Weiterfahrt nur nach Gegenleistung
Wie die Reederei NSB von Buxtehude gegen Bestechung auf den Weltmeeren kämpft

In einigen Häfen werden die Besatzungen erpresst: Nur gegen Bestechung geht es weiter. Dagegen kämpft die Reederei NSB von Buxtehude aus an Fotos: NSB | Foto: NSB
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tk. Buxtehude. Ohne eine Stange Zigaretten oder ein paar Dollar wird dem Schiff die Weiterfahrt verboten. Bestechung ist ein Problem der internationalen Schifffahrt. Die Buxtehuder Reederei NSB managt von der Estestadt aus eine Flotte, die auf allen Weltmeeren unterwegs ist. Das Unternehmen ist kürzlich einem internationalen Netzwerk gegen Betrug und Bestechlichkeit beigetreten: MACN (Martime Anti-Corruption Network). Wie groß ist das Problem, was bringt ein solches Netzwerk und wie ist es überhaupt möglich, von Buxtehude aus der Besatzung eines Schiffes im Suez-Kanal zu helfen? NSB-Sprecher Dominique Kreuzkam hat Antworten. Denn bei vielem, was irgendwo weltweit an Bord geschieht, kann von der NSB-Zentrale in Buxtehude wirksam geholfen werden.

WOCHENBLATT: Im Text zur Mitgliedschaft bei MACN auf der NSB-Homepage steht, dass Bestechung ein dauerhaftes Problem ist, mit dem die Besatzungen zu tun haben. Was heißt das konkret?
NSB: Unsere Schiffe sind weltweit unterwegs. Neben Häfen wie Rotterdam, Los Angeles oder Shanghai laufen sie auch Häfen an der Elfenbeinküste, Nigeria oder Ägypten an, um Ladung zu nehmen oder zu löschen. Auch wichtige Wasserwege liegen hier, z.B. der Suezkanal. Sie sind ein Nadelöhr des weltweiten Schiffsverkehrs. Es gibt Regionen, in denen Bestechungsfälle an Bord deutlich häufiger passieren. Konkret bedeutet dies, dass beispielsweise Mitarbeiter von Hafenbehörden zur Einklarierung des Schiffes oder für Hafenstaatenkontrollen an Bord gehen. Im Rahmen ihrer offiziellen Tätigkeiten kommt es dann vor, dass sie illegale Forderungen an die Schiffsführung stellen.

WOCHENBLATT: Wie und warum wird Druck auf Crews ausgeübt?
NSB: Es gibt verschiedene Spielarten. Hafenbehörden können die Weiterfahrt eines Schiffes verzögern oder sogar verhindern, wenn sie etwas finden, was vermeintlich Anlass dazu gäbe. Druck wird üblicherweise auf den Kapitän ausgeübt, da er die letzten Entscheidungen trifft und die Verantwortung trägt. Ein Beispiel: Der Lotse eines großen Kanals kommt an Bord und sagt, dass er zehn Stangen Zigaretten haben möchte, dies sei „so üblich“. Oder eine Behörde behauptet, dass es ein Sicherheitsproblem oder Unregelmäßigkeiten in den Papieren gebe, dass sie melden und das Schiff festgehalten wird, es sei denn, es gäbe eine Gegenleistung.

WOCHENBLATT: Gibt es Routen bzw. Häfen, die besonders im Fokus stehen, wenn es um Bestechung oder Korruption geht?
NSB: Das Maritime Anti-Corruption Network, bei dem NSB Mitglied ist, bietet lokale Ansprechpartner, die unsere Seeleute in den kritischen Fällen unterstützen. Sie sitzen z.B. in Ägypten oder in Nigeria.

WOCHENBLATT: Sind die Fälle von Korruption oder Bestechung "nur" lästig oder spielt sich das in einem strafrechtlich relevanten Rahmen ab?
NSB: Wir handeln nach den strengsten internationalen Regularien, was Korruptionsbekämpfung angeht: dem UK Bribery Act. Handeln, das diesem zuwiderläuft, hat tatsächlich rechtliche Konsequenzen. Wir haben deshalb auch unsere Kolleginnen und Kollegen am Standort Buxtehude über ein Online-Training zu der komplexen Rechtslage im Zusammenhang mit dem UK Bribery Act geschult. Das schafft zusätzliche Sicherheit bei der Abwehr von Bestechungsfällen. Neben der Lästigkeit kann Korruption auch zu Sicherheitsproblemen führen. Nämlich dann, wenn über Schäden hinweggesehen wird, sobald entsprechende Gegenleistungen erfolgen. Dann wird es gefährlich. Dem stellen wir uns entgegen.

WOCHENBLATT: Um welche Güter geht es bei Bestechung?
NSB: Die üblichen Bestechungsmittel sind Zigaretten, Alkohol, manchmal zufällig Gefundenes, eine Palette Cola, Sicherheitsausrüstung, auch Medikamente bis hin zu Bargeld. Das Problem sind die Kosten, die so entstehen, und das erwähnte Sicherheitsproblem. Außerdem bedeuten diese Situationen immer Stress für unsere Besatzungen.

WOCHENBLATT: Was bringt ein weltweites Netzwerk wie MACN für ein Unternehmen mit Sitz in Buxtehude?
NSB: Durch das weltweite MACN-Netzwerk haben wir die Möglichkeit, im Fall von Problemen mit lokalen Behörden direkt unsere Besatzung zu unterstützen und den Fall übergeordneten Behörden mitzuteilen. Durch die Mitgliedschaft vieler großer Reedereien kann so auch ein entsprechendes Gewicht auf die Eingaben gelegt werden, so dass langfristig Verbesserungen eintreten. Eine einzelne Reederei hätte diese Möglichkeiten nicht.

WOCHENBLATT: Wie können Sie von Buxtehude aus helfen, wenn ein Schiff viele Tausend Kilometer entfernt in einem Hafen liegt?
NSB: Von unseren Standorten in Buxtehude und Singapur stehen wir rund um die Uhr in Kontakt mit der Flotte. Tritt ein Bestechungsfall auf, kann das Schiff uns kontaktieren. Sehr gut sind aber auch örtliche Unterstützungen durch die MACN-Vertreter, die unter Notfallrufnummern erreichbar sind. In Fällen von Bestechungsversuchen ist es wichtig, die Situation zu dokumentieren und sofort zu melden, dafür haben wir eigens Mailadressen eingerichtet.
Ein weiterer Aspekt: Besteht durch die Situation an Bord tatsächlich Gefahr, z.B. ist die Gesundheit der Crew oder die Sicherheit des Schiffes akut gefährdet, dann darf dem Bestechungsdruck nachgegeben werden. Aber auch dies muss begründet und gemeldet werden, damit jeder einzelne Fall öffentlich wird.

Die NSB ist unter den Top 100
In einigen Häfen werden die Besatzungen erpresst: Nur gegen Bestechung geht es weiter. Dagegen kämpft die Reederei NSB von Buxtehude aus an Fotos: NSB | Foto: NSB
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Tom Kreib aus Buxtehude

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