Ahnenforscherin Edda Albanus-Koch: Jakob Luther, Bruder des Reformators, ist einer ihrer Vorfahren
Mit Martin Luther verwandt

Edda Albanus-Koch vor ihrer Ahnentafel, zu der auch Turnvater Jahn (li. oben) gehört. Das 90 Jahre alte Poesie-Album ihres Onkels soll das Büsumer Archiv erhalten
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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as. Bendestorf. Das Erste, was einem in der Wohnung von Edda Albanus-Koch auffällt, sind die Bilder. An den Wänden hängen unzählige historische Fotografien, Zeichnungen berühmter Persönlichkeiten, Postkarten und alte Dokumente. Turnvater Jahn findet sich dort ebenso wie der Komponist Georg Friedrich Händel.
Edda Albanus-Koch ist Ahnenforscherin - und hat an den Wänden ihre Vorfahren verewigt. Die Genealogie ist bei Albanus' Familiensache, schon ihr Vater Dr. Ernst Albanus und ihr Großvater Dr. Hermann Albanus haben sich mit der Familiengeschichte beschäftigt. Der Stammbaum der Familie kann sich sehen lassen - u.a. gehört mit Clemens XI. Albanus auch ein Papst (Giovanni Francesco Albani, von 1700 bis 1721 im Amt) dazu.

Der Reformationstag ist für die Bendestorferin ein besonderer Tag, wird er doch zu Ehren eines ihrer Verwandten gefeiert: Sie ist Urgroßnichte in zwölfter Generation von Martin Luther (siehe unten). Sein Bruder Jakob ist ihr direkter Vorfahr in 15. Generation. 2005 wurde die Verwandtschaft offiziell von der Lutheriden-Vereinigung bestätigt - ein stolzer Moment für Albanus-Koch, die Gründerin des "Freundeskreises der Familie Luther" ist und die Konferenzen der internationalen Martin Luther Stiftung besucht. In Familienbesitz befindet sich u.a. ein 1516 von Martin Luther verfasster Brief an Georg Spenlin. Der Augustinermönch war Urgroßvater ihrer Vorfahrin Barbara Spenlin, die 1609 Nikolaus Albanus heiratete. Als sie noch in Uelzen lebte, hat Edda Albanus-Koch regelmäßig große Gesellschaften und öffentliche Events veranstaltet, zum Beispiel 2017 anlässlich des 500. Jubiläums der Reformation.

Im Dezember 2019 ist Edda Albanus-Koch gemeinsam mit ihrem Mann Dieter nach Bendestorf gezogen, um näher bei Sohn Matthias, WOCHENBLATT-Sportler des Jahres 2015, und seiner Familie zu sein. Ihre Ahnenforschung betreibt sie auch hier. "Ich habe großes Glück gehabt. Mein Vater und Großvater haben schon viel Vorarbeit geleistet, es gibt zahlreiche Veröffentlichungen der beiden, die sich mit unseren Vorfahnen beschäftigen", sagt Edda Albanus-Koch. Auch ihre Mutter Elsa, die stolze 107 Jahre alt wurde, konnte viele Geschichten aus der Vergangenheit beisteuern.

Trotz der familiären Vorbilder ist Edda Albanus-Koch erst spät zur Ahnenforschung gekommen. "Als Kind hat mich das nicht interessiert. Die Menschen, mit denen mein Vater sich austauschte, waren für mich ja alle alt." Der Tod einer Tante führte Ende der 1980er Jahre dazu, dass Albanus-Koch mehr über ihre Verwandten erfahren wollte. Ihre Großeltern stammen aus Freyburg (Unstrut). "Dort habe ich im Archiv viele Unterlagen meines Großvaters gefunden und von dort aus immer weiter geforscht", erinnert sich Edda Albanus-Koch. Jahrelang ist sie auf den Spuren ihrer Ahnen in die DDR gereist. "Das war schon abenteuerlich. Teilweise musste ich die Menschen mit Kaffee 'bestechen', damit ich Fotos von Grabsteinen, Kirchenbüchern etc. machen durfte."

Damals war sie Krankenschwester, arbeitete ausschließlich im Nachtdienst. "Da hatte ich tagsüber Zeit für die Ahnenforschung", schmunzelt sie. Zeit für ihr Hobby findet die Praktikerin, wenn die Schönheitspflege ansteht: Edda Albanus-Koch dreht sich ihre Locken selbst und sitzt dafür zweimal pro Woche eine Stunde unter der Trockenhaube - dann ist Zeit für Ahnenforschung. Sie schnappt sich ihr Tablet und startet die Online-Recherche.

"Mein Vater und Großvater mussten noch jeden anschreiben. Heute braucht man nur zu googlen", sagt Edda Albanus-Koch. "Man muss etwas Ausdauer mitbringen, sich mitunter durch mehrere Seiten Suchergebnisse wühlen. Aber es lohnt sich!" Wenn man weiß, dass die Vorfahren in einer bestimmten Stadt oder Region gelebt haben, sollte man dort seine Suche starten. "Oft gibt es dort Heimat- oder Ahnenforscher, an die man sich wenden kann. Ich rufe dann meist direkt an und frage nach. Mitunter kann man sich gegenseitig weiterhelfen", rät die Ahnenforscherin. Zudem bieten immer mehr Archive auch Online-Services an. "Lieber früh anfangen mit der Ahnenforschung", rät Edda Albanus-Koch. "Wenn die älteren Verwandten plötzlich verstorben sind, kann man sie nicht mehr fragen." Großeltern hätten oft noch alte Bilder oder Dokumente in ihren Schubladen, die bei der Suche nach den Vorfahren helfen können.

Edda Albanus-Koch und ihrer Familie ist es ein großes Anliegen, ihr Wissen nicht für sich zu behalten, sondern es allen zugänglich zu machen. "Mein Vater wollte vor dem Zweiten Weltkrieg ein Heimatmuseum gründen und hat dementsprechend viel gesammelt", berichtet Albanus-Koch. Sie hat in den vergangenen Jahren etliche historische Bücher, Schriften, Gegenstände und Dokumente an die "Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt" gegeben. Darunter z.B. ein gravierter Silberlöffel aus dem Hausrat von Turnvater Jahn oder ein Buch von 1500. "Was soll ich denn hier zuhause damit? In Museen und Archiven sind die Sachen doch viel besser geschützt, werden fachgerecht erhalten, restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht", ist die Seniorin überzeugt. Auch das 90 Jahre alte Poesiealbum ihre Onkels wird sie dem Amtsarchiv Büsum-Wesselburen geben "damit auch andere Ahnenforscher die Chance haben, etwas über ihre Familien herauszufinden".

Erlösung ist nicht käuflich

Die evangelischen Christen feiern am Sonntag, 31. Oktober, den Reformationstag in Erinnerung an Martin Luther (1483-1546).

Der Theologieprofessor Martin Luther gilt als Reformator der Kirche: Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther der Überlieferung nach 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Luther war der Überzeugung, dass Sünden nicht einfach durch einen gekauften Ablassbrief, damals eine wichtige Einnahmequelle der römischen Kirche, getilgt werden können.

Mit seinen 95 Thesen wollte er zur theologischen Auseinandersetzung über Ablass und Buße anregen - und leitete damit die Reformation der Kirche ein. Der 31. Oktober gilt daher als Geburtsstunde der protestantischen Kirche.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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