bereits im Jahr 2021 um das Doppelte bis Dreifache ansteigen. Statt das Energie-Angebot weiter einzudämmen, hätte es erweitert werden müssen, so der Gastredner.  

Auch die Energieknappheit führt Vahrenholt darauf zurück, dass die Kernkraft- und Kohlekraftwerke vom Netz genommen wurden. Diese riesige Lücke müsse nun mit Gas gefüllt werden. "Auch LNG ist eine tolle Möglichkeit", sagt er in Hinblick darauf, dass im Stader Hafen gerade ein schwimmendes LNG-Terminal gebaut wird. "Aber das wird teuer."

Dass der Energiebedarf bis 2030 komplett durch regenerative Energie wie Wind und Sonnenkraft gedeckt wird, hält der Wissenschaftler für utopisch. "Wir haben gar nicht genug Wind dafür", sagt er. "Man hätte schon 2021 erkennen können, dass das nichts wird." Stattdessen habe Deutschland anderen Ländern wie Bangladesh und Pakistan das Gas weggekauft."

Fritz Vahrenholt geht davon aus, dass schon in wenigen Wochen, wenn es die Corona-Krise überwunden hat, China wieder auf den Märkten auftauchen wird. "Dann werden die Kosten explodieren."

Redakteur:

Nicola Dultz aus Buxtehude

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