Sounddesigner André Mundt vertont in seinem Studio in Winsen die verschiedensten Filme
Hollywood hat schon angeklopft

André Mundt in seinem Studio, in dem er gerade die Hollywood-Produktion "Blind" bearbeitet hat   Foto: thl
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thl. Scharmbeck. Wenn Til Schweiger sich in einem Tatort prügelt und es dabei kräftig klatscht, dann nicht etwa, weil die TV-Schauspieler wirklich zuschlagen. Vielmehr steckt André Mundt (45) dahinter. Der Winsener ist seit 2006 freiberuflicher Sound-Designer und vertont in seinem Keller-Studio in Scharmbeck verschiedene Produktionen. "Ich bearbeite alle in einem Film zu hörenden Klangelemente mit Ausnahme der Filmmusik", erklärt Mundt. Egal ob eine tickende Uhr, zirpende Grillen oder die Schritte der Schauspieler, alles wird nachträglich von Mundt in die Filme eingearbeitet. Denn: Beim Dreh versuchen die Regisseure nach Möglichkeit ohne Hintergrundgeräusche auszukommen, um die Stimmen der Schauspieler besser herauszustellen. Dafür sorgen z.B. Richtmikrofone. "Und den Schauspielern werden schon mal Filzplatten unter die Schuhe geklebt, damit man ihre Schritte nicht hört", weiß André Mundt, der "alles vertont, was Bewegtbilder hat und tonlich überarbeitet werden muss". Nicht nur für Fernsehsender. Auch Werbefilme für Unternehmen hat er z.B. schon vertont. Bisher war André Mundt für u.a. 340 Folgen "Notruf Hafenkante", 13 Tatorte und diverse 90-Minuten-Spielfilme für verschiedene Sender tätig. "Ich komme auf gut 500 professionelle Produktionen allein für ARD und ZDF."
Sein jüngstes abgeschlossenes Projekt kommt aus Hollywood. "Der deutsche Regisseur Marcel Walz, der in Hollywood wohnt, hat den Psychohorror 'Blind' gedreht, der auf DVD/BluRay erscheinen soll", erzählt der Scharmbecker. "Ich habe den Film mit sämtlichen Geräuschen unterlegt", so André Mundt weiter. "Wichtig ist dabei, dass der Zuschauer durch die Töne in den Film hineinversetzt wird." Er nennt ein Beispiel: "Eine Beerdigungsszene kann ich mit launiger Musik und Kichern unterlegen, dann denken die Zuschauer, die Gäste sind froh, dass derjenige tot ist. Wenn ich aber stille Musik unterlege und vielleicht bei einem grauen Himmel noch einen Donner grollen lasse, wirkt die gleiche Szenerie ganz anders." Damit das auch klappt, hat Mundt ein etwa drei Terrabyte großes Geräusche-Archiv mit über 450.000 verschiedenen Geräuschen.
Eine Arbeit, die Zeit in Anspruch nimmt. "Für einen Tatort, z.B. Borowski, werden rund zehn Tage Dialogbearbeitung, zwölf Tage Sounddesign, zwei Tage Geräuschemacher und fünf bis sechs Tage Mischung veranschlagt", erzählt André Mundt. "Insgesamt hat so ein Tatort zwischen 75 und 100 Tonspuren."
Am Anfang steht eine Sounddesign-Besprechung zusammen mit dem Regisseur und dem Bild-Cutter auf dem Programm. Mundt: "Nach Beendigung des Bildschnittes werden die Töne vom Dreh (zu 95 Prozent Sprache) an mich übergeben. In einem ersten Durchgang wird der Dialog bearbeitet. Klangfarben angepasst, Perspektiven hergestellt, Störgeräusche entfernt und Versprecher korrigiert." Wenn etwas nachträglich synchronisiert werden muss, wird das in diesem Durchgang festgelegt. Anschließend werden Effekte und Atmosphären ausgewählt und im Computer synchron zum Bild angelegt. "Die Effektvertonung dient dem Realismus. Filmplatzpatronen werden zu blutigen Körpertreffern. Schlägereien werden erst durch die richtigen Sounds realistisch. Verfolgungsjagden, mit Martinshörnern, Hubschraubern, quietschenden Bremsen und krachenden Autounfällen: Praktisch alles wird nachvertont und das auf einzelnen Tonspuren", erklärt der Sounddesigner weiter. Als Letztes werden die Geräusche der Schauspieler neu aufgenommen. Hauptsächlich Schritte, aber auch Kleiderrascheln und Tassen abstellen - ebenfalls alles separat.
"Alle Töne separiert und die Körper-/Handlungsgeräusche auf getrennten Tonspuren zu haben, dient aber auch der Herstellung der internationalen Tonspur. Hier entsteht am Ende eine Fassung die alles enthält, außer der deutschen Sprache. Auf diese Version wird dann im Ausland übersynchronisiert."
Im letzten Durchgang, der Vor- und Hauptmischung, werden alle Elemente in ein gestalterisch schlüssiges und den Richtlinien der Sender entsprechendes Verhältnis zueinander zusammengemischt.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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