Handeloh
Jugendherberge Inzmühlen wird vorerst doch nicht verkauft

Die Jugendherberge steht seit 2018 leer. Rund 56.000 Euro zahlt die Gemeinde Handeloh seither für die Unterhaltung der leerstehenden Immobilie | Foto: bim
  • Die Jugendherberge steht seit 2018 leer. Rund 56.000 Euro zahlt die Gemeinde Handeloh seither für die Unterhaltung der leerstehenden Immobilie
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Überraschende Wendung bei der Diskussion um den Verkauf der Jugendherberge in Handeloh-Inzmühlen: Der Rat hat den Beschluss, die Jugendherberge an eine Genossenschaft zu verkaufen, die dort eine Wanderherberge einrichten wollte, mit acht Ja- und drei Neinstimmen sowie einer Enthaltung gekippt. "Es gab massive Bedenken, ob das Geschäftsmodell funktioniert", erklärt Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam, der gleichzeitig Gemeindedirektor in Handeloh ist.

Die Jugendherberge steht seit März 2018 leer, nachdem sie zwischenzeitlich für die Unterbringung junger Flüchtlinge genutzt wurde. Seit Januar 2019 erhält die Gemeinde Handeloh auch keine Miete mehr vom Landkreis und investiert jährlich rund 56.000 Euro in das Objekt.

Wie berichtet, hatte das Konzept der genossenschaftlich geführten Wanderherberge im Mai vergangenen Jahres von der damaligen Ratsmehrheit den Zuschlag bekommen. "Der Beschluss sah vor, einen Kaufvertrag mit der Genossenschaft für eine Wanderherberge vorzubereiten. Die Genossenschaft ist seit Mai dieses Jahres eingetragen", erläutert Dörsam.

Es habe viele Gespräche und u.a. am 8. Juni eine nicht öffentliche Ratssitzung gegeben, in der ausführlich diskutiert worden sei. "Wir haben viele Zahlen von der Genossenschaft vorgelegt bekommen. Die Grundidee ist gut. Aber es bestand die Sorge, dass man die Jugendherberge weggibt zu einem günstigen Preis, damit es eine Herberge bleibt, das Konzept aber womöglich nicht tragfähig ist", erklärte Dörsam. Es habe die Befürchtung gegeben, dass in dem Fall ein Insolvenzverwalter die Jugendherberge verwalte und die Gemeinde dann keinen Einfluss mehr nehmen könne.

Und dann gab es noch weitere Aspekte:
Nachdem am 24. Februar der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann und die Unterbringung ukrainischer Flüchlinge diskutiert wurde, kam auch die Jugendherberge ins Gespräch, in der zuvor junge Geflüchtete anderer Nationalitäten einquartiert wurden. Derzeit sind die Kommunen dafür verantwortlich, Plätze für ukrainische Flüchtlinge vorzuhalten. Für diesen Zweck will die Gemeinde die Herberge vorübergehend an die Samtgemeinde vermieten.

Auch sollen Jugendherberge und Grundstück nun nicht mehr komplett verkauft werden. Wald- und Magerrasenflächen rund um die Jugendherberge (ca. 30.000 Quadratmeter) sollen im Eigentum der Gemeinde bleiben.

„Mit großem Bedauern müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Verkaufsverhandlungen mit der Genossenschaft gescheitert sind“, erklärt dazu Bürgermeister Uwe Blanck (Grüne). "Weder das wirtschaftliche noch das fachliche Konzept der Genossenschaft haben die Mehrheit des Gemeinderates überzeugt. Zudem wurden massive Bedenken bezüglich der Vereinbarkeit der geplanten Nutzung mit dem Naturschutz geäußert“, sagt Blanck.

Die Gemeinde sucht nun erneut Kaufinteressenten, die das Gebäude mit angrenzendem Nadelwald (30.016 Quadratmeter) erhalten und eine nachhaltige, möglichst soziale Nutzung mit einem wirtschaftlich tragfähigen Konzept verbinden. „Wir können uns aufgrund der fehlenden Plätze in den Kindertagesstätten zum Beispiel auch eine teilweise Nutzung der Fläche als Waldkindergarten vorstellen“, sagt Sonja Kröger, Sprecherin der Mehrheitsgruppe GRÜNE/CDU. „Dieses gerne in Verbindung mit einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt und Ferienwohnungen/Übernachtungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen“. Interessenten melden sich im Büro der Gemeinde Handeloh unter Tel. 04188-888760 oder per E-Mail an gemeinde@handeloh.

Mitglieder können Beschluss nicht nachvollziehen

Die Mitglieder der Genossenschaft können die Entscheidung nicht nachvollziehen, aber: "Die Entscheidung trifft uns nicht unerwartet, da uns die neue Ratsmehrheit seit Antritt im Herbst zurückweisend begegnet. Sie stützt sich dabei auf kleinteilige Argumente und attestiert u.a. 'fehlende finanzielle Tragfähigkeit'. Seit zwei Jahren arbeiten wir an der Wiedereröffnung der Herberge als lebendigem naturnahen Ort. Viele Menschen aus Handeloh, der Region und aus Hamburg unterstützen uns", teilt Christopher Müller von der Genossenschaft mit. 

Die Mitglieder legen Wert darauf,  die angeführten Arguemente zu entkräften und beziehen dazu Stellung:
Fehlende finanzielle Tragfähigkeit: "Die Genossenschaft hat 70 Mitglieder und ist finanziell gut aufgestellt. Der Businessplan wurde vom Finanzinstitut geprüft. Kritik seitens der Gemeinde bezieht sich auf Details, die am Ende von der Bank zu bewerten sind."

Späte Eintragung der Genossenschaft: "Die Genossenschaft wurde bereits am 7. Juni 2021 gegründet. Der Ratsbeschluss aus dem Mai 2021 beauftragt den Bürgermeister 'die Verkaufsverhandlungen mit uns zu führen und einen Kaufvertrag zu entwerfen.' Dafür ist die Eintragung der Organisation unerheblich."

Politikwechsel in Handeloh:
"Wir wurden im März angehalten, alle Einzelheiten des Projektes noch einmal darzustellen, obwohl sich Politikerinnen und Politiker an der Aktenlage orientieren können. Die Tatsache, dass der Rat sich neu konstituiert hat, wurde als Vorwand genutzt, unser Projekt neu zu bewerten."

Flüchtlingskrise:
"Das Thema wurde angeführt, um unsere Tätigkeiten zu stoppen. Dabei haben wir wiederholt angeboten, sozial und wirtschaftlich eine optimale Lösung zu bieten. Nun plant die Samtgemeinde ohne ersichtlichen Bedarf die eigene Anmietung für Flüchtlinge."

Die Genossenschaft habe nicht nur Mühen, sondern seit dem Ratsbeschluss in 2021 auch finanzielle Mittel investiert. Zum Beispiel für Gutachten und Architekturplanung. "Über die angefallenen Kosten muss nun verhandelt werden. Für uns wirkt es bedenklich, dass die wahren Motive, die zu unserem Ausschluss geführt haben, schleierhaft bleiben. Mit Blick auf die Zukunft der Herberge lässt das nichts Gutes ahnen, da es sich um eine Problemimmobilie handelt, die nur gemeinschaftlich und mit Eigeninitiative zu erhalten ist. Alle Mitglieder der Genossenschaft sind enttäuscht, dass die Liegenschaft nun nicht mehr zur Verfügung steht."

Stattdessen wollen Sie nun eine andere Immobilie im Landkreis erwerben. Budget, Expertise, Miteinander und viel Motivation seien vorhanden. Infos unter hallo@herberge-inmuehlen.de.

Alle Texte zu "Jugendherberge Inzmühlen“
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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