Er wird jeden Werktag geleert
Einsam an einem Acker bei Harsefeld: Der Briefkasten im Nirgendwo

Ein Acker unweit von Harsefeld: Hier, mitten in der Feldflur, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, steht einsam und allein ein Briefkasten. Hut ab vor der Deutschen Post. Obwohl im Umkreis von einem Kilometer nur eine Handvoll Menschen wohnt, wird der Briefkasten angeblich jeden Werktag geleert. Was für ein Service.  | Foto: jd
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In der Nähe von Harsefeld befindet sich der wohl einsamste Briefkasten des Landkreises Stade. Er steht im Ortsteil Weißenfelde an einem Acker unweit einer Kreuzung, an der alle vier Straßen gefühlt ins Nichts führen. Nicht nur wegen seiner Lage wirkt der Briefkasten wie ein Lost Place. Das für solche Kästen typische strahlende Postgelb schimmert nur matt und schwach unter dem dichten Bewuchs aus grünen Flechten hervor. Nur noch rudimentär ist das Posthorn zu erkennen. Dank dieser grünfleckigen Natur-Camouflage fällt der Kasten auf den ersten Blick gar nicht auf. Man dürfte meinen, hier hat sich jemand einen Scherz erlaubt und einen ausrangierten Briefkasten als Quasi-Kunstobjekt in der freien Landschaft platziert. Doch weit gefehlt.

Einsam am Ackerrand steht dieser Briefkasten. Die Leerungszeit ist täglich um 8 Uhr morgens (kl. Bild) | Foto: jd
  • Einsam am Ackerrand steht dieser Briefkasten. Die Leerungszeit ist täglich um 8 Uhr morgens (kl. Bild)
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Leerung jeden Werktag um 8 Uhr

Beim näheren Hinschauen ist nämlich schwarz auf weiß nachzulesen, dass der Briefkasten bis auf sonntags täglich um 8 Uhr morgens geleert wird - korrekt nach der "Post-Universaldienstleistungsverordnung". Ob dort tatsächlich täglich Briefe eingeworfen werden, scheint aber mehr als fraglich. Im Umkreis von einem Kilometer - das ist die amtliche Maximal-Entfernung für Briefkästen in von Menschen bewohnten Gebieten - leben ein paar tausend Hühner, einige hundert Schweine und schätzungsweise zwei Dutzend Menschen. Die Frequentierung dieses Kastens dürfte daher recht überschaubar sein.

Bilddatei statt Schönschrift

Postkarte kam nach vier Tagen an

Um auszuprobieren, ob und wie schnell Post aus Weißenfelde ankommt, hat WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Jörg Dammann eine Test-Postkarte an seine Frau eingeworfen. "Gruß aus Harsefeld" steht auf der Karte aus den achtziger Jahren, die er beim Stöbern in den Tiefen seines Büros entdeckt hat. Die letzten Zweifel, ob es sich nicht doch um einen "toten" Briefkasten handelt, sind nach vier Tagen ausgeräumt: Die Grußkarte kam an, wenn auch sehr zerknittert.

Post verspricht Reinigung

Zumindest darf sich die Handvoll Bewohner aus Weißenfelde freuen, dass demnächst die Hände sauber bleiben, sollten sie doch mal einen Brief einwerfen. "Au weh, der Kasten ist keine Augenweide", räumt die Sprecherin der Deutschen Post auf WOCHENBLATT-Nachfrage ein. Es werde jetzt ein Reinigungsauftrag erteilt. Üblicherweise würden die Zusteller, die im ländlichen Bereich auch für die Leerung zuständig sind, solche "auffälligen Briefkästen" melden. "Das hat im Fall des Briefkastens in Weißenfelde wohl nicht so funktioniert", so die Sprecherin Maike Wintjen.

Garlstorfer SPD-Kandidat bringt Briefkasten auf Hochglanz

Briefkasten bleibt erhalten

Ob frisch gereinigt oder eher grün getarnt: Auf jeden Fall dürfte der Briefkasten den Weißenfeldern erhalten bleiben. "Auch wenn ein solcher Briefkasten keinen hohen Füllgrad aufweist, werden wir ihn nicht abbauen", erklärt Wintjen. Die Deutsche Post weiß eben noch, wo sie herkommt, und bleibt ihren Traditionen treu - ganz im Gegensatz zum Schwesterunternehmen Telekom, das schon vor Jahren die letzte gelbe Telefonzelle abgebaut und inzwischen auch sämtliche Münzfernsprecher abgeschafft hat. Deutschlandweit gibt es aktuell noch knapp 108.000 Briefkästen. Das sind nur rund vier Prozent weniger als vor zehn Jahren. Während das Handy der Telefonzelle den Garaus machte, bleibt der Briefkasten trotz E-Mail, WhatsApp, Instagram und TikTok standhaft gegenüber der modernen Konkurrenz - so wie jenes Exemplar im Nirgendwo jenseits von Harsefeld.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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