„Protest-Hühner" auf dem Bauernhof
Wilsede: Historischer Hühnerwagen wurde nachgebaut.
mum. Wilsede. Das kleine Wilsede (bei Undeloh) ist um eine Attraktion reicher: Auf dem Schulbauernhof ist jetzt ein neuer Hühnerwagen von 50 Junghennen bezogen worden. Ermöglicht wurde dies durch eine Spende der Volksbank Lüneburger Heide in Höhe von 11.050 Euro. Mit dem Geld wurde der Neubau des Hühnerwagens nach historischen Vorbildern realisiert. „In alten Fachbüchern zur Geflügelhaltung wurde bereits vor 90 Jahren die Haltung von Hühner in Mobilställen propagiert“, sagt Benjamin Leinecker, der bei der VNP-Stiftung Lüneburger Heide als Zimmermann angestellt ist. „Heute erleben sie eine Renaissance.“
Da Baupläne und Fotos in der Literatur zu finden waren, konnte Leinecker den Wagen aus Eichen- und Lärchenholz rekonstruieren. In liebevoller Kleinarbeit wurde auf ein altes Ackerwagengestell ein komplett neuer Aufbau gesetzt. Innen ausgestattet mit Nestern, Sitzstangen und Scharrfläche und selbstverständlich mit einer Hühnerleiter nach draußen. „Wir mussten ja auch die in den Bioland-Richtlinien vorgegebenen Mindestmaße einhalten“, so der Zimmermann.
Zur Einweihung kamen jetzt Ute Stolberg und Frank Urbaum von der Volksbank Lüneburger Heide, um den fertigen Wagen in Augenschein zu nehmen. Auch Johannes Buhr, Fachbereichsleiter für Naturschutz und Umweltbildung bei der VNP-Stiftung Naturschutzpark, ist zufrieden: „Wir danken der Volksbank Lüneburger Heide. Der Wagen ist ein echter Hingucker und passt sehr gut ins Dorfbild von Wilsede.“ Einen modernen Hühnerwagen hätte jeder Besucher als Fremdkörper empfunden.
In Zukunft sollen die Schulklassen, die auf dem „Hillmershof“ untergebracht sind, die Hühner betreuen: Morgens die Hühnerklappe öffnen, füttern, Wasser geben und Eier sammeln. Und abends die Klappe wieder zumachen - das ist wichtig, sonst kommen Fuchs und Marder. „Wo haben denn Kinder heute noch Gelegenheit, den Nutztieren so nahe zu kommen?“ so Buhr. Ein noch warmes Hühnerei aus dem Nest zu holen, das hätten die wenigsten Kinder bislang erlebt.
Die Hühner gehören zur Rasse „Ramelsloher Blaubeine“, einem alten Landschlag aus der Region, der heute auf der Roten Liste steht. Die Junghennen wurden auf dem „Hillmershof“ selbst ausgebrütet und aufgezogen. Es gibt die Ramelsloher in den Farben Weiß und Gelb. Um gegen die Besetzung des Königreichs Hannover durch die Preußen 1866 zu protestieren, haben die Heidebauern ihre Hühner in den Wappenfarben des Hannoverschen Königshauses der Welfen gezüchtet. „Unsere Hühner sind also eigentlich Protesthühner“, so Buhr.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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