Bericht in der Empore Buchholz
So erleben Jugendliche den Ukraine-Krieg

Protagonisten des Abends: (v. li.) Artjom Vinnichenko, Anastasia Kolosiuk und Moderator Malte Thiel
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JOBS und KARRIERE

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Spielen, singen, lernen, essen, schlafen, Partys mit Freunden feiern - Anastasia Kolosiuk und Artjom Vinnichenko hatten ein ganz normales Leben wie jeder andere 17-Jährige auch. Bis der russische Angriffskrieg auf ihr Heimatland Ukraine ihre Zukunftspläne zerschlug. Am Donnerstag berichteten die beiden mittlerweile 18-Jährigen von ihren Kriegserfahrungen, ihrer Flucht nach Deutschland und ihrem neuen Leben in der Buchholzer Ortschaft Holm. Etwa 200 Menschen kamen in das Buchholzer Veranstaltungszentrum Empore. Sie hörten den Bericht von zwei extrem starken Menschen, die durch den Krieg zum frühen Erwachsenwerden gezwungen sind und innerhalb nur eines Jahres hervorragend Deutsch lernten.

Die Veranstaltung wurde organisiert durch den Verein „Herzbrücke Nordheide“, der Spenden u.a. für dringend benötigte medizinische Produkte sammelt, den Lions Club Buchholz-Nordheide, die IGS Buchholz, die Empore, die Stadt Buchholz und die Kinderkrebsinitiative Holm-Seppensen (KKI). Hervorragend moderiert wurde der Abend von Malte Thiel, Zwölftklässler der IGS Buchholz.

Anastasia Kolosiuk und Artjom Vinnichenko berichteten, dass sie noch am Vorabend des russischen Angriffs nicht mit einem Krieg gerechnet hätten. Als am 24. Februar 2022 tatsächlich die ersten Bomben fielen, dachten beide Jugendlichen, die in der Hauptstadt Kiew bzw. dem Umland der Drei-Millionen-Einwohner-Stadt Kiew lebten, zunächst nicht an die Flucht. Das änderte sich bei Artjom kurze Zeit später: Bei einem Raketenangriff wurden die beiden älteren Nachbarn getötet. "Unser Dorf hatte keinerlei militärische Bedeutung. Für was sind unsere Nachbarn gestorben? Versteht das jemand? Ich nicht!", sagte Artjom eindringlich. Er beschloss gemeinsam mit seinen Eltern, dass er und seine damals achtjährige Schwester Lisa sofort nach Westen fliehen. "Ich hatte nur eine Stunde, um mich vorzubereiten", berichtet der 18-Jährige. Nur mit zwei Hosen, T-Shirts und Jacken ausgestattet, stiegen er und seine Schwester in den Zug Richtung Polen. Beinahe wären sie getrennt worden - "das war die schlimmste Situation in meinem Leben".

Anastasia, die Artjom schon seit frühester Kindheit kennt, floh etwa zwei Wochen später gemeinsam mit ihrem elfjährigen Bruder. Alle fanden in dem Mehrgenerationenhaus von Claudia Schaaf und deren Schwester Nina in Buchholz-Holm ein neues, liebevolles Zuhause. Für sie sei die Aufnahme von Flüchtlingen ein Abenteuer gewesen, berichtete Claudia Schaaf. Schnell sei man sich als Familie einige gewesen, in dieser Notsituation tätig werden zu müssen. Claudia Schaaf ist nicht nur Artjoms Gastmutter, sondern auch seine Chefin: Der 18-Jährige absolviert in ihrem Gartenbaubetrieb Beran Gärten in Neu Wulmstorf eine Ausbildung. Anastasia besucht die BBS Buchholz.

Wie stellen sich Anastasia und Artjom ihre Zukunft vor? Das lassen beide auf sich zukommen. "Wir hatten in der Ukraine auch Zukunftspläne. Die wurden zerstört. Jetzt lebe ich erstmal hier", sagte Anastasia. Beide bedankten sich für die Hilfe, die Deutschland der Ukraine zukommen lasse. "Ich habt so viel für uns getan", betonte Artjom. Wenn man weiter helfen wolle, seien auch kleine Dinge wertvoll: "Hier ist es normal, sich ein paar neue Socken zu kaufen. In der Ukraine ist es derzeit ein Grund zum Feiern."

Vor dem Gespräch mit den Zeitzeugen hatten Buchholz' Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse und Thorsten Radde, 2. Vorsitzender der KKI, von den Hilfstransporten berichtet, die schon kurz nach Kriegsbeginn dank der Spenden zahlreicher Menschen aus der Region in Richtung Ukraine geschickt wurden und die sie bis zur polnisch-ukrainischen Grenze begleiteten. Ein beeindruckendes Lied der Sängerinnen Natalija und Evgenija beschloss den beeindruckenden Abend. (os).

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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