Hier ist immer was los
Die Familien Schiefelbein und Strunk leben mit vier Generationen zusammen in Tötensen
lm. Tötensen. Wenn vier Generationen zusammenwohnen, ist bei vielen der Ärger vorprogrammiert. Anders ist es in Tötensen. Hier wohnen, verteilt auf zwei Grundstücken und je drei Häusern, dafür aber mit einer offenen Gartenanlage, die Familien Strunk und Schiefelbein. Mit der Geburt von Nesthäkchen Pepe sind es nun vier Generationen, die hier gemeinsam leben.
Im Februar des vergangenen Jahres wurden die Großeltern aus der Uckermark nach Tötensen geholt. Dort lebten Grete (80) und Theofil Strunk (88) 55 Jahre lang in einem kleinen Dorf. Zu groß war irgendwann die Sorge, dass den beiden etwas passieren könnte und niemand aus der Familie in der Nähe wäre.
Seit 1994 leben Harald und Rita Schiefelbein in Tötensen, Tochter Luisa hat hier ihre Jugend verbracht und kehrte 2015 nach Studium und Weltreise zurück. "Es war wirklich schwer, in Rosengarten etwas zu finden, aber durch Zufall und auch mit etwas Glück haben wir dieses Grundstück hier direkt neben meinen Eltern gefunden", erklärt die 34-Jährige. Auf dem Grundstück befand sich noch ein weiteres Gebäude, das von der Familie eigenhändig abgerissen und neu aufgebaut wurde. In dem Neubau wohnt nun Luisa Schiefelbein mit ihrem Freund Gabor und Sohn Pepe, davor die Urgroßeltern und direkt nebenan die Eltern Harald und Rita.
Seit etwas über einem Jahr lebt die Familie so nun schon zusammen in Tötensen und bestreitet gemeinsam den Alltag. Dadurch, dass auf den Grundstücken jeder seinen eigenen Rückzugsort hat, würden mögliche Reibereien auf ein Minimum reduziert, berichtet die Familie. Auch die verschiedenen Tagesrhythmen der Familienmitglieder würden zu einer Erleichterung führen. Der Tenor ist allerdings aus allen Häusern gleich: Hier ist immer was los.
Die Corona-Pandemie beeinflusst auch das Leben auf dem Grundstück. Im letzten Jahr wurden die Urgroßeltern kurz vor dem ersten großen Lockdown aus der Uckermark nach Tötensen geholt. Auch die Hühner von Uropa Theofil fanden den Weg in die Nordheide und legten dabei auf der Fahrt sogar noch Eier. Zu Beginn wagten sich die anderen Familienmitglieder nur mit Maske und teilweise auch mit Handschuhen in das Haus der Urgroßeltern, die Impfung habe da vieles vereinfacht, sagt Luisa Schiefelbein. Ihre Mutter hat zudem ihre Stelle in der Dialysestation reduziert, um sich um die beiden Senioren kümmern zu können.
Im April des vergangenen Jahres wurde es dann noch einmal voll auf dem Grundstück. Da das Haus von Luisas Schwester in Sieversen abbrannte (das WOCHENBLATT berichtete), kam die Familie kurzzeitig mit auf dem Grundstück unter. "Das Haus ist genau am Hochzeitstag unserer Großeltern, also am 29. April, abgebrannt", erinnert sich Luisa Schiefelbein. Das war der 59. Hochzeitstag des Ehepaars, in diesem Jahr hätten sie Diamantene Hochzeit gefeiert. "Das war auch alles schon geplant, aber musste natürlich abgesagt werden", erklärt Vater Harald.
Das Zusammenleben der Familie ist ordentlich durchorganisiert. Uropa Theofil kümmert sich um die Hühner und ist auch dafür verantwortlich, wer wie viel Eier bekommt, Uroma Grete kümmert sich um den Müll. "Wenn ich mal einen Kuchen backen will, muss ich immer einmal rübergehen und Opa fragen, ob denn noch Eier da sind", erzählt Luisa Schiefelbein und lacht.
Dass das ganze Drumherum stimmt, dafür sind Luisa und ihre Mutter verantwortlich. "Sie sind die beiden tragenden Stützen", sagt Gabor Kremer. Er kümmert sich gemeinsam mit seinem Schwiegervater Harald um die handwerklichen Arbeiten, die anfallen. Wenn es dann allerdings darum geht, ein krankes Huhn von seinem Leid zu erlösen, nimmt Uroma Grete das Heft in die Hand, das trauen sich die anderen nicht zu. "Einer muss es ja machen", sagt sie und lacht.
Redakteur:Lennart Möller aus Rosengarten |
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