NS-Zeitzeugen an der Oberschule Jesteburg
"Am schlimmsten waren die Bomben"

Aufmerksamkeit garantiert: Schüler aus fünf zehnten Klassen hörten den Zeitzeugen Hansjörg Petershagen (v. li.), Manfred Hüllen und Frauke Petershagen zu | Foto: pöp
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JOBS und KARRIERE

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Es war mucksmäuschenstill in der Aula der Oberschule Jesteburg, als die Jesteburgerin Frauke Petershagen, aufgewachsen in Kirchwerder in der Nähe des KS Neuengamme, vom Krieg erzählte. "Am schlimmsten waren für mich die Bomben. Und auf einmal war mein Vater weg - er war zum Militär eingezogen worden." Bei Kriegsbeginn war sie erst drei Jahre alt, aber daran kann sie sich gut erinnern. "Und dann kam irgendwann ein fremder Mann zurück, an den wir uns erst gewöhnen mussten. Und schon war er wieder im Krieg" - einschneidende Erlebnisse eines Kindes, die Petershagens Leben auch später bestimmten.
Rund 90 Schüler der zehnten Klassen hörten Frauke Petershagen (87), ihrem Ehemann Hansjörg Petershagen (89) und Manfred Hüllen (84) aus Hollenstedt zu, die als Zeitzeugen der Naziherrschaft und des Zweiten Weltkrieges ihre persönlichen Erinnerungen mit den meist behütet aufgewachsenen Jesteburger Jugendlichen teilten.

"Hatten Sie jüdische Freunde und konnten diese fliehen?", wollten die Schüler wissen, doch für diese Frage waren die Zeitzeugen zu spät geboren. Woran sich aber alle lebhaft erinnerten, waren schlimme Kriegsereignisse. "Als wir nach einem heftigen Bombenangriff aus dem Keller kamen, waren wir alle kalkweiß im Gesicht, weil durch die Erschütterungen der Kalk von der Decke gerieselt war", erzählt Manfred Hüllen, dessen energiegeladene Präsenz im Raum niemanden daran zweifeln lässt, dass es ihm mit der angekündigten Verteidigung der Demokratie ernst ist. "Das hat mir meine Mutter erzählt, ich war mit zwei Jahren noch zu klein, mich zu erinnern." Er berichtete auch von jüngeren Erfahrungen mit Nazis: Als er in Hollenstedt vor Jahren gegen die Rechten demonstriert habe, habe man ihm Schläge angedroht. "Aber ich habe keine Angst vor denen", so Hüllen.

Hansjörg Petershagen - er wuchs in Hamburg-Othmarschen auf - erinnerte sich aber noch heute gut an Mitbewohner in seinem Elternhaus: "Eine Dame wurde bei uns einquartiert, weil sie ausgebombt worden war und ihre Wohnung nicht mehr bewohnbar war. Die hatte einen Freund, den niemand sehen durfte. Später erfuhr ich, dass er versteckt wurde, weil er Jude war." Der Mann überlebte, Petershagen erfuhr, dass er später in der Hamburger Verwaltung arbeitete. Noch heute erinnern ihn selbst Feuerwerksböller an Bomben. "Ich kann das einfach nicht ab." 

Und Petershagen erzählte aus seiner Kindheit: "Mit zehn Jahren musste man ins Jungvolk, mit 14 in die Hitlerjugend, mit 18 zum Arbeitsdienst. "Wir mussten marschieren, trugen alle braune Hemden und schwarze Hosen, machten Kampfspiele und schossen schon als Zehnjährige mit Kleinkalibergewehren. Das war alles paramilitärisch organisiert. Es war klar, dass wir für Hitlers Armee vorbereitet werden sollten."

Manfred Hüllen betonte den aktuellen Bezug: "Heute weiß man: Es gibt gar keine Völker, wir gehören alle zusammen." Jetzt liege es an der Jugend. "Ihr seid das wichtigste. Wir haben euch alles erzählt, ihr müsst das nun für eure Zukunft nutzen." Und überreichte eine Europaflagge - zur Erinnerung daran, dass alle zusammen für ein gemeinsames Europa und für die Demokratie kämpfen sollten.Es war mucksmäuschenstill in der Aula der Oberschule Jesteburg, als die Jesteburgerin Frauke Petershagen, aufgewachsen in Kirchwerder in der Nähe des KS Neuengamme, vom Krieg erzählte. "Am schlimmsten waren für mich die Bomben. Und auf einmal war mein Vater weg - er war zum Militär eingezogen worden." Bei Kriegsbeginn war sie erst drei Jahre alt, aber daran kann sie sich gut erinnern. "Und dann kam irgendwann ein fremder Mann zurück, an den wir uns erst gewöhnen mussten. Und schon war er wieder im Krieg" - einschneidende Erlebnisse eines Kindes, die Petershagens Leben auch später bestimmten.
Rund 90 Schüler der zehnten Klassen hörten Frauke Petershagen (87), ihrem Ehemann Hansjörg Petershagen (89) und Manfred Hüllen (84) aus Hollenstedt zu, die als Zeitzeugen der Naziherrschaft und des Zweiten Weltkrieges ihre persönlichen Erinnerungen mit den meist behütet aufgewachsenen Jesteburger Jugendlichen teilten.

"Hatten Sie jüdische Freunde und konnten diese fliehen?", wollten die Schüler wissen, doch für diese Frage waren die Zeitzeugen zu spät geboren. Woran sich aber alle lebhaft erinnerten, waren schlimme Kriegsereignisse. "Als wir nach einem heftigen Bombenangriff aus dem Keller kamen, waren wir alle kalkweiß im Gesicht, weil durch die Erschütterungen der Kalk von der Decke gerieselt war", erzählt Manfred Hüllen, dessen energiegeladene Präsenz im Raum niemanden daran zweifeln lässt, dass es ihm mit der angekündigten Verteidigung der Demokratie ernst ist. "Das hat mir meine Mutter erzählt, ich war mit zwei Jahren noch zu klein, mich zu erinnern." Er berichtete auch von jüngeren Erfahrungen mit Nazis: Als er in Hollenstedt vor Jahren gegen die Rechten demonstriert habe, habe man ihm Schläge angedroht. "Aber ich habe keine Angst vor denen", so Hüllen.

Hansjörg Petershagen - er wuchs in Hamburg-Othmarschen auf - erinnerte sich aber noch heute gut an Mitbewohner in seinem Elternhaus: "Eine Dame wurde bei uns einquartiert, weil sie ausgebombt worden war und ihre Wohnung nicht mehr bewohnbar war. Die hatte einen Freund, den niemand sehen durfte. Später erfuhr ich, dass er versteckt wurde, weil er Jude war." Der Mann überlebte, Petershagen erfuhr, dass er später in der Hamburger Verwaltung arbeitete. Noch heute erinnern ihn selbst Feuerwerksböller an Bomben. "Ich kann das einfach nicht ab." 

Und Petershagen erzählte aus seiner Kindheit: "Mit zehn Jahren musste man ins Jungvolk, mit 14 in die Hitlerjugend, mit 18 zum Arbeitsdienst. "Wir mussten marschieren, trugen alle braune Hemden und schwarze Hosen, machten Kampfspiele und schossen schon als Zehnjährige mit Kleinkalibergewehren. Das war alles paramilitärisch organisiert. Es war klar, dass wir für Hitlers Armee vorbereitet werden sollten."

Manfred Hüllen betonte den aktuellen Bezug: "Heute weiß man: Es gibt gar keine Völker, wir gehören alle zusammen." Jetzt liege es an der Jugend. "Ihr seid das wichtigste. Wir haben euch alles erzählt, ihr müsst das nun für eure Zukunft nutzen." Und überreichte eine Europaflagge - zur Erinnerung daran, dass alle zusammen für ein gemeinsames Europa und für die Demokratie kämpfen sollten.

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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