Badespaß ohne Bikinioberteil: Das WOCHENBLATT fragte nach, was zulässig ist
"Oben ohne" im Freibad?

Ohne Bikinioberteil im Freibad? Das wird nicht überall geduldet.  Foto: Fotolia/curto
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(jd). Die Hitzewelle vor ein paar Tagen bescherte auch unserer Region Temperaturen deutlich jenseits der 30-Grad-Marke. Die Menschen suchten Abkühlung in den Freibädern und an den Stränden - und selbst dort war für manchen jedes Stück Stoff zu viel. Doch wie weit geht die textile Freizügigkeit? Dass die Badehose außerhalb von FKK-Zonen Pflicht ist, dürfte wohl jedem klar sein. Was passiert aber, wenn sich Frauen ihres Bikinioberteils entledigen? Das WOCHENBLATT nahm einen Vorfall in München zum Anlass, sich bei einigen Kommunen umzuhören, welche Regeln für Freibäder und öffentliche Anlagen gelten.

Im sittenstrengen Bayern spielten sich kürzlich Mitarbeiter eines Ordnungsdienstes als Moralwächter auf. Obwohl die Security-Männer nur gegen illegale Müllentsorgung vorgehen sollten, verlangten sie in ruppigem Ton von Frauen, die sich an der Isar "oben ohne" sonnten, ihre Brust zu bedecken. Der Vorfall wurde in München zu einem Politikum: Auf Antrag ausgerechnet der sonst eher konservativen CSU beschloss der Stadtrat einstimmig, die "kommunale Badebekleidungsordnung" zu liberalisieren.

Nach der neuen Regelung müssen Männlein wie Weiblein lediglich "die primären Geschlechtsorgane vollständig" mit einer Badehose bedecken. Die Grünen möchten diese Regelung auch für die Freibäder einführen. Dort gilt die Badeordnung, die zuweilen sehr züchtig ausgelegt wird. Grundlage ist eine Muster-Ordnung des Dachverbandes "Deutsche Gesellschaft für das Badewesen" (DGfdB), die auch von den hiesigen Freibädern verwendet wird.

Was ist eigentlich übliche Badekleidung?

"Der Aufenthalt im Nassbereich der Bäder ist nur in üblicher Badekleidung gestattet", schreibt beispielsweise die Haus- und Badeordnung für das Buchholzer Freibad vor. Fast gleichlautende Formulierungen finden sich bei den meisten anderen Bädern in der Region. Doch was bedeutet eigentlich "übliche Badekleidung"? Ein ziemlich wässeriger Begriff, über dessen Auslegung einzig und allein der Badbetreiber zu entscheiden hat. Der kann aufgrund seines Hausrechts festlegen, wie freizügig die Badegäste bekleidet sein dürfen - ohne Wenn und Aber, wie etwa die Badeordnung für das Waldbad Hanstedt klarstellt: "Ob die Badekleidung angemessen ist, entscheidet das Badpersonal."

Allerdings soll die Frage, ob "oben ohne" erlaubt ist oder nicht, im Hanstedter Bad laut Vize-Rathauschef Horst-Elert Stödter bisher kein Thema gewesen sein. Wenn sich Damen auf der Liegewiese ohne Bikinioberteil bräunen, werde das geduldet, sofern sich kein anderer Gast beschwere. Im Schwimmbecken ist man in Hanstedt allerdings weniger tolerant. Dort wird bei den weiblichen Badegästen nur ein kompletter Bikini oder ein Badeanzug als angemessene Badekleidung angesehen. Eine entsprechende Regelung gilt im Buchholzer Bad.

Nur bei Beschwerden wird eingegriffen
Auch Bademeister Martin Vieweg würde es so handhaben. Der Leiter des Horneburger Freibads verwendet bewusst den Konjunktiv, denn aus den vergangenen Jahren ist ihm kein Fall bekannt, dass ein Frau nur mit Bikinihöschen bekleidet ins Wasser gestiegen ist. Er würde auch nur eingreifen, wenn andere Badegäste das beanstanden und sich in ihrem Schamgefühl verletzt sehen. "Letztlich sollte das jede Frau für sich selbst entscheiden." Eine Sichtweise, die auch Michael Wege, Betriebsleiter des Harsefelder Freibads, teilt: "Oben ohne sonnenbaden - idealerweise vor fremden Blicken durch eine der Hecken auf unserem Gelände geschützt - sollte kein Problem sein."

Für Harsefeld gilt aber die ungeschriebene Regel: Wenn eine Frau derart entblößt ins Wasser steigt, wird sie gebeten, ihre Brüste zu bedecken. Wie in den meisten anderen Bädern müssen Oben-ohne-Nixen aber nicht fürchten, vom Bademeister am Beckenrand unwirsch aus dem Wasser herausgepfiffen zu werden. "Da ist natürlich ein gewisses Fingerspitzengefühl erforderlich", erklärt Wege.

Liberale Auslegung in den Stader Bädern
Seine Kollegen sehen das ähnlich. So heißt es seitens der Stadtwerke Stade, die das Freibad "Solemio" und das Bützflether Freibad betreiben: "In beiden Bädern können die weiblichen Badegäste oben ohne sonnenbaden und schwimmen – so lange sich keiner darüber beschwert. Sollte sich jemand beschweren, würde die Dame von einem Schwimmmeister freundlich angesprochen werden." Es sei bisher aber noch nicht vorgekommen, dass sich jemand beschwert habe.

Stade gibt sich auch im Hinblick auf die Parkanlagen und Grünflächen hanseatisch aufgeschlossen und tolerant. "Oben-ohne-Sonnenbaden im öffentlichen Raum wird seitens der Hansestadt Stade nicht als Belästigung, Beleidigung oder Gefährdung der öffentlichen Sicherheit geahndet", sagt Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD). Auch in Buchholz und in Buxtehude werden die Ordnungsämter im Regelfall nicht einschreiten. Auch die Polizei würde nicht tätig werden, so Pressesprecher Rainer Bohmbach: "Eine Erregung öffentlichen Ärgernisses könnte nur bei sexuellen Handlungen vorliegen."

Diskussion um den Burkini

"Nicht zu wenig, sondern zu viel Stoff ist eher das Problem", sagt Sonja Koch. Die Betriebsleiterin des Buxtehuder Heidebades meint damit die "Unart" einiger Badbesucher, mit T-Shirt oder Unterhose unter dem Badezeug ins Wasser zu steigen. Normale Alltagskleidung sei aus hygienischen Gründen nicht zulässig. Auch das Argument, sich mit einem Shirt vor der Sonne schützen zu wollen, lasse man nicht gelten.

Erlaubt sind im Heidebad wie mittlerweile in vielen anderen Freibädern die sogenannten Burkinis. Diese Ganzkörperbadeanzüge werden von muslimischen Frauen und Mädchen getragen, die ihren Körper aus religiösen Gründen komplett verhüllen. "Diese Burkinis müssen aus einem für Badekleidung üblichen Material bestehen", erklärt Koch. Allerdings seien diese Anzüge sehr teuer und man drücke schon mal ein Auge zu, wenn eine Frau einen Gymnastikanzug mit Hose trage. "Das ist ja ein ähnlicher Stoff."

Für Koch sind die Unterschiede bei der Badebekleidung von ganz knapp bis hin zu fast komplett verhüllt ein Abbild der kulturellen Vielfalt in unserem Land. Das Freibad gewissermaßen als Spiegel der Gesellschaft. "Dieses bunte Bild auf der Liegewiese ist doch schön anzusehen."

Mit strengerem Blick wird in Harsefeld hingeschaut. "Wir haben klare Vorgabe, dass ein Burkini eng am Körper getragen werden soll und sich tatsächlich als Badekleidung eignet", sagt Betriebsleiter Michael Wege vom Harsefelder Freibad. Es habe mit muslimischen Frauen bereits öfter intensive Diskussionen darüber gegeben, was zulässig ist und was nicht. "Dieses Thema ist schon kompliziert genug", meint Wege. Er sei daher froh, wenn es keine zusätzliche Debatte um zu wenig Kleidung gebe.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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