Frauen mit Gewalterfahrungen: "Es gibt viele Renates in der Gesellschaft"

Die Organisatorinnen der Theateraufführung (sitzend, v.li.) Angelika Calmano (Kulturbahnhof) und die Gleichstellungsbeauftragten Andrea Schrag, Nikola Laudien sowie (stehend, v.li.) Ulrike Glüer, Sabine von Xylander, Birthe Gutjahr und Gerlinde Jörg  Foto: Landkreis Harburg
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Gleichstellungsbeauftragte aus dem Landkreis Harburg organisierten Ein-Frau-Theaterstück

bim. Holm-Seppensen. Für Renate scheint Gewalt der einzige Ausweg, um der andauernden Gewalt zu entkommen: Jahrelang wird sie vom Ehemann gedemütigt, drangsaliert, erniedrigt und missbraucht, bis sie schließlich zur Mörderin wird. Dann beginnt ihre Aufarbeitung: Eindrucksvoll hat die Aufführung des Theaterstücks „Die Wortlose“ im Kulturbahnhof Holm-Seppensen die ganz alltägliche häusliche Gewalt geschildert. Die Zuschauerinnen und Zuschauer waren beeindruckt, wie Schauspielerin Susanne Kloß die tragische Figur der gedemütigten Frau darstellte und in unterschiedliche Rollen schlüpfte. Der Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Harburg hatte die Aufführung als Begleitveranstaltung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen organisiert.
Renate erzählt in dem Ein-Personen-Stück von Wilfried Happel die Geschichte ihrer Befreiung. Ihre große Liebe Rainald Rommel quält sie – zunächst als Mitschüler, später während der gemeinsamen Ehe. Lange schluckt Renate alle Demütigungen, nimmt psychische und physische Gewalt hin, bis sie ihren Mann erschlägt, um ihr Martyrium zu beenden.
Die Hilflosigkeit, die Verzweiflung Renates vermittelte Schauspielerin Susanne Kloß gekonnt und regte zum Nachdenken an. Das Publikum war gebannt. „Susanne Kloß überzeugte mit ihrer Sprache und ließ Bilder im Publikum entstehen“, zog Gerlinde Jörg, Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Jesteburg, ein positives Fazit.
An die Aufführung schloss sich eine angeregte Diskussion an. Dabei kristallisierte sich eine Frage heraus: Warum geht Renate nicht? Irgendwann müsse doch der Selbsterhaltungstrieb zum Vorschein kommen, meinten die Zuschauer. Soviel Verzweiflung, Demütigung, Missbrauch, Erniedrigung halte doch niemand aus.
„In unserer Gesellschaft gibt es viele Renates“, weiß Ulrike Glüer, Gleichstellungsbeauftragte aus Neu Wulmstorf. Für die Gleichstellungsbeauftragten ist häusliche Gewalt immer wieder Thema in ihrer Arbeit. Bundesweit werden pro Jahr etwa 100.000 Fälle an häuslicher Gewalt angezeigt – „aber das ist nur die Spitze des Eisbergs“, weiß Sabine von Xylander, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Seevetal. „Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Viele Betroffene wehren sich nicht, sondern schweigen aus Angst oder vor Scham lieber, anstatt sich gegen ihre Peiniger zu wehren, die meistens im direkten Umfeld zu finden sind.“
Im Landkreis Harburg können sich Betroffene an die Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt BISS wenden. Das haben im vergangenen Jahr immerhin 309 Frauen getan. Doch die BISS darf nur eine Erstberatung anbieten, „der Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten hält eine Beratungsstelle für Frauen für dringend erforderlich“, sagt Birthe Gutjahr, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Winsen. „Wir setzen darauf, dass Frauen sich mit rechtzeitiger Hilfe und Unterstützung früher aus einem Martyrium befreien – und nicht mit einer Verzweiflungstat wie Renate in dem Theaterstück.“

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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