Tostedt
Seelische Unterstützung für Angehörige sterbender Menschen

Stellten die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes vor (v. li.): Nadja Weippert, Ursula Sendes, Bärbel Krebber und Helge Johannsen | Foto: bim
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  • Stellten die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes vor (v. li.): Nadja Weippert, Ursula Sendes, Bärbel Krebber und Helge Johannsen
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"Ich musste mit 19 Jahren in der Notaufnahme im Krankenhaus die Entscheidung treffen, ob die lebenserhaltenden Apparate abgestellt werden oder nicht", berichtet Nadja Weippert. Damals im Jahr 2002 lag ihr Großvater Arnold Schäfer nach einem Schlaganfall mit HIrnblutung im Sterben. In dieser schwierigen Situation hatte sie Unterstützung von der Pastorin Ruth Stalmann-Wendt, die den ambulanten Hospizdienst beim Herbergsverein, Altenheim und Diakoniestation zu Tostedt mitgegründet hat. Das sind Ehrenamtliche, die Schwerstkranke und insbesondere deren Angehörige in den schweren Stunden begleiten.

In dem Jahr hatten der frühere Herbergsvereins-Geschäftsführer Peter Johannsen, Astrid Winkler-Millatz und die Pastorin die Idee, für Tostedt den ambulanten Hospizdenst ins Leben zu rufen, den es in Buchholz bereits gab. Auslöser war eine Mitte 30-jährige Frau, die Im Altenheim des Herbergsvereins lebte. "Sie war zu gesund fürs Krankenhaus, aber zu pflegebedürftig für einen Verbleib zuhause", erinnert sich der heutige Herbergsvereins-Geschäftsführer Helge Johannsen.

Unter den zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern des ersten Kurses zur ambulanten Hospizbegleitung war auch Ursula Sendes, heute eine von zwei engagierten Ehrenamtlichen der ersten Stunde und ehrenamtliche Koordinatorin.
Auch zu ihr hat Nadja Weippert seit vielen Jahren eine vertrauensvolle Verbindung - ebenso wie von Kindheit an zur Johannes-Kirchengemeinde, in der ihr Opa Arnold Schäfer einst KIrchenvorsteher war. Er starb am 25. September 2002. Als Nadja Weipperts Oma Christine Ende 2008 gesundheitlich stark abbaute und nach vorübergehendem Aufenthalt in einem Pflegeheim, organisierte der ambulante Hospizdienst einen Platz im Buchholzer Hospiz. Doch die alte Dame berappelte sich und konnte das Hospiz nach zwei Monaten wieder verlassen und kam in ein Pflegeheim, in dem sie bis zu ihrem Tod 2012 lebte. "Ursula und ich haben Oma regelmäßig dort besucht - mit allen Höhen und Tiefen", sagt Nadja Weippert dankbar für die liebevolle Begleitung, den Rat und die Untersützung. Ursula Sendes stand der heute 40-Jährigen auch bei, als deren Vater ins Krankenhaus musste und dort starb.

"Ursula und Ruth haben mir geholfen, den Prozess der Sterbephase und die damit einhergehenden Stimmungen zu verstehen. Oft hat man Schuldgefühle und fragt sich:'Hab' ich etwas falsch gemacht?' Die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes ist unbezahlbar", sagt Nadja Weippert.
Koordiniert wird der Einsatz der Ehrenamtliches des ambulanten Hospizdienstes von Bärbel Krebber im Büro für Pflege und Soziales in der Bahnhofstraße 17. Aktuell nehmen 22 Freiwillge aus allen Berufsgruppen die Aufgabe wahr. "Die Grundaufgabe ist es, da zu sein, mit den Schwerstkranken in Erinnerungen zu schwelgen, zuzuhören, gemeinsam zu lachen und zu weinen und auch mal den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen", erläutert Bärbel Krebber. Zu 80 Prozent sind die ambulanten Hospizhelfer aber für die Angehörigen da. "Manche Angehörigen möchten sich nur einmal die Haare machen oder einkaufen gehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben", weiß Ursula Sendes. "Wir geben ihnen auch das Gefühl: Du bist nicht alleine."

Neue Ehrenamtliche sind beim ambulanten Hospizdienst stets willkommen. Welche Fähigkeiten sollten Interessierte mitbringen? "Die Fähigkeit, sich vorbehaltlos auf Menschen und Gegebenheiten einzulassen, Zuhören können und mitfühlen, aber nicht mitleiden", sagt Bärbel Krebber, die seit 2009 hauptamtliche Koordinatorin ist. Dazu gehört für die Ehrenamtlichen auch, zu merken, wenn eine bestimmte Konstellation nicht passt. Aber in der Regel hat Bärbel Krebber ein gutes Gespür dafür, welche Hilfesuchende und Begleiter zusammenpassen.

Um als hauptamtliche Koordinatorin tätig zu sein, ist u.a. eine Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft, ein sozialpädagogisches Studium oder ein Studium der sozialen Arbeit Voraussetzung. Man muss mehr als drei Jahre Berufserfahrung mitbringen, sich in Palliativecare weitergebildet haben und mindestens 15 einsatzbereite Ehrenamtliche vorweisen. Von Vorteil beim ambulanten Hospizdienst Tostedt ist der Anschluss an die Diakoniestation des Herbergsvereins, sodass Büroräume, Telefon und die Rufbereitschaft über die Diakonie gewährleistet sind. Bärbel Krebber koordiniert nicht nur den Einsatz der Ehrenamtlichen, sondern begleitet sie auch und nimmt die Erstbesuche sowie eine Palliativberatung vor.
Bärbel Krebbers Erfahrung: "Ich gehe aus jedem Besuch reicher heraus, weil ich mich auf neue Gegebenheiten und Menschen einlasse, und habe wieder etwas gelernt, auch aus den Gesprächen mit den Angehörigen. Mir wird immer viel Vertrauen geschenkt", sagt sie. Man ist innerhalb kürzester Zeit in der Familie, und die Angehörigen sind sehr dankbar", bestätigt Ursula Sendes.

Wer sich im ambulanten Hospizdienst engagieren möchte, meldet sich unter Tel. 04182-8062949.
Für dieses Angebot ist der Herbergsverein auch stets auf Spenden angewiesen. Spenden werden angenommen auf dem Konto der Sparkasse Harburg-Buxtehude:
IBAN: DE13 2075 0000 0090 1680 48.

Stellten die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes vor (v. li.): Nadja Weippert, Ursula Sendes, Bärbel Krebber und Helge Johannsen | Foto: bim
Ein freudiger Moment in den letzten Monaten: Christine Schäfer (Mitte, verst., damals 98 Jahre) mit Enkelin Nadja Weippert und Urenkel Henry (damals knapp zwei Jahre). | Foto: Olga Lüdke
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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