5. Dezember 2024, 12:10 Uhr
294× gelesen

Mit Musik um Frieden bitten
Turmbläser von Hanstedt

Redakteur

Autor: Stefanie Hansen

aus Tostedt

Jeden Abend seit Beginn des Ukraine-Krieges trompetet Sigi Müller vom Hanstedter Kirchturm
Foto: Foto Deerns
hochgeladen von Stefanie Hansen

"Ich kann das Ungerechte schwer aushalten. Das Trompeten ist meine Möglichkeit, damit besser umgehen zu können." erklärt Sigi Müller aus Hanstedt. Seitdem der Krieg in der Ukraine ausbrach, steigt der 60jährige jeden Abend die 75 Stufen auf den Hanstedter Kirchturm hinauf und spielt auf seiner Trompete. Zu Beginn spielt er immer das Lied "Verleih uns Frieden gnädiglich", ein Lied, das um Frieden zwischen Völkern bittet und anschließend "Wir wünschen Frieden für alle".

Trompete vom Hanstedter Kirchturm

"Niemand das das Recht andere Völker militärisch zu überfallen, zu töten, zu vergewaltigen, Bomben auf Städte abzuwerfen in denen unschuldige Menschen leben. Und besonders perfide finde ich es, gezielt die Infrastruktur zu vernichten, damit die Menschen im Winter frieren müssen und kein Strom haben, um sie zu zermürben, oder Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten zu bombardieren." erklärt Müller. Die Rückmeldungen aus Hanstedt sind sehr positiv, inzwischen warten einige Menschen darauf, dass am Abend wieder seine Trompete aus dem Kirchturm erklingt. Eine richtig feste Zeit hat er dabei nicht, in der Regel findet sein kleines Konzert zwischen 17 und 19 Uhr statt. Selbstverständlich wird er auch an den Feiertagen spielen und freut sich darauf, neben den beiden Liedern, die er imme spielt auch festliche Weihnachtslieder zu präsentieren.

Jeden Abend steigt Sigi Müller auf den Kirchturm

Tatsächlich spielt Sigi Müller seit Beginn des Ukraine-Krieges, und bis auf wenige Tage, an denen er krank war, jeden einzelnen Tag. Das sind mittlerweile 10.000 Strophen, die er geblasen hat und 75.000 Stufen ist er dafür hinaufgestiegen - damit hat er (theoretisch) eine Höhe von 16,5 Kilometern überwunden.
Er ist glücklich über die positiven Rückmeldungen der Hanstedter, bedankt sich aber auch bei seiner Hausbank. Während einer Beratung kam er mit seiner Bankberaterin ins Plauschen und erzählte ihr von seinem allabendlichen Trompeten. Nur wenige Tage später bekam er die Nachricht, dass seine Hausbank dem Hanstedter Posaunenchor eine neue Trompete finanziert, die er in diesem Zusammenhang gern spielt.