Tödlicher Polizeieinsatz: Ermittlungen eingestellt
Harsefeld: 13 Schüsse als Reaktion auf Messerangriff

In dieser Unterkunft für Geflüchtete wurde der Sudanese erschossen, als er mit einem Messer auf vier Polizeibeamte zugestürrmt war  | Foto: sc
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tk. Harsefeld/Stade. Das Ermittlungsverfahren gegen vier Polizeibeamte wegen des Verdachts auf Totschlag ist von der Staatsanwaltschaft Stade nach einer mehrmonatigen Prüfung eingestellt worden. Die vier Beamten hatten am 3. Oktober in einer Unterkunft für Geflüchtete in Harsefeld den Sudanesen Kamal Ibrahim (20) erschossen. "Rechtlich sind alle Schüsse als Notwehr beziehungsweise in einem Fall als Nothilfe zu werten", erklärt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. Von den vier Beamten hatten drei von ihrer Schusswaffe Gebrauch gemacht.

Dem Drama am späten Abend war bereits ein Polizeieinsatz am Nachmittag vorangegangen. Die Mitbewohner fühlten sich von dem jungen Mann bedroht. Der 20-Jährige sollte dem Amtsgericht Buxtehude vorgeführt werden, durfte dann aber doch in seine Unterkunft zurückkehren.

Am Abend der nächste Notruf: Vier Einsatzkräfte betraten die Unterkunft. Kamal Ibrahim hatte ein Messer in der Hand. Die Polizeibeamten hätten ihn laut und unmissverständlich aufgefordert, das Messer abzulegen. Das hätten sie mit Gesten zusätzlich verdeutlicht, so Breas. Der Sudanese behielt das Messer jedoch in der Hand. Die Beamten drohten ihm daraufhin den Schusswaffengebrauch an. Dann eskalierte die Situation unvermittelt.

Der 20-Jährige stürmte mit dem Messer auf die Einsatzkräfte zu. Die befanden sich in einem engen Gang. Zwei der Polizisten konnten nach rechts und links ausweichen. Der Sudanese war, wie sich später herausstellte, stark alkoholisiert. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden lag der Promillewert bei 2,3. Kamal Ibrahim rannte laut Staatsanwaltschaft auf die beiden Polizisten im Flur brüllend mit dem Messer zu. Daraufhin fielen insgesamt 13 Schüsse, von denen elf den Mann trafen. Geschossen hatten die beiden unmittelbar Angegriffenen sowie ein Beamter aus der angrenzenden Küche.

"Den Polizeibeamten blieb angesichts der Gefährlichkeit der Lage, der bestehenden Enge in den Räumlichkeiten und des dynamischen Geschehens keine andere Wahl, als die Schusswaffe einzusetzen. Es war den Polizeibeamten in der konkreten Situation nicht zuzumuten, den Angriff auf eine andere Weise abzuwehren", fasst Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas die Ermittlungsergebnisse zusammen.
Dass die beteiligten Beamten mehrere Schüsse abgegeben haben, sei in dieser Notwehrsituation richtig gewesen. Zur unmittelbaren Gefahrenabwehr sei das notwendig gewesen, so Oberstaatsanwalt Breas.
Gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Stade können Angehörige, nach WOCHENBLATT-Informationen ein Bruder des Getöteten, Widerspruch bei der Generalstaatsanwaltschaft Celle einlegen.
Im Landkreis Stade ist es bereits der zweite Fall seit 2019, bei dem ein Asylbewerber durch Schusswaffengebrauch durch die Polizei starb. Im August 2019 starb Aman Alizada (19) ebenfalls nach dem Schusswaffengebrauch durch einen Polizeibeamten.

Auch dieses Verfahren wurde eingestellt, weil der Beamte in Notwehr gehandelt hatte. Es gab zwei Wiederaufnahmen der Ermittlungen durch die Generalstaatsanwaltschaft Celle. Zuletzt mit einer umfassenden neuerlichen Auswertung aller Spuren. Am Ende stand aber auch da die Einstellung des Verfahrens.

Bleibt abzuwarten, wie die Verfahrenseinstellung von den Initiativen im Kreis Stade und dem Flüchtlingsrat Niedersachsen aufgenommen werden wird.
Im Fall von Aman Alizada gab es die nachdrückliche Aufforderung nach einem öffentlichen Strafverfahren - was aber nicht möglich ist, wenn ein Ermittlungsverfahren, wie jetzt auch im Fall von Kamal Ibrahim, eingestellt wird.

In dieser Unterkunft für Geflüchtete wurde der Sudanese erschossen, als er mit einem Messer auf vier Polizeibeamte zugestürrmt war  | Foto: sc
Nach dem Tod des jungen Sudanesen gab es eine Demonstration in Stade. Ob es jetzt, nach Einstellung des Verfahrens, juristischen Widerspruch gibt, steht noch nicht fest  | Foto: jd
Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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