Seevetal: Familien warten auf den Amtsschimmel
Nach fast zwei Jahren Baupläne zerplatzt?

Warten seit eineinhalb Jahren auf Post vom Gericht: Jana (v.li.), Liam und Jan Wieczorek, Nicole, Laurin und Jan Schnabel aus Harburg | Foto: Schnabel
  • Warten seit eineinhalb Jahren auf Post vom Gericht: Jana (v.li.), Liam und Jan Wieczorek, Nicole, Laurin und Jan Schnabel aus Harburg
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Eigentlich sollte der Umzug nach Emmelndorf schon lange gewesen sein. Doch derzeit wohnen die Schnabels und die Wieczoreks noch in ihren Mietwohnungen in Harburg. Denn auf ihrem Grundstück in Emmelndorf dürfen sie nicht bauen - nicht, weil das Baurecht es nicht zulässt, sondern weil die Gerichte bisher fast zwei Jahre brauchten, um drei Erbscheine auszustellen. Ausgang des Verfahrens: ungewiss.

Dabei ließ sich im Oktober 2021 alles gut an: Über einen Immobilienmakler fanden die beiden befreundeten Familien ein älteres Objekt mit schönem Grundstück in Grundschulnähe in Emmelndorf, auf dem sie sich ihren Traum von einem ökologisch einwandfreien und technisch innovativen Doppelhaus verwirklichen wollten. Der Verkäufer stimmte zu, man traf sich beim Notar in Buchholz und unterzeichnete den Vertrag.

Erbscheine über Erbscheine

Doch das dicke Ende kam nach: Die schwerkranke Eigentümerin, die - vorab gerichtlich genehmigt - von ihrem Sohn vertreten worden war, verstarb noch vor der Grundbucheintragung der neuen Besitzer. Eigentlich ein üblicher juristischer Vorgang: Ein Erbschein musste ausgestellt werden, damit der Sohn das Grundstück wie geplant verkaufen konnte. Dann aber das zweite Problem: Im Grundbuch stand noch der Ehemann der Verstorbenen - mittels weiteren Erbscheins musste zunächst dessen Eigentum aus dem Grundbuch getilgt werden. Dann wurde auch noch ein dritter Erbschein nötig, da auch noch eine 1972 verstorbene Verwandte als Eigentümerin eingetragen war, die vorbestimmt hatte, dass der Verkäufer Haus und Grundstück bekommen sollte. "Über Monate haben sich das Amtsgericht Tostedt und das Amtsgericht Winsen gestritten, wer überhaupt für diesen Fall zuständig wäre", berichtet Nicole Schnabel. Das immerhin war dann irgendwann klar: Erbscheine gibt's beim Nachlassgericht Tostedt, das Amtsgericht Winsen kümmert sich um Grundbucheinträge. Dann passierte monatelang - nichts.

Inzwischen lief den neuen Besitzern die Zeit davon: Erst fiel die KfW-Förderung weg - immerhin 37.000 Euro für jede Haushälfte -, dann drängte auch der Bauunternehmer. Denn man hatte einen Festpreis für ein schlüsselfertiges Doppelhaus vereinbart. Laut Vertrag galt der für 15 Monate. Danach gab es halbjährlich Aufschläge entsprechend dem aktuellen Baukostenindex. "Wir haben inzwischen eine um 500 Euro höhere monatliche Belastung als ursprünglich vorgesehen", sagt Jan Schnabel. "Aber mehr geht wirklich nicht. Bei der nächsten Erhöhung sind wir 'raus, das schaffen wir nicht mehr." Vor rund einem Jahr zahlten sie den Kaufpreis auf ein Treuhandkonto, damit zumindest der Abriss des alten Hauses vorbereitet werden könnte. Das heißt aber auch: Die Kreditraten laufen, die Miete auch.

Hin und Her zwischen den Amtsgerichten

Von der modernen und nachhaltigen Ausstattung - Solaranlage, Wärmepumpe, Wärmeschutzverglasung - haben sich die Schnabels aus Kostengründen schon verabschiedet. Statt schlüsselfertig zu bauen, werden sie jetzt selber die Bäder fliesen, Fußböden verlegen und jede freie Minute auf dem Bau verbringen, damit Sohn Laurin, heute viereinhalb Jahre alt, irgendwann einmal im Garten spielen kann.

Im Frühjahr erreichte die Schnabels eine gute Nachricht vom Notar: Der dritte Erbschein sei nun ausgestellt, alle Unterlagen lägen nun beim Amtsgericht Winsen. Ein Licht am Ende des Tunnels? Leider nicht: Der Erbschein weist einen Formfehler auf, weshalb er wieder zurück ans Amtsgericht Tostedt ging.

Was sagen die Gerichte? Simone Skibba, Pressesprecherin des Amtsgerichts Winsen, betont, dass hier kein Personalmangel oder überlastete Mitarbeiter der Gerichte schuld seien. Grundsätzlich könnten Erbscheine sehr schnell erteilt werden. Aber wenn die Lage kompliziert sei, könne das einfach auch mal dauern. Und das Grundbucheintragungsverfahren sei solange gestoppt, bis ein gültiger Erbschein vorliege. "Wir handeln nach den gesetzlichen Vorgaben und nicht nach Gefälligkeiten, sonst wäre das hier ja eine Bananenrepublik", betont sie.

Offenbar hatten die Schnabels einfach Pech, dass die Erbsache komplizierter war, als sie aussah. Alle vier Erwachsenen sind berufstätig, so dass das Eigenheim finanziell durchaus möglich erschien. Doch jetzt sind sie nicht nur nervlich am Ende, auch finanziell ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Jan Schnabel: "Wir konnten ohnehin nur solange durchhalten, weil wir in Gelddingen sehr konservativ geplant und - wie wir dachten - alle Eventualitäten eingeplant hatten." Doch mit eineinhalb Jahren Wartezeit konnte niemand rechnen.

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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