Nach trockenem Sommer sprießen sie
Mit Sachverständigem Jörg Albers "in den Pilzen"

Pilzsachverständiger Jörg Albers klärt bei Exkursionen über essbare und ungenießbare Pilze auf  | Foto: bim
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Die Pilzsaison in Niedersachsen läuft auf Hochtouren - zumindest, seit es in den vergangenen Wochen häufiger geregnet hat. "Von März bis Mitte September gab es fast gar keine Pilze im nordwestdeutschen Raum, jetzt haben wir eine Pilzschwemme", sagt der in Norddeutschland gefragte Pilzsachverständige und -forscher Jörg Albers aus Tostedt. Er ist seit rund 20 Jahren Leiter des Arbeitskreises Pilzkunde des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen und klärt bei Exkursionen über essbare, ungenießbare und giftige Pilze auf. Nun ging er mit dem WOCHENBLATT "in die Pilze" im Tostedter Düvelshöpen. In dem Pivatwald gedeihen rund 500 höhere Pilzarten.

"Pilze sind sehr sensibel, was Umweltveränderungen angeht", erklärt Jörg Albers. Bei den Sommerarten habe es in diesem Jahr einen Komplettausfall gegeben. "Selbst dem Sommersteinpilz war es zu trocken", meint er. Allerdings sorgt die Hitze hierzulande auch für neue Pilzarten, wie den Wurzelnden Bitterröhrling, der erst in den vergangenen Jahren von Süd nach Nord eingewandert sei und dem Sommersteinpilz ähnlich sehe, aber bitter schmecke.

Jörg Albers beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Pilzen. Eine Leidenschaft, der sich der selbstständige Garten- und Landschaftsplaner in fast jeder freien Minute widmet. Der 51-Jährige ist Landeskoordinator für Niedersachsen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (Wissenschaft von den Pilzen), macht Bestandserhebungen und übernimmt auch Kartierungen von Pilzen. Die von ihm gesammelten Daten fließen in die Rote Liste ein.

Albers räumt beim Ortstermin mit dem WOCHENBLATT zunächst mit dem seit Jahrhunderten verbreiteten "Märchen" auf, dass Sammler Pilze abschneiden sollten. Beim Knollenblätterpilz kann das fatale Folgen haben, denn die charakteristische Knolle könnte dann in der Erde bleiben und der Pilz mit essbaren Täublingen verwechselt werden. Besser sei es, den Pilz vorsichtig mit einem kleinen Messer "auszubuddeln". Das schade dem Pilz nicht. "Oben ist der Fruchtkörper, das Pilzgeflecht ist im Boden", erläutert Albers.
"Pilze haben eine nicht hoch genug einzuschätzende Bedeutung für die Natur. Sie leben unmittelbar mit Bäumen zusammen und bilden Symbiosen, zum Beispiel mit Buchen und Eichen. Das Pilzgeflecht umhüllt die Wurzeln der Bäume und spendet Wasser und Nährsalze und bekommt im Gegenzug Zucker als Photosyntheseprodukt der Bäume. Das ist eine geniale Allianz", erläutert der Experte.

Andere Pilzarten verwerteten abgestorbene Substanzen wie der Champinon. Auch der (essbare) Schopf-Tintling brauche keine Bäume, er lebe von Erde, Humus und Pflanzenresten. "Wenn er älter wird, zerfließt er zu Tinte", erläutert Albers den Namen. Der (ungenießbare) Rötling lebe mit Rosengewächsen zusammen. Der (giftige) Grünblättrige Schwefelkopf zerlege Totholz.

Apropos Verwechslungsgefahr: Jörg Albers ist nicht nur beliebter Ansprechpartner bei Vorträgen und Exkursionen, sondern ist auch Pilzsachverständiger für Notfalldiagnostik. "Der Verzehr des Pantherpilzes, der mit dem essbaren Perlpilz verwechselt werden kann, führt häufig zu Krankenhausaufenthalten", weiß Albers. Die Vergiftungserscheinungen zeigen sich durch Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Durchfall und Erregungszustände bis hin zu Bewusstlosigkeit oder Koma.

"Es gibt in Deutschland an die 10.000 Pilzarten, die sichtbar hochwachsen, rund 4.500 in Niedersachsen", berichtet Jörg Albers. Davon seien rund zehn Arten lebensgefährlich giftig, darunter der Grüne und der Kegelhütige Knollenblätterpilz, der die Leber zerstöre, und zwei Schleierlingsarten, die die Nieren zerstören, sowie mehrere Schirmlingsarten mit dem gleichen Gift wie der Knollenblätterpilz. Weiterhin gebe es hunderte Pilzarten, die Magen- und Darmgiftig sind.

Vor dem Gang "in die Pilze" sollten sich Interessierte also in jedem Fall einen Pilz-Überblick verschaffen. Eine gute Übersicht bietet der Nabu unter www.niedersachsen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pilze/23048.html.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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