Menschen suchen statt Stöckchen holen
Harsefelder und seine Hündin gehen Mantrailing als Hobby nach

Gleich geht es los: Dennis Drescher und seine Hündin Rita bilden beim Mantrailing ein untrennbares Team | Foto: jab
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jab. Harsefeld. Ein neuer Einsatz steht an. Das weiß die Schäferhündin Rita sofort, als ihr Herrchen Dennis Drescher aus Harsefeld ihr das knallorangefarbene Arbeitsgeschirr anlegt. Sie soll einen vermissten Menschen finden. Doch die Schleppleine wird erst noch in den vorderen der beiden Ringe ihres Geschirrs gehakt. Heißt: Noch hat die Aufgabe nicht begonnen. Nach einem kurzen Fußmarsch in Richtung Waldrand geht es los: Ihr Herrchen hakt die Leine in den hinteren Ring, öffnet eine Tüte mit einem Schal als Duftprobe und hält sie Rita vor die Nase. Dann der Befehl: „Trail go!“

Kurz an der Geruchsprobe geschnüffelt und schon geht die Suche für das Mantrailing-Team los | Foto: jab
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Die Hündin ist ein sogenannter Mantrailer. Ein Hund, dessen Aufgabe es ist, nach vermissten Personen zu suchen. Hochkonzentriert legt die Schäferhündin los - und das, obwohl sie kein richtiger Arbeitshund ist. Denn für sie und ihr Herrchen, der Feuerwehrmann, Rettungssanitäter und Rettungsschwimmer ist, ist die Menschensuche nur ein Hobby, der Einsatz nur eine Übung. Trotzdem ist die hohe Anspannung von Hund und Mensch zu spüren.

Hochkonzentriert und fokussiert

Die Hündin wedelt aufgeregt mit dem Schwanz, während sie die Straße entlang des Waldes im Zickzack abläuft. Drescher, mit einer gelben Weste bekleidet und der orangefarbenen Schleppleine fest in den Händen, ist komplett auf seine Hündin fokussiert.

Die beiden bilden ein untrennbares Team. „Einer kann nicht ohne den anderen“, sagt Drescher. Doch die meiste Arbeit leiste definitiv Rita. Er als Hundeführer darf sie dabei auf gar keinen Fall beeinflussen. „Ich muss meine Körpersprache unter Kontrolle haben und sie nicht durch eine unbewusste Bewegung in eine bestimmte Richtung lenken“, erklärt er.

Hündin Rita ist während der Menschensuche stets aufmerksam, auch während einer kurzen Pause | Foto: jab
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Immer mit dabei, aber stets im Hintergrund ist Hundetrainerin Anita Garske. Sie begleitet das Training, gibt gelegentlich Hinweise. „Die Hundeführer sollen Fehler machen, denn daraus lernen sie am besten“, erläutert Garske. Daher sage sie lieber weniger, als etwas vorwegzunehmen. Denn im Ernstfall müssten sich Einsatzkräfte stets auf ihre Tiere verlassen.

Suche mit vielen Hindernissen

An einer Kreuzung lässt Drescher seine Hündin alle Wege prüfen. „Der Hund muss hier beispielsweise erkennen können, ob die Person die Richtung gewechselt hat und dann der neuesten Spur folgen“, erklärt die Hundeexpertin. Auch dass der Wind die Spur vom Weg wegträgt, erkenne ein erfahrener Mantrailer. Am Waldrand wird Rita entlang einer Hecke nervös. Doch Drescher bemerkt, dass sich hier der Geruch der gesuchten Person nur gesammelt hat, und gibt der Hündin das Kommando, weiterzugehen und zu suchen. An einem Auto am Straßenrand macht die Hündin erneut Halt und schnüffelt aufgeregt am Fahrzeug. „Im Ernstfall wäre das ein wichtiger Hinweis für uns“, sagt Garske. So wüssten die Rettungskräfte, dass es sich bei dem Auto um das der vermissten Person handelt, dieser Mensch also definitiv hier war.

Doch die Suche ist noch nicht beendet. Das erkennt Rita und zieht ihren Teampartner auf einen Feldweg. Ein entgegenkommender Hund erschwert ihr die Suche. Er kläfft und drängt in ihre Richtung. Sie kommt vom Weg ab, hat ihren Fokus verloren. Drescher stoppt die Hündin. Alles auf Anfang. Erneut kommt die Tüte mit dem Schal zum Einsatz. Kaum hat die Hündin den Duft in der Nase, ist auch die Konzentration wieder da. Sie setzt ihren Zickzackkurs auf dem Feldweg fort.

Ein Grund, warum sich Drescher vor einigen Jahren für das Mantrailing entschieden hat, war, dass er mit seiner Hündin arbeiten möchte. Stöckchen werfen war ihm einfach zu wenig. Kleinobjektsuche, bei dem der Hund selbstständig nach Gegenständen sucht, war ihm zu öde. Agility - einen Parcours mit Hindernissen absolvieren - war wegen Ritas leichten Hüftproblemen nur in abgespeckter Form möglich. Im Alter hätten sie den Sport ohnehin ganz aufgeben müssen. Beim Mantrailing kann sich Rita auspowern, ohne über Hindernisse springen zu müssen. Und Drescher kann aktiv mit seiner Hündin arbeiten.

Im Zickzack führt Rita ihr Herrchen über den Feldweg | Foto: jab
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Für Hunde ein Hochleistungssport

Plötzlich reißt die Hündin den Kopf in die Luft. Sie beginnt an der Leine zu ziehen und läuft durch das hohe nasse Gras zu einer alten Scheune. Drescher muss dagegenhalten, um nicht einfach mitgezogen zu werden. Kaum biegt Rita um die Ecke, erblickt sie schon die gesuchte Person. Sofort gibt es ausgiebige Streicheleinheiten und Lob von Herrchen und der Vermissten – und als zusätzliche Belohnung etwas Futter.

Die Arbeit war extrem fordernd für die Hündin. „Fünf Minuten Schnüffeln sind so anstrengend wie eine Stunde Laufen. Es ist für die Hunde Hochleistungssport“, sagt Drescher. Beim Auto angekommen, tauscht Drescher das Arbeitsgeschirr mit Ritas Alltagshalsband. Kaum sitzt die Hündin auf ihrem Kissen im Kofferraum, lässt die Anspannung gänzlich nach. Bis ihr Kopf schließlich so schwer wird, dass er auf ihre Pfoten sinkt und ihre Augen langsam zufallen.

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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